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Augsburg: Neuer Augsburger Baureferent will Fuggerstraßen-Sanierung in Angriff nehmen

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Neuer Augsburger Baureferent will Fuggerstraßen-Sanierung in Angriff nehmen

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    Steffen Kercher will einen neuen Anlauf für die Sanierung der Fuggerstraße nehmen.
    Steffen Kercher will einen neuen Anlauf für die Sanierung der Fuggerstraße nehmen. Foto: Michael Hochgemuth

    Der neue Augsburger Stadtbaurat Steffen Kercher will eine Perspektive für eine Sanierung der Fuggerstraße schaffen. Kercher, der seit Anfang Mai im Amt ist, sagt, er habe in seiner bisherigen Zeit in Augsburg mitbekommen, dass das Thema die Bürger beschäftige. Laut den ursprünglichen Zeitplanungen hätte der Umbau zum Boulevard zügig auf den Umbau des Königsplatzes vor zehn Jahren folgen sollen - doch dann geschah auf der früheren Hauptverkehrsachse, die durch Kö-Umbau und Verkehrsumlegung zur kaum befahrenen Erschließungsstraße wurde, nichts. Es gab Diskussionen über die dann notwendigen Baumfällungen, dann fehlte das Geld. Kercher will nun neue Lösungen anstoßen, die allerdings von den bisherigen Plänen abweichen könnten.

    So sahen die Illustrationen zur Neugestaltung der Fuggerstraße vor elf Jahren aus.
    So sahen die Illustrationen zur Neugestaltung der Fuggerstraße vor elf Jahren aus. Foto: Illustration: Projekt Augsburg City

    Wie berichtet ist vorgesehen, die Fuggerstraße zu einem Boulevard mit Plattenbelag umzubauen. Das herausragendste Merkmal der Straße wäre aber eine vierreihige Baumallee nach historischem Vorbild. Dazu sollen in der Straßenmitte zwei weitere Baumreihen gepflanzt werden. Problem: Um eine einheitliche Höhe des Blätterdachs zu bekommen, sollten laut alten Planungen alle etwa 50 Linden, die momentan die Fahrbahn am Außenrand säumen, gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden. Schon damals regte sich Widerstand, angesichts der Diskussionen über den Klimawandel dürften Baumfällungen heute noch schwieriger durchzusetzen sein. Kercher sagt, man müsse über einen "Kompromiss zum Baumerhalt" nachdenken. Das Thema habe heute mehr Wichtigkeit als in früheren Zeiten. Angesichts der Finanzlage der Stadt sei auch fraglich, ob es die große Lösung werden könne. "Wir müssen sehen, ob man mit bescheidenen Haushaltsmitteln eine Lösung hinbekommt, die dennoch langfristig tragfähig ist." Die Umgestaltung hätte nach etwa zehn Jahre alten Schätzungen der Stadt um die zehn Millionen Euro gekostet. Inzwischen dürften die Baukosten deutlich höher ausfallen.

    Augsburgs Baureferent zu wichtigen Augsburger Zukunftsthemen

    Kercher, der Nachfolger des langjährigen Baureferenten Gerd Merkle (CSU) ist, skizzierte am Dienstag vor der Presse seine grundsätzlichen Überlegungen zu einigen Themen. Generell werde Augsburg als wachsende Stadt vor Herausforderungen gestellt. Diese seien aber lösbar, sagt Kercher, der zuvor in der Bauverwaltung der Stadt München tätig war, wo das Wachstum noch weit stärker ausgeprägt ist. "Es geht nicht um die Größe an sich, sondern wie man das Wachstum organisiert." Ein Thema sei das verdichtete Bauen wie beispielsweise am mittleren Ladehof am Hauptbahnhof, um Flächen zu sparen. 

    Beim Verkehr will Kercher den Kurs der Koalition fortsetzen, Fuß-, Rad- und öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Dies müsse nicht immer mit einer Einschränkung des Autoverkehrs einhergehen. Wenn die Städte etwa mehr Freiheit beim Verhängen von Tempo 30 bekommen, könne man Wie berichtet will Augsburg zudem fußgängerfreundlicher werden. Manche Dinge wie Querungsmöglichkeiten ließen sich aber nicht über Nacht schaffen. Man werde nun ein Konzept mit Leitzielen erarbeiten. 

    Beim Thema Wohnen hofft Kercher, dass der aktuelle Einbruch bei der Bautätigkeit nur vorübergehend sei. "Der Markt wird sich in zwei bis drei Jahren wieder fangen." Laufende Projekte hätten freilich das Problem, dass die Steigerung bei den Kreditzinsen so noch nicht eingepreist sei. Seitens der Stadt wolle man versuchen, Prozesse in der Genehmigung zu beschleunigen. An der Grundrichtung, Investoren zum Bau eines Anteils an geförderten Wohnungen zu verpflichten, werde man nichts ändern. An der einen oder anderen Stelle könne man die Regelungen aber optimieren.

    Augsburg ist auf dem Weg zur fußgängerfreundlichen Stadt

    Grundsätzlich werde es darauf ankommen, Wohnen, Mobilität und Arbeit stärker im Zusammenhang zu denken. "Man sieht ja im persönlichen Leben, wie die Dinge stärker miteinander verwoben werden", so Kercher. Ein Beispiel sei das Thema Homeoffice. In Haunstetten Südwest will die Stadt neue Wege bei der Quartiersplanung gehen. Im kleineren Maßstab, so Kercher, sei das schon auf der Weltwiese in Kriegshaber denkbar. Dort will die Wohnbaugruppe die alten Wohnblocks abreißen und mittels Nachverdichtung 1100 Wohnungen schaffen. Die geplante Straßenbahnlinie 5 werde in der Quartiersplanung mitgedacht. "Die Linie 5 ist nicht nur ein Verkehrs-, sondern ein Stadtentwicklungsprojekt", so Kercher. Für das Quartier auf der Weltwiese sei eine Quartiersgarage für Autos geplant, für die Alltagsbesorgungen sollten die Bewohner aber aufs Auto verzichten können. "Das geht über sinnvolle Wegeketten: Wer morgens das Haus verlässt, kann das Kind in die Kita bringen, dann zum Bäcker gehen und direkt weiter mit der Straßenbahn in die Arbeit fahren." Diese Einrichtungen so zu planen, dass man zu Fuß effizient Alltagsbesorgungen erledigen könne, eröffne erst die Perspektive für den Nutzungsverzicht aufs Auto. "Es geht nicht darum, dass man das Auto nicht mehr nutzen darf, sondern es geht darum, die Wahlfreiheit zu bieten." 

    Kercher, 48, wohnt unter der Woche in Augsburg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Familie hat ihren Lebensmittelpunkt im Raum München behalten. Die Wochenenden werden gemeinsam verbracht. Nach einer Ausbildung zum Bauzeichner studierte Kercher, der gebürtig aus Baden kommt, in Berlin Stadtplanung und war zuletzt 15 Jahre in der Münchner Bauverwaltung tätig. Dort veranwortete er dort größere Entwicklungsmaßnahmen, etwa die Entstehung neuer Wohngebiete. Kercher gehört keiner Partei an. Es ist das erste Mal in Augsburg, dass ein Referent abweichend von den Legislaturperioden des Stadtrats gewählt wird. Kerchers Amsperiode endet 2029. 

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