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Augsburg: Augsburgs letzter Färberturm wird zum Treffpunkt im Textilviertel

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Augsburgs letzter Färberturm wird zum Treffpunkt im Textilviertel

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    Augsburgs letzter historischer Färberturm  ist fertig saniert.
    Augsburgs letzter historischer Färberturm ist fertig saniert. Foto: Michael Hochgemuth

    Der alte Färberturm ist der letzte seiner Art in Augsburg. Früher brauchte man ihn zum Trocknen von Stoffen, später war er Pferdestall und zuletzt Lagerraum, in dem es auch einmal brannte. Nun wurde das Baudenkmal auf dem Gelände der früheren Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS) aufwendig saniert. Es steht exemplarisch für moderne Stadtentwicklung. Ab sofort soll der Färberturm auch zu einem Treffpunkt für neue und alteingesessene Bewohner im Textilviertel werden.

    Am Donnerstag war offizielle Schlüsselübergabe. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) übergab das über 200 Jahre Baudenkmal an die Bürgeraktion Textilviertel. Die Bürgeraktion will das historische Gebäude neu beleben. Geplant sei ein "kleines, feines Stadtteilzentrum", sagte Renate Rampp von der Bürgeraktion. Dort soll es ein breit aufgestelltes Mitmach-Programm für alle Bevölkerungs- und Altersgruppen geben - bis hin zu handwerklichen Arbeiten mit den "Augsburger Textilmotten". Der Betrieb wird unter Corona-Hygieneregeln starten, im kommenden Jahr soll es ein großes Fest mit benachbarten Einrichtungen auf dem AKS-Gelände geben.

    Soll ein Treffpunkt für Bürger werden: Der sanierte Färberturm.
    Soll ein Treffpunkt für Bürger werden: Der sanierte Färberturm. Foto: Michael Hochgemuth

    Warum der alte Färberturm unter Denkmalschutz steht und von der Stadt vor dem Verfall gerettet wurde, hat viele Gründe. Der 225 Jahre alte Bau steht symbolisch für die große Augsburger Textilgeschichte. Er stammt noch aus der Zeit des Umbruchs vom Textilhandwerk zur Textilindustrie. Früher gab es viele solcher Türme in der Stadt. Dort wurden gefärbte Stoffe zum Trocknen aufgehängt. Der Färberturm auf dem AKS-Gelände an der Ecke zum Martinipark ist jedoch der letzte seiner Art, der heute noch erhalten ist.

    Textilviertel: Sanierung des Färberturms war ein schwerer Fall

    Lange war nicht klar, was mit dem immer stärker verfallenden Gebäude geschehen soll. Dann entschied sich die Stadt für eine Sanierung, die allerdings alles andere als einfach war. Das Planungsbüro "3+architekten" beschäftigte sich mit dem Projekt elf Jahre lang, die eigentliche Sanierung begann 2018 und dauerte zweieinhalb Jahre. 1,2 Millionen Euro wurden verbaut, wobei hohe Fördermittel flossen. Ziel der Sanierung war, auf der einen Seite viel historische Bausubstanz zu erhalten und auf der anderen Seite eine moderne Nutzung des Gebäudes möglich zu machen. Die Architekten entschieden sich für einen Kunstgriff, um alle Wünsche zu erfüllen. In einer sogenannten Haus-in-Haus-Lösung wurden die neuen Räume als in sich geschlossene Kuben in die alte Gebäudehülle hineingebaut. Dabei spielt der natürliche Baustoff Holz eine dominierende Rolle.

    Die Sanierung sei wunderschön gelungen, freute sich OB Weber, der Turm biete eine "Wohlfühl-Atmosphäre fürs Textilviertel". Sie wünscht sich, dass möglichst viele Menschen den Treffpunkt annehmen und ein lebendiges Miteinander von alteingesessenen und neuen Bewohnern entsteht. Doch die neue Nutzung ist noch nicht alles. Der Färberturm steht nun auch exemplarisch für die gelungene Entwicklung eines Stadtquartiers.

    Das Denkmal in Augsburg gilt als Symbol

    Auf dem Gelände der alten Kammgarnspinnerei ist in den vergangenen Jahren ein neuer Kultur-Standort mit Einrichtungen wie dem Staatlichen Textil- und Industriemuseum entstanden, um den sich ein modernes Viertel für Wohnen und Gewerbe mit guter Nahversorgung und Grünzonen gruppiert. Dafür haben vor allem die frühere Kulturreferentin Eva Leipprand (Grüne) und auch Augsburgs Baureferent Gerd Merkle (CSU) wichtige Arbeit geleistet. Beide haben sich auch für die Sanierung des historischen Färberturms stark gemacht, mit weiteren Akteuren wie Renate Rampp von der Bürgeraktion und dem früheren SPD-Fraktionschef Karl-Heinz Schneider. Leipprand sagte, "der Färberturm kann zum Heimatturm werden." Dort könne man noch die alte Augsburger Architektur spüren und ihn dennoch zeitgemäß nutzen. Aus der alten Industriebrache auf dem AKS-Gelände sei durch sorgfältige Stadtplanung ein zukunftsfähiges Quartier geworden.

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