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Augsburg: Augsburgs Kinderklinik spürt die aktuelle Corona-Welle "deutlich intensiver"

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Augsburgs Kinderklinik spürt die aktuelle Corona-Welle "deutlich intensiver"

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    An der Kinderklinik werden derzeit mehrere junge Patientinnen und Patienten, die mit Corona infiziert sind, behandelt.
    An der Kinderklinik werden derzeit mehrere junge Patientinnen und Patienten, die mit Corona infiziert sind, behandelt. Foto: Marcel Rother (Archiv)

    An den Schulen und Kitas merkt man es, Corona-Fälle gibt es derzeit nahezu überall. Bei den Sechs- bis Elfjährigen lag der Inzidenzwert in Bayern zuletzt bei fast 3900. Das Augsburger Gesundheitsamt ging vorige Woche davon aus, dass mindestens fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen aktuell mit dem Coronavirus infiziert sind – Tendenz steigend. An der Kinderklinik des Augsburger Universitätsklinikums spürt man die Omikron-Welle inzwischen auch deutlich. Es gibt mehr Patienten und gleichzeitig mehr Ausfälle beim Personal. Die meisten Corona-Erkrankungen verliefen relativ mild, sagt Prof. Michael Frühwald, Direktor der

    Am Freitag kamen sechs Corona-Fälle in die Augsburger Kinderklinik

    Stand Dienstag wurden an der Kinderklinik acht junge Patientinnen und Patienten, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, behandelt, ein Kind war auf der Intensivstation. Während bisher die Corona-Infektion meist nur eine Nebendiagnose bei einer anderen Erkrankung gewesen sei, sei Covid-19 nun oft die Hauptdiagnose, sagt Frühwald. In den vergangenen Tagen seien jeweils zwei bis drei Patienten wegen einer Corona-Erkrankung in die Kinderklinik gebracht worden. Es gab aber auch Tage mit mehr Andrang. Am Freitag etwa waren es sechs Corona-Fälle, dazu noch ein junger Patient mit dem sogenannten PIMS-Syndrom.

    Prof. Michael Frühwald ist Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche am Uniklinikum Augsburg.
    Prof. Michael Frühwald ist Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche am Uniklinikum Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    PIMS ist ein schweres entzündliches Krankheitsbild, das bei Kindern und Jugendlichen einige Wochen nach einer Corona-Infektion auftreten und verschiedene Organe betreffen kann. Rein Covid-bedingte Todesfälle gab es an der Kinderklinik bislang nicht. Bei einer schwer vorerkrankten Patientin sei das Virus einer von mehreren Gründen für deren Tod gewesen. Erst kürzlich sei ein drei Monate altes Kind an einem schwerem Herzfehler mit Covid-Infektion gestorben.

    Corona-Lage an der Kinderklinik: Die aktuelle Welle ist "deutlich intensiver"

    Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden an der Kinderklinik in Augsburg rund hundert Kinder mit Covid-19 stationär betreut. Die aktuelle Corona-Welle sei „deutlich intensiver“, vor allem auch, weil es viele Personalausfälle gebe, sagt Michael Frühwald. Eine höhere Zahl an Covid-Patienten sei auch deshalb eine Herausforderung, weil die Kinder strikt isoliert werden müssten. Der Mediziner sieht seine Klinik aber gewappnet für steigende Zahlen. In der Notaufnahme habe man nun ein „sehr konsequentes Konzept“ zur Trennung von Covid-Fällen und Verdachtsfällen von anderen Patienten eingeführt – auch deshalb, weil die Zahl der Kinder und Jugendlichen steige, die ambulant dort betreut würden.

    Die Symptome der an Corona erkrankten Kinder seien vielfältig, sagt Frühwald. „Sie reichen bei Säuglingen und Kleinkindern von Nahrungsverweigerung bis zu fieberhaften Infekten mit vor allem Atemwegsinfekten.“ Die Übergänge seien aber häufig fließend, so könne eine Covid-Infektion auch zu Bauchschmerzen führen wie bei einer Blinddarmentzündung. Verläuft die Infektion mild, können viele nach wenigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Bei manchen Kindern, vor allem mit Vorerkrankungen, daure der Aufenthalt aber auch mal sieben bis zehn Tage.

    Frühwald befürchtet, dass demnächst vermehrt Kinder mit dem PIMS-Syndrom ärztliche Hilfe benötigen, da die Gruppe der Ungeimpften jetzt „komplett durchseucht“ werde. Am Mittwoch wurde ein Kind mit PIMS neu auf die Intensivstation aufgenommen. Die Datenlage zu den Erwachsenen zeige eine Reihe von Langzeitschäden, die man auch bei den Kindern befürchte. Der Arzt sagt: „Wenn man die Infektion verhindern kann, dann sollte man es tun.“ Aktuell gehe das nur auf einer einsamen Insel - oder mit der Impfung.

    Für unter Fünfjährige gibt es derzeit noch keinen zugelassenen Impfstoff, für Fünf- bis Elfjährige empfiehlt die Stiko die Impfung für Kinder mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf – und für Kinder, die Angehörige haben, die nicht geimpft werden können oder bei denen eine Impfung nicht so gut wirkt. Eine mögliche Impfplicht für Kinder lehnt Frühwald ab. „Ich bin dafür, dass Eltern, wenn sie einen schweren Verlauf fürchten, ihre Kinder impfen lassen dürfen“, sagt er. Wichtig sei eine Aufklärung über Vor- und Nachteile, bei der ein Einverständnis mit Eltern und Arzt erzielt werde.

    Corona-Impfung für Kinder: Bisher keine schweren Nachwirkungen

    Gerüchte, es müssten derzeit eine Reihe von Kindern wegen Herzproblemen nach der Impfung behandelt werden, teils auch mit Herzschrittmacher, widerspricht der Mediziner. „Schwere Nachwirkungen nach der Impfung haben wir bislang nicht beobachtet“, sagt er. „Stationär wurde genau eine Patientin nach Impfung mit einer milden Myokarditis aufgenommen.“ Dagegen stünden aber eine ganze Reihe von Kindern mit Herzproblemen nach einer Infektion – etwa nach dem PIMS-Syndrom. Eine ungeimpfte junge Patientin habe einen Herzschrittmacher erhalten.

    Wann sollten Eltern mit ihrem positiv getesteten Kind ärztliche Hilfe holen? Immer dann, sagt Frühwald, wenn die Erkrankung kontinuierlich schlimmer oder aber trotz mehrerer Tage Beobachtung nicht besser werde. Etwa, wenn ein Kind nicht trinke, immer schwächer werde, Gewicht verliere oder das Fieber über mehrere Tage anhalte. Bei besorgniserregenden Symptomen – etwa wenn das Kinder nur noch schlafe oder von Herzstolpern berichte – sollte man sofort aktiv werden. Der Klinik-Direktor meint: „Im Zweifel lieber einmal mehr als einmal weniger zum Arzt.“

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