Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Augsburger wollen autofreie Maxstraße

Augsburg

Augsburger wollen autofreie Maxstraße

    • |
    Soll die Maximilianstraße in der Augsburger Innenstadt komplett autofrei werden? Bei der Bürgerversammlung wurde ein entsprechender Antrag verabschiedet.
    Soll die Maximilianstraße in der Augsburger Innenstadt komplett autofrei werden? Bei der Bürgerversammlung wurde ein entsprechender Antrag verabschiedet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Alle Autos sollen aus der Maximilianstraße verbannt werden – und die Semmeltaste für halbstündiges kostenloses Parken soll schnellstmöglich abgeschafft werden. Das wurde bei der vergangenen Bürgerversammlung im Goldenen Saal des Rathauses von den anwesenden Bürgern beschlossen. Nun muss der Augsburger Stadtrat über diese Themen beraten.

    Das 13. Stadtteilgespräch für die Innenstadt und die Jakobervorstadt unterschieden sich nicht nur dadurch von vorigen Veranstaltungen, dass es gleichzeitig die jährliche Bürgerversammlung der Stadt war. So gestaltete den Auftakt im Plenum an diesem Abend Bürgermeisterin Eva Weber (CSU), weil Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) zu diesem Zeitpunkt der Andacht in der Moritzkirche beiwohnte, wo des bei einer Gewalttat getöteten Feuerwehrmanns gedacht wurde. Auch im Goldenen Saal gedachte man mit einer Schweigeminute.

    Die Anträge zur Maxstraße und zur Semmeltaste in der Bürgerversammlung kamen zu einem Zeitpunkt, an dem ein großer Teil der Zuhörer bereits gegangen waren. Zuvor hatten rund 280 Augsburger fast vier Stunden lang mit OB Gribl und den Referenten der Stadtregierung über die Zukunft der Innenstadt und der Jakobervorstadt diskutiert. Weil die Bürgerversammlung gleichzeitig die Gesamtstadt betraf, waren auch Themen aus anderen Stadtteilen zulässig. Bei der jährlichen Bürgerversammlung kann jeder wahlberechtigte Bürger Anträge stellen, über die abgestimmt wird. Die Empfehlungen aus der Bürgerversammlung müssen innerhalb von drei Monaten vom Stadtrat behandelt werden.

    Augsburg: Die vielen Autos sind vielen ein Dorn im Auge

    Einen Schwerpunkt des Abends bildete der Verkehr – sowohl verstopfte Straßen als auch parkende Autos sind vielen in der Innenstadt ein Dorn im Auge. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen gab es kaum Rufe nach mehr Parkplätzen. Viele Beiträge befassten sich damit, wie man die Innenstadt mit weniger Autos lebenswerter machen könnte. Die Maximilianstraße lag mehreren Teilnehmern am Herzen. So empfindet eine Anwohnerin die Straße als leblos, sie stört sich an Autos, der Gastronomie und den Partys auf der Straße, die den Eindruck der schönen Gebäude störten. Dem widersprach Baureferent Gerd Merkle – der als Architekt das italienische Flair der Straße unterstrich.

    Auch die Gastronomie verteidigte er als wichtiges Element von Augsburgs Prachtmeile. Natürlich wäre die Straße ohne parkende oder zu später Stunde kreisende Autos noch schöner. Bäume, wie die Frau vorgeschlagen hatte, seien schon deshalb nicht möglich, weil unter der Straße römische Schätze, Keller und andere Hinterlassenschaften schlummerten. Eine konsequente Begrünung „im Rahmen des Möglichen“, beispielsweise durch Pflanzkübel, versprach Oberbürgermeister Gribl.

    Laut Merkle gibt es einen Stadtratsbeschluss, nach dem ab 20.30 Uhr kein Auto mehr in die Maximilianstraße fahren darf, der aber noch nicht umgesetzt wurde. Der neue Fahrradstreifen in der Maximilianstraße wurde gelobt – eine Vertreterin des Fahrradclubs ADFC wollte wissen, bis wann alle parkenden Autos verschwinden würden, die derzeit noch einen Teil des Streifens belegen. Ein weiterer Teilnehmer wollte wissen, wann die Stadt eine „Parkraumreform“ plane, mit Abschaffung der Semmeltaste, einer Anpassung der Parkgebühren und beispielsweise Parkplätzen für Lastenräder. Merkle sagt, dass es dazu derzeit keine Bestrebungen gebe.

    Öffentlicher Nahverkehr soll weiter ausgebaut werden

    Auf die Frage nach einer Verkehrsstrategie für die Innenstadt erklärte Gribl, dass die Innenstadt auf lange Sicht von Durchgangsverkehr befreit werden müsse. „Wer nicht in die Innenstadt muss, soll auch nicht in die Innenstadt geführt werden“, sagte er. Als Maßnahmen nannte er etwa die geplante Tangente im Osten der Stadt, aber vor allem die klare Entscheidung, den öffentlichen Nahverkehr weiter auszubauen. Er verwies auf die steigenden Fahrgastzahlen, die sich von 57 Millionen Fahrgästen 2008 auf jetzt 64 Millionen erhöht hätten. In einer gewachsenen Stadt bräuchten solche Entwicklungen Zeit – doch Augsburg sei auf einem guten Weg.

    Baureferent Merkle sagte, es sei ein Umdenken von allen Beteiligten erforderlich. „Im Sinne unserer Kinder und Enkelkinder müssen wir uns verantwortungsbewusst Gedanken machen“, sagte er. Auch er setzt auf einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr, mehr Fahrradverkehr und beispielsweise Park-and-ride-Plätze am Stadtrand. Jeder müsse im Sinne des Umweltschutzes sein eigenes Verkehrsverhalten hinterfragen sagte er, wofür er vom Publikum Applaus bekam.

    Auch dass Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs in Augsburg nicht im Internet beim Kartendienst Google Maps zu finden sind, führte zu einem Auftrag an den Stadtrat. Zuvor hatte Stadtwerke-chef Walter Casazza argumentiert, Google sei mit diesem Thema nicht auf Augsburg zugekommen, weil die Stadt zu klein sei. Er verwies auf die eigene Nahverkehrs-App der Stadtwerke. Eine Besucherin widerlegte ihn, indem sie vorführte, dass beispielsweise in Bamberg die Nahverkehrs-Route vom Bahnhof zum Rathaus auf der Suchmaschine hinterlegt ist – in Augsburg dagegen nicht. Die Bürgerversammlung beauftragte den Stadtrat, sich auch um dieses Thema zu kümmern.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden