Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Augsburger Vesperkirche: Wenn Kirche mehr ist als ein Ort fürs Gebet

Augsburg

Augsburger Vesperkirche: Wenn Kirche mehr ist als ein Ort fürs Gebet

    • |
    • |
    • |
    Die Vesperkirche in St. Paul hat ihre Tore wieder geöffnet. An der Essensausgabe bildet sich jeden Tag eine lange Schlange.
    Die Vesperkirche in St. Paul hat ihre Tore wieder geöffnet. An der Essensausgabe bildet sich jeden Tag eine lange Schlange. Foto: Marcus Merk

    In der evangelisch-lutherischen Kirche St. Paul in Pfersee herrscht am Montag ordentlich Betrieb. Kurz vor Mittag tummeln sich viele Menschen im Innenraum der Kirche. Die Sitzbänke für die Gottesdienste sind kleinen Tischen gewichen, drum herum sitzen Leute, trinken Kaffee und tauschen sich aus. Die Augsburger Vesperkirche hat am Sonntag zum zweiten Mal ihre Tore geöffnet, bis 23. Februar sind täglich von 11 bis 15 Uhr alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, gemeinsam zu essen und sich auszutauschen. Alter, Herkunft und soziale Schicht sollen keine Rolle spielen, das Essen kostet einen symbolischen Euro. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl an Angeboten wie einen Kleiderflohmarkt oder einen Friseur.

    Bereits 2024 hatte die Vesperkirche zahlreiche Besucher angezogen. Umso glücklicher waren die Pfarrerinnen Sabine Dempewolf und Marianne Werr, dass sie die Möglichkeit haben, das Ganze in diesem Jahr erneut zu veranstalten. „Es hat im letzten Jahr eigentlich genau das bewirkt, was wir uns gewünscht haben: Dass Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten und unterschiedlicher Altersgruppen zusammenkommen“, sagt Dempewolf. Auch diesmal sei das wieder das Ziel. Die Pfarrerinnen rechnen sogar damit, dass die Vesperkirche heuer noch mehr Leute anziehen werde.

    Augsburger Vesperkirche: Persönlicher Kontakt als Schlüssel zum Erfolg

    Man habe auch noch einmal nachgebessert und das ergänzt, was den Gästen im vergangenen Jahr gefehlt habe. Zum Beispiel sei vermehrt die Nachfrage nach Seelsorge aufgekommen. Nun gebe es einige Seelsorger vor Ort, an die sich die Besucherinnen und Besucher wenden können. Außerdem habe man gemerkt, wie wichtig der persönliche Kontakt zu den Gästen sei. Besonders wenn es um Beratungsangebote, beispielsweise zum Thema Demenz gehe, sei es besser, wenn die Berater sich unter die Gäste mischen und es diesen so erleichtern, auf die Angebote einzugehen. „Sonst ist da teilweise noch eine gewisse Hemmschwelle“, erklärt Werr. Der direkte Kontakt sei ohnehin das, was die Vesperkirche ausmache, ergänzt Dempewolf. Deshalb arbeite man diesmal mehr mit Menschen und weniger mit Schildern.

    Ansonsten ist der Ablauf ziemlich ähnlich: Ab 11 Uhr können die Gäste sich in der Kirche einfinden, mit dem Glockenschlag um 12 Uhr beginnt die Essenausgabe. Gegen 14 Uhr gibt es das sogenannte „Mittagshäppchen“, eine musikalische Einlage, bei der im Lauf der zwei Wochen verschiedene Chöre und Musiker singen und spielen werden. Die Musik solle aber nicht wie ein Konzert wahrgenommen werden, sondern begleitend wirken und die Menschen dazu bewegen, auch nach dem Essen noch zu bleiben. Außerdem sei man so nicht mehr gezwungen, die ganze Zeit zu sprechen, sondern könne einfach der Musik lauschen.

    Bei den Besucherinnnen und Besuchern sorgt die Vesperkirche für positive Stimmung. „So etwas ist hervorragend: Einen Raum zu schaffen, in dem man sich begegnen kann, ohne das man dazu gezwungen ist, viel Geld auszugeben“, sagt Wolfgang Dworzak, der es sich mit einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht hat. Besonders wenn es draußen zu kalt sei, um sich zu treffen, seien solche Räume wichtig. Außerdem schätzt er das gute Essen, erzählt er lachend. Oft sei dies auch ein guter Aufhänger für ein Gespräch. Die Vesperkirche hat sich bereits etabliert, viele Gäste kennen sie von der Premiere. „Ich war letztes Jahr einmal mit den Samstagspilgern hier“, erzählt ein Besucher. Er finde die Idee toll und sei gespannt, mit wem er ins Gespräch kommen werde. Ein andere Besucherin erzählt, dass sie im Vorjahr nicht in die Kirche gekommen sei, weil so viel los war. „Aber ich dachte mir: Da muss ich dieses Jahr nochmal wiederkommen.“ Vor allem die netten Leute, mit denen man ins Gespräch komme, schätze sie besonders. Außerdem lobt sie die Organisation und das Angebot. Nur manchmal sei es ihr fast ein bisschen zu voll.

    Die Stimmung in der Vesperkirche ist durchwegs positiv. So auch bei Wolfgang Dworzak und der ehrenamtlichen Helferin Dorothea-Ruth Leuchs.
    Die Stimmung in der Vesperkirche ist durchwegs positiv. So auch bei Wolfgang Dworzak und der ehrenamtlichen Helferin Dorothea-Ruth Leuchs. Foto: Marcus Merk

    Kleiderflohmarkt, Friseur und vieles mehr - Vielfältiges Programm in der Vesperkirche

    In der Vesperkirche gibt es nicht nur Essen und Gespräche: Die Diakonie Augsburg veranstaltet in der ersten Woche einen Kleiderflohmarkt. Wie im letzten Jahr gibt es Kleidung aller Art, teils aus zweiter Hand, teils auch neu, zum kleinen Preis. Angeliefert werden die Sachen vom Laden „Kiloweise“ der Diakonie Augsburg. Aber auch andere Waren, zum Beispiel Elektrogeräte, gibt es zu kaufen. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt eine Mitarbeiterin der Diakonie. Im letzten Jahr habe man noch nicht genau gewusst, was zu man zu erwarten habe, diesmal habe man sich noch besser auf die Gäste eingestellt.

    Am Montag waren außerdem Friseur-Azubis von der Berufsschule 2 vor Ort und schnitten den Besuchern die Haare. In den kommenden Tagen soll es noch Fußpflege, Maniküre sowie Massagen geben. „So können es sich auch Leute gut gehen lassen, die sonst nicht die Möglichkeit dazu haben“, sagt Marianne Werr.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden