Die Augsburger Stadtwerke fordern angesichts der aktuellen Situation an den Energiemärkten einen staatlichen Rettungsschirm. Momentan mache das stadteigene Unternehmen Verlust und schreibe rote Zahlen, weil man die Preisexplosion an den Energiemärkten nicht voll an die Kundschaft weitergeben könne und wolle, sagt Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg. Er warnt: "Es sieht nicht so aus, als ob sich die Lage bessern wird – ganz im Gegenteil. Ohne Rettungsschirm werden viele Stadtwerke die jetzige Situation nicht unbeschadet überstehen können." In Augsburg sei man zwar noch in der Lage, zu investieren, allerdings verschiebe man einen Teil der Investitionen. Auch der Deutsche Städtetag und der Verband kommunaler Unternehmen, in dem die deutschen Stadtwerke zusammengeschlossen sind, forderten zuletzt einen Rettungsschirm für in Bedrängnis geratene kommunale Versorger. Für manche werde es eng.
Sprecher der Stadtwerke: "Teils macht sich da Verzweiflung breit"
An den Energiebörsen seien die Preise aktuell um das Sieben- bis Zehnfache angestiegen, so Fergg. Was die Stadtwerke momentan kurzfristig zukaufen müssen, sei nur zu extrem hohen Preisen zu haben. Auch im Langfrist-Einkauf gingen die Preise nach oben. Gleichzeitig habe man Verträge mit Preisbindung gegenüber den Endkunden, die man erfüllen müsse. Diesen Verlust müsse man ausgleichen. Für Kunden und Kundinnen in der Grundversorgung müsse man Energie nachkaufen. "Es kommen jetzt, mehr oder weniger zeitverzögert, überall höhere Preise", so Fergg. "Und natürlich erschrecken manche Kunden angesichts der neuen Abschläge. Aber wir machen die Preise an den Energiebörsen nicht." Im Kundencenter der Stadtwerke registriere man inzwischen mehr besorgte Kundenanfragen. "Teils macht sich da auch Verzweiflung breit", schildert Fergg.
Hohe Zahlungsausfälle als Bedrohung für die Stadtwerke Augsburg
Bei den Stadtwerken geht man davon aus, dass sich die Lage im kommenden Jahr erst richtig zuspitzen werde. Aktuell habe man es mit Zahlungsausfällen von weniger als einem Prozent zu tun, für kommendes Jahr schätze man die Quote aber auf zehn Prozent. "Wir müssen damit rechnen, dass durch die gravierend steigenden Preise manche nicht mehr in der Lage sein werden, zu zahlen", so Fergg. Betreffende sollte sich frühzeitig rühren, damit der Kontakt zu Sozialbehörden oder Hilfsorganisationen hergestellt werden könne. Für das Unternehmen hätten zehn Prozent Zahlungsausfall aber erhebliche Konsequenzen. "Das wären dann Summen, die wir nicht mehr stemmen können", so Fergg.
Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) kommentierte die Situation im Kurznachrichtendienst Twitter am Freitag so: "Es ist eine vertrackte Situation für Stadtwerke. Und damit für unsere Bürger|innen. Ohne lenkenden Eingriff von der Bundesregierung wird es sprichwörtlich zappenduster."