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Augsburg: Augsburger Stadtmarkt: In der Fleischhalle läuft es nicht rund

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Augsburger Stadtmarkt: In der Fleischhalle läuft es nicht rund

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    Nachmittags herrscht oftmals in der Fleischhalle gähnende Leere. Etliche Imbissstände haben dann bereits geschlossen.
    Nachmittags herrscht oftmals in der Fleischhalle gähnende Leere. Etliche Imbissstände haben dann bereits geschlossen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    An den meisten Ständen sind die Rollläden unten. Nur vereinzelt kommen Kunden durch die Eingangstür, um einzukaufen. Es ist Freitagnachmittag, 16 Uhr. Während der Außenbereich des Stadtmarktes und die Viktualienhalle gut besucht sind, herrscht in der Fleischhalle gähnende Leere. Lediglich drei Metzgereien und ein Thai-Imbiss haben noch geöffnet. Ein mit Brettern vernagelter Stand, der seit Monaten leer steht, gibt dem trostlosen Anblick den Rest. Dass es in der Fleischhalle nicht rundläuft, daraus machen auch Beschicker kein Geheimnis. Und ein namhafter Augsburger Gastronom erzählt, warum er von seiner Überlegung, in der Fleischhalle einen Stand zu beziehen, Abstand nahm.

    Maria Limmer war schon immer eine Frau der klaren Worte. "Wenn das so weitergeht, sind wir in der Fleischhalle auf dem absteigenden Ast", sagt sie nun. Die 59-jährige Inhaberin der Metzgerei Hyna hat genug Erfahrung, um zu wissen, wovon sie spricht. Seit 44 Jahren arbeitet sie auf dem Stadtmarkt. Es sei ja nicht so, dass keine Menschen auf dem Markt wären, sagt sie. "Der Stadtmarkt ist belebt und schön. Aber jeder, der zu uns in die Halle kommt, ist schockiert." Tatsächlich ist die Kundenfrequenz in der Fleischhalle unter der Woche nur punktuell rege.

    Maria Limmer sagt, mit der Sanierung hat die Fleischhalle an Gemütlichkeit verloren.
    Maria Limmer sagt, mit der Sanierung hat die Fleischhalle an Gemütlichkeit verloren. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Augsburger Stadtmarkt: In der Fleischhalle ist der Ansturm schnell vorbei

    Schwerpunkt ist die Mittagszeit, wenn die Menschen in der Stadt eine Arbeitspause einlegen, um auf dem Stadtmarkt etwas zu essen. Dann ist auch die Fleischhalle, in der ein paar Metzgereien und etliche Imbisse eine Vielfalt an unterschiedlichen Speisen anbieten, so gut gefüllt, dass freie Plätze an den Stehtischen Mangelware werden. Doch so schnell, wie die Besucherinnen und Besucher kommen, so rasch ist der Ansturm wieder vorbei. Für Stefan Settele, Chef des Traditions-Gasthauses Settele in Haunstetten, war genau das ein Grund, zumindest in der Fleischhalle sein Vorhaben aufzugeben.

    Helmut Kolper von der Allgäuer Käsehütte hat seinen Stand in der Viktualienhalle auf dem Augsburger Stadtmarkt schon über 22 Jahre. Neben Käsesorten aus der Region bieten er und seine Mitarbeiter, wie Astrid Adrovic, vor allem Käse aus Frankreich an. Daneben auch Butter, Milch und Joghurt. Am Stadtmarkt schätzt Kolper vor allem die Vielfalt der Angebote auf engstem Raum und den engen Kontakt zu den Kunden. Einige melden sich bei uns sogar ab, wenn sie in Urlaub fahren, erzählt er.
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    Der 48-Jährige hatte zusammen mit der Metzgerei Settele aus Haunstetten überlegt, in der Halle einen Stand zu eröffnen. Sein Cousin Karl-Heinz und dessen Sohn Maximilian Settele planten den Verkauf ihrer Fleisch- und Wurstwaren, der Gastronom und Koch wollte Gerichte anbieten. Daraus wurde aber nichts. Die Metzgermeister taten sich, wie viele Händler auch, schwer, Personal zu finden. Stefan Settele selbst nahm von der Idee Abstand, weil er in der Fleischhalle die nötige Aufenthaltsqualität vermisst. "Die Menschen kommen für ein rasches Mittagessen, dann sind sie wieder weg. In der Halle fehlt eine gemütliche Atmosphäre, um länger zu verweilen." Damit dürfte er Maria Limmer aus dem Herzen sprechen. Die Metzgerei-Inhaberin weiß, wann die Gemütlichkeit ihrer Meinung nach aus der Fleischhalle verschwand: mit der Sanierung vor rund fünf Jahren.

    Kritik an der Sanierung vor fünf Jahren

    Die Halle wirke seitdem kahl, es gebe kaum Sitzmöglichkeiten, sondern fast nur Stehtische, was gerade für ältere Menschen ein Problem sei. Maria Limmers Mängelliste ist noch länger. Den endgültigen Rest würden ihr die blauen Lampen und türkisfarbenen Hocker geben. "Wir kann man nur so kalte Farben auswählen", empört sie sich nach so langer Zeit immer noch. Tatsächlich hagelte es 2016 nach der Wiedereröffnung der Fleischhalle von Bürgerinnen und Bürgern viel Kritik am Innenumbau. Der damalige Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) und der zuständige Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) hingegen zeigten sich zufrieden. Mittlerweile gibt es offenbar noch ein weiteres Problem, nämlich die unterschiedlichen Öffnungszeiten der Stände.

    Für die Metzgereien, wie sie Maria Limmer betreibt, wird es in der Fleischhalle zappenduster, wenn die Imbissgeschäfte am Nachmittag ihre Rollläden herunterlassen. "Das macht keinen Spaß mehr", sagt sie. Kathrin Kranzfelder von der gleichnamigen Metzgerei, die ihren Verkauf im hinteren Teil der Halle betreibt, bestätigt das. "Seit Corona machen die meisten ab 15 Uhr zu. Die Kunden schauen vorne in die Halle rein, sehen, dass nichts los ist, und gehen wieder", schildert Kranzfelder. Das wirke sich auch auf ihr Geschäft aus. Traurig finde sie das. "Hätte jeder geöffnet, würde es mehr Menschen anziehen." Im Wirtschaftsreferat, das seit der neuen Regierung für den Stadtmarkt zuständig ist, will man die bekannte Problematik angehen.

    Wirtschaftsreferent Hübschle: Einheitliche Öffnungszeiten sind wichtig

    "Wir müssen sichern, dass der Kunde sein Angebot zu den Öffnungszeiten des Stadtmarktes findet", sagt Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU). Schließlich lebe der gesamte Markt davon. "Wenn ich meinen speziellen Käse nicht bekomme, gehe ich vielleicht auch nicht mehr in die Fleischhalle", erklärt der Referent. Er wisse aber auch, dass manche Händler sich schwertun, Mitarbeiter zu finden. Generell sei die Bewerbungslage für die Stände auf dem Stadtmarkt "ganz gut". Dass der ehemalige Stand der Firma Seeßle in der Fleischhalle seit Monaten leer stehe, sei den Verzögerungen in der Umsetzung des Umbaus geschuldet. Den Interessenten gebe es nach wie vor, versichert Hübschle. Wie berichtet, will Sven Olufs, Betreiber des Schlachthof-Restaurants, den Stand pachten. Auch Stefan Settele vom gleichnamigen Gasthaus hat seine Pläne für den Stadtmarkt nicht aufgegeben.

    Was Stefan Settele gerne auf dem Stadtmarkt anbieten würde

    Zwar kommt für ihn die Fleischhalle nicht in Frage, aber er stehe auf der Bewerberliste für den Außenbereich. "Wenn man das schön gestaltet, hätte das ein ganz anderes Flair als in der Halle", ist er überzeugt. Der Augsburger Koch möchte eine "Kässpatzerei" auf dem Markt eröffnen. "Wir würden gerne Kässpatzen vor Ort live und frisch zubereiten, dazu verschiedene Salate und Dressings anbieten", so sein Plan. "Auf dem Stadtmarkt vertreten zu sein, wäre für mich eine Herzensangelegenheit." Nur, für die Fleischhalle reicht die Liebe nicht.

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