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Augsburg: Augsburger Lehmbaugruppe will Teile der Hermann-Schmid-Akademie übernehmen

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Augsburger Lehmbaugruppe will Teile der Hermann-Schmid-Akademie übernehmen

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    Die Hermann-Schmid-Akademie schließt zum Ende des Schuljahres ihre Pforten.
    Die Hermann-Schmid-Akademie schließt zum Ende des Schuljahres ihre Pforten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Für eine Aktion hat es am Dienstag nicht gereicht. Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wollten vor der Wahlkampfzentrale der CSU-OB-Kandidatin Eva Weber (CSU) in der Maximilianstraße einen selbst gebastelten Sarg mit der Aufschrift „Bildung“ zu Grabe tragen. Doch als sich keine weiteren Mitstreiter anschlossen, verschoben sie ihre Aktion auf Samstag. Um 14 Uhr soll nun am Rathausplatz eine große Demonstration stattfinden. Der Titel: „Bildung ist Nummer eins“. In der Realität zeige sich nämlich ein anderes Bild, meint Gewerkschafter Maximilian Kopeczek. Er sagt: „Die Geschehnisse um die Hermann-Schmid-Akademie zeigen die Zuspitzung der desolaten Schulpolitik in Augsburg.“

    Die Augsburger Realschulen seien überfüllt. Schüler und Lehrer hätten wenig Perspektiven. In seinen Augen sollte die Kommune die Trägerschaft für die Hermann-Schmid-Akademie (HSA), die Ende des Schuljahres vom privaten Betreiber geschlossen wird, übernehmen. Gleichzeitig, so sein Vorschlag, sollte die Stadt eine Interimslösung für das Peutinger-Gymnasium auf dem Grundstück schaffen. Stattdessen sei aber offenbar im Hinterzimmer bereits über die Zukunft des Gebäudes verhandelt worden. „Sonst hätte man doch nicht zeitgleich über den Umzug des Peutingers gesprochen“, ist sich Kopeczek sicher.

    Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt: Wie geht es weiter?

    Am vergangenen Freitag wurde die Öffentlichkeit über die Schließung der HSA zum Ende des Schuljahrs informiert. Die Akademie betreibt derzeit fünf Schulen, darunter eine Technikerschule, eine Wirtschaftsschule und eine Realschule. Rund 200 Schüler sollen zum Ende des Schuljahrs noch regulär ihre Abschlüsse machen können. Etwa 360 Schüler, davon etwa die Hälfte Realschüler, benötigen ab September einen Platz an einer anderen Schule.

    Nicht nur Schüler, Eltern und Lehrer wurden von dem Schritt der Träger-GmbH überrascht. Auch Raphael Brandmiller, Geschäftsführer der Augsburger Lehmbaugruppe, einer der größten privaten Schulträger in der Region, wusste davon nichts. Von den Verantwortlichen der HSA habe sich niemand bei der Lehmbaugruppe gemeldet. Er habe es erst erfahren, als die ersten Schüler der HSA-Technikerschule bei ihnen am Donnerstagabend anklopften.

    Der Ärger der Demonstranten richtete sich am Montagmorgen gegen die Stadt und auch gegen die CSU. Der Hintergrund: Schon kurz nachdem die Schließung der Hermann-Schmid-Akademie bekannt gegeben worden war, schlug die Partei den Kauf der Einrichtung vor.
    Der Ärger der Demonstranten richtete sich am Montagmorgen gegen die Stadt und auch gegen die CSU. Der Hintergrund: Schon kurz nachdem die Schließung der Hermann-Schmid-Akademie bekannt gegeben worden war, schlug die Partei den Kauf der Einrichtung vor. Foto: Bernd Hohlen

    Neben der Technikerschule Augsburg (TA), die derzeit 489 Schüler zählt, betreibt die Lehmbaugruppe mehrere Schulen für Gesundheits- und Pflegeberufe in der Region. Sie ist Träger der Montessori-Schulen in Kempten. Brandmiller, der auch Vorsitzender des Vereins Generation Aux und Spitzenkandidat der Gruppierung für die Stadtratswahl ist, hält das Vorgehen für „vollkommen unverständlich“. HSA-Prokuristin Nicole Schmid hatte am Freitag noch betont, dass man deutschlandweit nach einem neuen Träger für die Akademie gesucht habe.

    Lehmbaugruppe will einige HSA-Schüler übernehmen

    Die Lehmbaugruppe will nun für einen Teil der Schüler in die Bresche springen: So könnten laut Brandmiller schnell ausreichend Kapazitäten geschaffen werden, um allen Schülern der HSA in den Fachrichtungen Maschinenbau, Mechatronik und Elektronik für das Schuljahr 2020/2021 an der Technikerschule Augsburg einen Platz anzubieten. „Dafür bräuchten wir vor allem Räume“, sagt Brandmiller. Für die betroffenen Schüler der HSA gebe es bereits am Donnerstag eine Infoveranstaltung bei er Lehmbaugruppe. Sie bietet ebenfalls an, die Fachrichtung Bautechnik der HSA zu übernehmen. Da diese Fachrichtung bisher aber beim Augsburger Schulträger Lehmbau noch nicht unterrichtet werde, brauche es hier die Unterstützung der Regierung von Schwaben, so Brandmiller.

    Die Lehmbaugruppe prüft zudem die Übernahme der Trägerschaft für die Rudolf-Diesel-Realschule. „Eine Realschule wäre für uns ein neues Feld. Aber wir sehen den dringenden Bedarf, für den es kein Angebot gibt. Da muss eine Lösung gefunden werden“, sagt Brandmiller. Die Lehmbaugruppe würde die private Realschule in der jetzigen Form samt der Klassengemeinschaften und Lehrer von der HSA übernehmen wollen. „Dabei benötigen wir aber die Unterstützung der Stadt, der Regierung von Schwaben und des Kultusministeriums. Natürlich fehlt es uns auch hier an den passenden Räumen.“

    Wie geht es mit der Hermann-Schmid-Akademie weiter?
    Wie geht es mit der Hermann-Schmid-Akademie weiter? Foto: Wyszengrad

    In die Frage des möglichen Gebäudes will Brandmiller sich nicht einmischen. „Ich bin nicht mit dem HSA-Gebäude verheiratet. Wichtig ist, dass die Schule im Kern erhalten bleibt“, betont er. Eine Variante wäre wohl, dass die Stadt das Gebäude kauft und es dann zumindest teilweise an die Lehmbraugruppe vermietet. Das Schulgebäude gehört dem Förderverein der HSA, das Sagen in dem wenige Mitglieder starken Verein haben Nicole Schmid und ihr Vater Hermann, der Gründer der Akademie.

    Dass die Schule erhalten bleibt, würde sich auch Eugen Schilling wünschen. Er ist der Großvater eines Schülers der Rudolf-Diesel-Realschule. Das Angebot in Augsburg sei für Realschüler einfach viel zu klein. „Die Perspektiven bei einer Schließung wäre Landverschickung. Das ist eine Bankrotterklärung und dem Versäumnis von Stadt Augsburg und Freistaat geschuldet, ein entsprechendes Angebot zu schaffen.“

    So könne die Stadt derzeit nur zwei staatliche und eine kommunale Realschule vorweisen. „Stadt und Staat haben das Bildungsangebot für Realschüler den privaten Trägern überlassen und sich darauf ausgeruht“, kritisiert Schilling. Die Stadt Augsburg hat das Problem erkannt und im Februar die Installierung einer dritten staatlichen Realschule auf den Weg gebracht. Für seinen Enkel kommt dieses Angebot zu spät.

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