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Augsburg: Hugo Eckardt ist tot: In Leggings und Lackstiefeln wurde er zu DJ C. C. Dynamite

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Hugo Eckardt ist tot: In Leggings und Lackstiefeln wurde er zu DJ C. C. Dynamite

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    Seine Outfits waren extravagant und galten als legendär: Der Augsburger Hugo Eckardt alias DJ C. C. Dynamite ist gestorben.
    Seine Outfits waren extravagant und galten als legendär: Der Augsburger Hugo Eckardt alias DJ C. C. Dynamite ist gestorben. Foto: Neue Szene

    Augsburger Urgesteine stellt man sich zumindest optisch anders vor - jedenfalls nicht in hautengen Leggings, hohen Hacken und einer Perücke auf dem Kopf. Hugo Eckardt konnte beides: eingefleischter Fuggerstädter und schriller Paradiesvogel sein. Der Mann, der einst als DJ C. C. Dynamite Platten in Clubs auflegte und selbst die Tanzflächen rockte, galt in Augsburgs früherer Musik- und Partyszene als Kultfigur. In diesen Tagen wurde bekannt, dass er verstorben ist. Augsburger, die ihn kannten, macht eines dabei besonders betroffen.

    Das Bild von seiner ersten Begegnung mit Hugo Eckardt hat Walter Sianos heute noch vor Augen. Es war Ende der 80er-Jahre. "Ich war damals 17 Jahre alt und hatte mich mit Freunden in die Ice-Disco, die es im alten Eisstadion gab, reingeschlichen. Ich war das erste Mal dort", erinnert sich der Chefredakteur des Magazins Neue Szene. Und dann das. Mitten auf der Tanzfläche stand Hugo Eckardt und spielte Luftgitarre - wie ein Rockstar.

    "Er trug schwarze Lacklederstiefel, eine Strumpfhose, darüber einen Ledertanga mit spitzen, langen Nieten, und eine Perücke mit langen Haaren." So etwas Bizarres habe er bis dahin noch nie gesehen, sagt Sianos. Die Outfits von Hugo Eckardt, Maler und Lackierer, müssen legendär gewesen sein. "Was Frauen nur zum Aerobic anzogen, trug Hugo in der Disco", bestätigt Flonny Kluge, Koordinator des Festivals "Sommer am Kiez". Hugo Eckardts große Leidenschaft waren nicht nur Rock und New-Wave-Musik, auch die Outfits waren ihm wichtig.

    In Augsburger Disco wurde er jahrelang zu Mr. Ice gewählt

    In einem Interview mit unserer Redaktion erklärte er vor elf Jahren, dass er in Augsburg nie die richtigen Sachen gefunden habe, weder die passende Musik noch die richtigen Klamotten. "Flippig" wollte er es und fuhr zum Einkaufen nach München. C. C. Dynamite, der gerne Kirschgoiß trank, hatte seine Fans. Im Ice wurde er wegen seines Aussehens sieben Jahre hintereinander zum Mr. Ice gewählt, einmal dank der Perücken sogar zur Mrs. Ice. "Er hatte immer eine exzentrische, schaurige Optik", erinnert sich Gastronom Harry Winderl, der Hugo Eckardt noch aus der Altstadtkneipe Slip von Rudi Schäble, einem weiteren Augsburger Original, kennt. "Als Jugendlicher war ich davon schockiert, aber auch fasziniert", so Winderl.

    Mode und Musik gehörten für Hugo Eckardt, DJ C. C. Dynamite, zusammen. Die Aufnahme entstand vor elf Jahren.
    Mode und Musik gehörten für Hugo Eckardt, DJ C. C. Dynamite, zusammen. Die Aufnahme entstand vor elf Jahren. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Als C. C. Dynamite legte Hugo Eckardt unter anderem jahrelang mit Rudi Schäble im Kerosin bei der "Big Apple-Party"auf. Walter Sianos, der Geschäftsführer des Kerosins war, meint: "Hugo hatte immer einen Spruch auf Lager." Legendär sei sein Zitat: "Lieber die Nummer eins in Augschburg als a Null in L. A." Der Augsburger sei auch immer gut für eine Anekdote gewesen. Sianos erinnert sich an die Party zum einjährigen Jubiläum der Neuen Szene in der Kälberstallhalle. "Hugo kam total aufgestylt mit hochhackigen Schuhen an. Als er vor der Halle stand, fragte ich ihn, ob er mit dem Taxi gekommen sei. Seine Antwort: 'Ja moinsch du etwa, i fahr so mit der Stroßaboa?'" Das alles ist natürlich lange her.

    Tod von C. C. Dynamite wurde erst jetzt bekannt

    In den letzten Jahren war Hugo Eckardt vor allem noch im Mohrenkönig oder im Café Viktor anzutreffen. Dort setzte er sich an die Bar, sagte seinen Spruch "Getränk ist bekannt - mit Frucht" und erhielt sein leichtes Weizen mit Zitrone. Einmal aber, erzählt Inhaber Bernhard Golik, habe der Hugo einen Schnaps gewollt. Seine Katze war gestorben. Hugo Eckardt, das sagen sie alle, war ein warmherziger Mensch, der Tiere liebte und gut mit Kindern umgehen konnte, der selbst beliebt war. Umso betroffener macht es sie, dass sein Tod erst jetzt bekannt wurde. Denn C. C. Dynamite starb offenbar bereits im November vergangenen Jahres im Alter von 67 Jahren. Um den Augsburger muss es zuletzt einsam gewesen sein. "Er war früher so ein Aufreißer an Stimmung, und dann bekommt niemand etwas von seinem Tod mit", sagt Flonny Kluge bestürzt.

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