Die Stadt plant im Zuge der anstehenden Sanierung des Klärwerks für eine halbe Milliarde Euro (wir berichteten) den Bau einer vierten Reinigungsstufe, die sich Chemikalienreste im Abwasser vornehmen soll. Sogenannte Spurenstoffe wie Medikamentenreste aus menschlichen Ausscheidungen, imprägnierende chemische Verbindungen aus Textilien oder Pfannenbeschichtungen (sogenannte PFT) und künstliche Farbstoffe können Kläranlagen bisher nur in Teilen aus dem Wasser holen. Künftig soll mittels einer Kombination aus Aktivkohle und Ozon die Belastung des Lechs gesenkt werden.
Augsburger Klärwerk will vierter Reinigungsstufe noch sauberer arbeiten
Laut Stadtentwässerungs-Leiter Sven Vogt liege man bei manchen Chemikalien über den Grenzwerten. Ein Beispiel seien sogenannte PFOS – diese Verbindungen wurden früher in Pfannenbeschichtungen, Textilimprägnierung und To-Go-Bechern eingesetzt. Seit 2009 sind sie verboten, nachweisbar im Abwasser sind sie aber immer noch. „Das zeigt die Langlebigkeit mancher Verbindungen“, so Vogt. Auch beim Schmerzmittel Diclofenac ist die Konzentration sowohl im Kläranlagen-Ablauf als auch im Lech unterhalb des Klärwerks zu hoch.
Den Bau der vierten Stufe wird der Freistaat zu 50 Prozent bezahlen, weiteres Geld kommt über eine Umlage von den Medikamentenherstellern. Die Augsburger Abwassergebührenzahler werden 1,2 Millionen Euro an dem 42-Millionen-Euro-Invest bezahlen, was sich bei den Abwassergebühren nur gering niederschlagen wird. Im Zuge der Gesamtsanierung des Klärwerks sind aber deutlichere Gebührenerhöhungen absehbar.
Im Abwasser sind Spurenstoffe von Drogen und Medikamenten enthalten
Vogt gab im Abwasser-Werkausschuss des Stadtrats, wo er das Projekt vorstellte, auch einen kurzen Überblick darüber, was im Augsburger Abwasser überhaupt enthalten ist. Inzwischen untersucht das Labor das Abwasser auch auf Dinge wie Corona-Viren oder Drogenreste, die über Ausscheidungen ins Abwasser geraten. Genaue Ergebnisse zu den Drogen habe man noch nicht. Unter der Woche seien aber die Cannabis-Werte höher als am Wochenende, wenn der Kokain-Konsum steigt, so Vogt. Er gab auch einen Ausblick auf ein Vorhaben der Stadtwerke, die über den Einbau einer Großwärmepumpe im Kläranlagenauslauf nachdenken. Damit soll die Temperatur des Abwassers zur Energiegewinnung ausgenutzt werden.
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