Das Landesamt für Denkmalpflege hat den Augsburger Hotelturm nach eineinhalbjähriger Prüfungsphase zum Denkmal erklärt. Damit ist das im Volksmund wegen der halbrunden Balkone auch „Maiskolben“ genannte Hochhaus ein Rekordhalter - nämlich das höchste bewohnte Denkmal in Bayern. Mit 115 Metern (ohne Antenne, 158 Meter mit Antenne) ist der Turm zugleich das höchste Gebäude in Augsburg. Zusammen mit der Kongresshalle, die bereits unter Denkmalschutz steht, bildet der Hotelturm ein Ensemble.
Der Hotelturm entstand Anfang der 1970er Jahre, damals übrigens gegen den Widerstand von Bürgern und Denkmalschützern, die das Bild der Stadt und den angrenzenden Wittelsbacher Park gefährdet sahen. Nach nur 14 Monaten Bauzeit wurde der 35 Stockwerke hohe Turm im Juli 1972 pünktlich zu den Olympischen Spielen eröffnet, nachdem für die Austragung der Kanu-Wettbewerbe zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten nötig wurden. Die ersten Gäste waren dann auch Vertreter des Olympischen Komitees. Die untere Hälfte beherbergt das Dorint-Hotel, in der oberen Hälfte sind Apartments und Büros untergebracht. Dazwischen liegt ein Technikgeschoss. Die derzeit leerstehende 35. Etage - früher gab es dort eine Bar und ein Restaurant - wurde bis 2021 von Klassik Radio als Firmensitz genutzt.
Kunstminister Markus Blume (CSU) sprach von einem „herausragenden Beispiel deutscher Nachkriegsarchitektur“. Das reiche vom markanten Design - das Anleihen an den Marina-Towers in Chicago nahm - bis hin zur innovativen Bauweise. Die Augsburger Baufirma Thormann und Stiefel (Thosti) verwendete vorgefertige Betonelemente. Um die Bauzeit zu verkürzen, wurden quasi zwei Baustellen parallel betrieben. Eine errichtete den Gebäudekern samt Stützen, parallel wurden Verkleidungen, Platten, Treppenelemente und Balkone als Fertigteile unmittelbar neben dem Bauwerk hergestellt. Diese Feldfabrik war nötig, weil die Deckenelemente mit einem Ausmaß von zehn mal fünf Metern zu groß für den Straßentransport waren. Der Hotelturm-Rohbau wuchs etwa jeden vierten Arbeitstag um ein Stockwerk in die Höhe.
„Bauherr Otto Schnitzenbaumer - der auch das legendäre Schwabylon in München verantwortete - wollte zeigen, dass Augsburg mit dem Rest der Welt mithalten kann“, so Prof. Mathias Pfeil, Generalkonservator beim Landesdenkmalamt. „Die Konstruktion in Stahlbetonmischbauweise war äußerst fortschrittlich für die Zeit. Sie ist geschichtlich, künstlerisch und städtebaulich von hohem Wert und daher nun ein Denkmal“, so Pfeil. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, sie freue sich, dass mit der Aufnahme in die Denkmalliste „Augsburgs Geschichte als Stadt der Innovationstreiber“ weitergeschrieben werde. Der Hotelturm sei für die Bürger schon lange ein Wahrzeichen und Orientierungspunkt.
Augsburger Hotelturm wird in Denkmalliste aufgenommen
Die Aufnahme in die Denkmalliste bedeutet, dass die historischen Besonderheiten eines Gebäudes bewahrt sowie seine ursprüngliche Zweckbestimmung berücksichtigt werden müssen, sollten bauliche Veränderungen vorgenommen werden. Sie müssen nun mit der Denkmalbehörde abgesprochen werden. Denkmalschutz bedeutet jedoch nicht, dass Gebäude grundsätzlich nicht verändert werden dürften. Der Turm wurde seit 1972 im Inneren mehrmals massiv umgestaltet, das äußere Erscheinungsbild mit den Balkonen blieb - abgesehen von Umbauten an der Funkantenne ganz oben und der Anbringung des Werbeschriftzugs von „Klassik Radio“ - hingegen weitgehend unverändert. Zuletzt gab es Sanierungsarbeiten am Dach, die wegen eines mehrtägigen Hubschraubereinsatzes (wir berichteten) für gewisses Aufsehen sorgten.
In Augsburg stehen mehr als 1100 Gebäude unter Denkmalschutz. Das „jüngste“ Gebäude ist die 1972 fertiggestellte Kongresshalle, die jetzt vom Hotelturm Gesellschaft bekommen hat.
Schauen Sie sich dazu auch unsere vierteilige Video-Serie zum 50. Geburtstag des Hotelturms an. Folge 1 der Serie über den Augsburger Hotelturm sehen Sie hier.
Als modernes Gebäude finde ich den Maiskolben sehr gelungen und an diesem Platz auch sehr schön. Nur das Parkhaus muss endlich mal weg. Hier könnte ich mir eine Tiefgarage und Vorplatz mit grün und Sitzgelegenheiten aus Holz sehr gut vorstellen.
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