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Augsburg: Augsburg und seine Nachbarn: Wie sich die Beziehungen entwickelt haben

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Augsburg und seine Nachbarn: Wie sich die Beziehungen entwickelt haben

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    Die Stadt Augsburg - auf unserem Luftbild der Rathausplatz samt Rathaus und Perlach - wird von zwölf Kommunen umschlossen. Das Verhältnis wird durch verschiedene Themen bestimmt.
    Die Stadt Augsburg - auf unserem Luftbild der Rathausplatz samt Rathaus und Perlach - wird von zwölf Kommunen umschlossen. Das Verhältnis wird durch verschiedene Themen bestimmt. Foto: Ulrich Wagner (Archivfoto)

    Die heutigen Städte Neusäß und Stadtbergen wären beinahe Augsburger Stadtteile geworden. Auch der Gersthofer Süden und der Friedberger Westen sollten einst zu Augsburg kommen. Der Zweite Weltkrieg stoppte jedoch diese Eingemeindungspläne der nationalsozialistischen Augsburger Stadtregierung. In der Nachkriegszeit entspannte sich das Verhältnis von Augsburg zu seinen Nachbarkommunen. Man arbeitete beim Wiederaufbau gut zusammen. Doch als Ende der 1960er-Jahre umfassende bayerische Gebietsreformen angekündigt wurden, wuchs erneut das Misstrauen der Nachbarkommunen. Wie sich das Verhältnis im Lauf der Jahre veränderte und von welchen Themen es dominiert wird.

    Die 60er-Jahre waren eine schwierige Zeit für das Verhältnis von Augsburg zu seinen Nachbarkommunen. Das war verständlich, denn der Augsburger Oberbürgermeister Wolfgang Pepper präsentierte weiterreichende Eingemeindungspläne als die Nationalsozialisten. Die westlichen, nördlichen und östlichen Nachbarn wurden jedoch von der bayerischen Staatsregierung verschont. Bei der Landkreis-Gebietsreform im Jahr 1972 wurden die beiden Städte Haunstetten und Göggingen gegen ihren Willen nach Augsburg eingemeindet. Dies hatten bereits die Nationalsozialisten vorgesehen. Außerdem traf es die beiden Gemeinden Inningen und Bergheim.

    Bei der anschließenden Gemeinde-Gebietsreform von 1972 bis 1978 verringerte sich die Anzahl der Augsburger Nachbarkommunen. So wurde Stätzling nach Friedberg eingemeindet, die Stätzlinger Sankt-Anton-Siedlung aber kam zu Augsburg. Seit 1978 wird die kreisfreie Stadt Augsburg von zwölf Kommunen umschlossen. Sie gehören westlich vom Lech zum Landkreis Augsburg und östlich vom Lech zum Landkreis Aichach-Friedberg. Die sechs Augsburger Nachbarstädte heißen Gersthofen, Friedberg, Königsbrunn, Bobingen, Stadtbergen und Neusäß. Außerdem grenzen an Augsburg die beiden Märkte Mering und Diedorf sowie die vier Gemeinden Rehling, Affing, Kissing und Merching.

    Augsburg und seine Nachbarn: Verkehr strapaziert Zusammenarbeit

    Das Thema Verkehr sorgt bei der interkommunalen Zusammenarbeit oft für Konfliktstoff. So hadert Stadtbergen mit der in den 1980er-Jahren entlang seiner Grenze fertiggestellten Augsburger Westumgehung. Diese neue Bundesstraße 17 entlastet Augsburg vom Durchgangsverkehr, aber belastet Stadtbergen mit Lärm und Abgasen. Dafür wird diese im Jahr 2007 zur Stadt gekürte Nachbarkommune von zwei Augsburger Straßenbahnlinien angesteuert. Die Linie 6 fährt bereits seit 1947 in das Stadtberger Zentrum und die Linie 2 endet seit 2001 im Stadtberger Virchow-Viertel. Auch die Königsbrunner erhielten im Jahr 2021 eine Tramlinie bis in ihre Stadtmitte. Hingegen endet die Straßenbahn für die Gersthofer vor ihrer Stadtgrenze und für die Friedberger einiges entfernt von ihrem Zentrum. Beide Stadtbewohner müssen in den Bus umsteigen oder den Park-and-ride-Platz nutzen.

    Gewerbesteuer: Im Umland ist sie niedriger

    Ein sogenannter Speckgürtel hat sich rund um Augsburg etabliert. Dies bedeutet, dass die Umlandgemeinden stark von ihrem großen Nachbarn profitieren. Die kreisfreie Stadt Augsburg hält verschiedene Einrichtungen vor, welche der gesamten Region nützlich sind. Zur Finanzierung dient in Augsburg auch ein höherer Gewerbesteuerhebesatz als in den Umlandgemeinden. Die Nachbarn können außerdem mit günstigeren Gewerbeflächen punkten. Beispielhaft ist die Stadt Gersthofen, welche schon etliche Augsburger Betriebe angelockt hat. Trotz ihrer Lage auf Gersthofer Territorium beziehen sich neu angesiedelte Unternehmen gerne auf die bekanntere Nachbarstadt, wie die „Ikea-Filiale Augsburg“ oder das „Porsche Zentrum Augsburg“. Auch mancher Augsburger Bürger hat seinen Lebensmittelpunkt in die angrenzenden Kommunen verlagert. Einerseits werden günstige Wohnmöglichkeiten gesucht, andererseits exklusive Wohnlagen, wie in Stadtbergen oder Neusäß. Beides ist in Augsburg schwieriger zu finden.

    Erfolgreiche gemeinsame Bauvorhaben

    Die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert bei Projekten mit gegenseitigem Nutzen. Ein Paradebeispiel ist das Güterverkehrszentrum auf Augsburger, Gersthofer und Neusässer Territorium. Auch beim Flughafen klappt es grenzübergreifend. Das Terminal und der Tower stehen auf dem Gemeindegebiet von Affing. Namensmäßig, postalisch und anderweitig gehört der Flughafen jedoch zu Augsburg. Klar, dass die Affinger finanziell profitieren, aber eine Ausweitung des Flugbetriebs wegen des Lärms stets skeptisch sehen. Für eine große grenzübergreifende Ansiedlung hatten sich Augsburg und Bobingen gemeinsam beworben, jedoch umsonst. Die BMW-Autobauer entschieden sich im Jahr 2001 zugunsten von Leipzig als Standort für ihr neues Werk.

    Eine gute Zusammenarbeit zwischen Augsburg und Neusäß, einschließlich einer Stadtgrenzänderung, ermöglichte in den 1970er-Jahren das heutige Uniklinikum. Mittlerweile konnte sich Neusäß als „Gesundheitsstadt“ profilieren. Nun bleibt zu hoffen, dass auch beim angestrebten Klinikumsneubau an einem Strang gezogen wird. Wenig Konfliktpotenzial bietet die vorwiegend durch Wälder, Felder und Wiesen verlaufende Augsburger Stadtgrenze zu fünf anderen Nachbarkommunen. Die Rede ist von Mering, Diedorf, Rehling, Kissing und Merching.

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