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Augsburg rüstet sich für Hitze und Dürre im Sommer 2023

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Große Hitze erwartet: Augsburg rüstet sich für den nächsten Dürresommer

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    Schon jetzt sind manche Böden – wie hier im Augsburger Stadtteil Haunstetten – ausgetrocknet. Der Stadt steht erneut ein außergewöhnlich trockener Sommer bevor.
    Schon jetzt sind manche Böden – wie hier im Augsburger Stadtteil Haunstetten – ausgetrocknet. Der Stadt steht erneut ein außergewöhnlich trockener Sommer bevor. Foto: Silvio Wyszengrad

    An einem Tag im vergangenen Sommer griff Ralf Westphal zu einem Mittel, das sonst eigentlich nur in Schulen bemüht wird: Er gab seinen Leuten hitzefrei. Die Beschäftigten sind die körperliche Tätigkeit in der Hitze ja eigentlich gewöhnt, sie gehört zum Berufsbild in einer Firma, die sich auf Garten- und Landschaftsbau spezialisiert hat. Aber an diesem Tag, der selbst für den Hitzesommer 2022 außerordentlich heiß war, ging es für den Geschäftsführer der Firma Saule nur noch darum, sein Personal zu schützen. Es war wohl ein Vorgeschmack auf das, was kommt – denn Augsburg steuert den Prognosen erneut auf einen extrem heißen Sommer zu.

    2022 erwies sich – auch – in puncto Witterung als ein Jahr der Extreme. Im Vergleich zum Durchschnittswert der Jahre 1961 bis 1990 war der Sommer 2,8 Grad wärmer.

    Was Augsburg in diesem Jahr erwarten könnte, haben sie beim Deutschen Wetterdienst (DWD) bereits x-fach durchgespielt. Ein Prognosemodell, das verschiedene mögliche Witterungsverläufe berücksichtigt, kommt zum Schluss: Der Sommer – im Modell definiert von Juli bis einschließlich September – wird voraussichtlich erneut mehr als zwei Grad wärmer als der Durchschnittswert von 1990 bis 2019. Auch die Niederschlagsmenge dürfte spürbar unter dem Vergleichs-Zeitraum liegen, laut DWD zwischen fünf und 20 Liter pro Quadratmeter. 

    Die Zahl heißer Tage mit über 30 Grad unterliegt immer Schwankungen, steigt aber seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Wurden in den 1980er-Jahren in Augsburg insgesamt noch 38 Hitzetage registriert, waren es in den 2010er-Jahren schon 112 Hitzetage.

    Temperatur-Anstieg: Augsburg steht 2023 erneut ein Hitzesommer bevor

    Dass anhaltende Hitzephasen zunehmen, macht sich im Alltag des Gartenbau-Unternehmens Saule an verschiedenen Stellen bemerkbar. Da ist zunächst das Personal, das im Sommer zunehmend geschützt werden muss. Es fängt deshalb zum Beispiel immer häufiger um 6 Uhr statt um 7 Uhr an, um der Hitze zu entfliehen – auch wenn das bei Anwohnern häufig nicht gut ankommt.

    Aber auch "inhaltlich" hat sich die Arbeit bei einem der größten regionalen Gartenbau-Unternehmen, das auch im Auftrag der Stadt Augsburg etliche öffentliche Grünflächen errichtet hat und bewirtschaftet, verändert. Gerade der Aufwand, Flächen mit Wasser zu versorgen, hat deutlich zugenommen. "Wir verbrauchen inzwischen Wasser wie verrückt - in heißen Jahren bis zu viermal so viel als üblich", betont Westphal. Die Wasserfahrzeuge der Firma liefen im Schichtbetrieb von 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends. Dies sei aber alternativlos, denn: "Wenn wir manche Flächen länger nicht gießen - das gilt auch für Sportplätze -, haben wir schnell einen Totalschaden."

    Auch im Bereich der Neubepflanzung haben die anhaltenden Hitzephasen ein Umdenken provoziert. Dies zeigt sich etwa am Königsplatz. Der Blauglockenbaum dort - auffällig durch violette, glockenförmigen Blüten - wäre laut Westphal noch vor 20 Jahren "undenkbar" gewesen. "Da hätte jeder zu Recht gesagt: 'Der erfriert.' Heute steht er dort - und es geht ihm gut." Die Baumart gilt als "Klimabaum", also als besonders widerstandsfähig, und soll deshalb im Stadtgebiet verstärkt gepflanzt werden - wie etwa auch Zelkoven (derzeit zum Beispiel an der Oblatterwallstraße in der Jakobervorstadt), Hainbuchen oder Robinien (zum Beispiel Madisonstraße in Pfersee). Andere, einheimische Baumarten wie etwa Ahorn oder Linde gelten dagegen als deutlich hitzesensibler und sind deshalb auf dem Rückzug.

    Warmes Wetter und Dürre erfordern mehr Bewässerung in Augsburg

    Im März und April regnete es viel in Augsburg - laut DWD jeweils mehr als doppelt so viel wie der Mittelwert der Vorjahre. Doch schon der Mai fiel deutlich zu trocken aus, im Juni hat es in manchen Teilen des Stadtgebiets bisher so gut wie gar nicht geregnet. Laut Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung sind die Böden inzwischen wieder so trocken, dass die Pflanzen unter Trockenstress stehen. Wegen ausbleibender Regenfälle nehme die Bodenfeuchte "nun wieder stark ab", bestätigt auch das städtische Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen (AGNF). An vielen Bäumen träten Schäden auf, teils auch aus den vergangenen Jahren. "Totholz und abgestorbene Kronenteile werden sichtbar und führen zu einem erhöhten Bedarf an Baumpflege", so das AGNF.

    Auch das ANGF geht davon aus, dass es weiter "unterdurchschnittlich viel regnet". Die Kapazitäten zur Bewässerung der Grünflächen seien deshalb "deutlich erhöht und weiter angepasst" worden. Allerdings bestünden dabei "personelle, technische und finanzielle Grenzen". So könnten etwa Altbäume aufgrund der weitreichenden Wurzeln nicht sinnvoll bewässert werden, gleiches gelte auf versiegelten Flächen.

    Grundwasserspiegel in Augsburg ist derzeit nicht im kritischen Bereich

    Während der Boden in den oberen Schichten zunehmend austrocknet, ist die Lage einige Meter tiefer etwas entspannter. Der Grundwasserspiegel bewegt sich derzeit in Augsburg nicht im kritischen Bereich. Auf lange Sicht allerdings ist auch hier ein Rückgang zu beobachten, auch wenn er eher moderat ausfällt. Vergleicht man den mittleren Wasserstand der Jahre 2020 bis 2022 mit den mittleren Wasserständen der Jahrzehnte davor, zeigt sich meist ein Absinken um bis zu zehn Zentimeter, an wenigen Messstellen bis 30 Zentimeter.

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