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Augsburg: Augsburg plant strengere Vorgaben für den Bauernmarkt

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Augsburg plant strengere Vorgaben für den Bauernmarkt

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    So kennt man den Bauernmarkt an Samstagen am Augsburger Stadtmarkt. Die Stadt möchte nun die Vorgaben für Händler verschärfen.
    So kennt man den Bauernmarkt an Samstagen am Augsburger Stadtmarkt. Die Stadt möchte nun die Vorgaben für Händler verschärfen. Foto: Michael Hörmann

    Aufregung unter den Händlerinnen und Händlern des Augsburger Stadtmarkts: Die Stadt will offenbar die Regelungen für die Beschicker verschärfen. Einerseits geht es um die Kernöffnungszeiten, andererseits um das Angebot auf dem Bauernmarkt, auf dem Bäuerinnen und Bauern aus dem Umland ihre Produkte verkaufen. Ihre Zahl ist über die Jahre hinweg zurückgegangen, knapp zehn Stände stehen an der Viktualienhalle, am meisten los ist am Samstag. Die Stadt Augsburg möchte dort nun strengere Vorgaben durchsetzen und kommunizierte dies bei einer internen Sitzung diese Woche. Seitdem herrscht Unmut unter den Beschickern.

    Augsburger Bauernmarkt: Neue Ideen wurden bei interner Sitzung präsentiert

    Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle spricht von einer "Initiative", der Stadtmarkt brauche eine strategische Neuausrichtung. "Dabei spielen Kernöffnungszeiten eine Rolle." In der Diskussion gehe es aber nicht allein um den Bauernmarkt. Bei einer internen Sitzung waren die Überlegungen der Stadt diese Woche präsentiert worden. Hübschle und Marktamtsleiter Wolfgang Färber informierten, am Dienstag machten die Vorstellungen schnell die Runde auf dem Markt. Von Händlerinnen und Händler wollte sich niemand namentlich zitieren lassen. "Der Unmut ist jedenfalls riesig", sagte eine Person nur.

    Feinkost Schlemmermeyer hat einen Stand in der Viktualienhalle vor Kurzem bezogen.
    Feinkost Schlemmermeyer hat einen Stand in der Viktualienhalle vor Kurzem bezogen. Foto: Michael Hörmann

    Hübschle bestätigt, dass es bei der Sitzung teils lauter geworden sei. Für ihn und das Marktamt stehe fest, dass an den Strukturen des Markts etwas geändert werden müsse. Ein Aspekt seien sogenannte Kernöffnungszeiten. Die Stadt will offenbar erreichen, dass die Händler werktags von 9 bis 17 Uhr da sein sollen. Derzeit ist es so, dass beispielsweise die Fleischhalle zu Wochenbeginn ab Nachmittag wie ausgestorben wirkt. Die Überlegungen der Stadt gehen nicht so weit, dass jede Metzgerei bis 17 Uhr geöffnet haben muss, sagt Hübschle. "Es müsste aber gelingen, dass an jedem Tag zumindest ein Stand bis zu dieser Uhrzeit offen hat." Dies gelte in vergleichbarer Form auch für andere Sortimentsbereiche. 

    Stadtmarkt in Augsburg: "Kunden wünschen Verlässlichkeit"

    "Kunden wünschen Verlässlichkeit", sagt der Wirtschaftsreferent. Die extrem uneinheitlichen Öffnungszeiten, die in den vergangenen Jahren oft diskutiert wurden, führten nach seiner Einschätzung zu einer Abwärtsspirale, was die Attraktivität des Stadtmarktes betreffe. Man müsse ihn als "Solidargemeinschaft" verstehen, es dürfe deshalb nicht angehen, dass man sich als Händler lediglich die Rosinen bei den Öffnungszeiten herauspicke. "Es muss ein vernünftiges Angebot zu vernünftigen Zeiten geben", so Hübschle. Die Händler des Bauernmarkts haben laut Hübschle dabei einige Vorteile: Sie zahlten wenig Miete, profitierten von der Infrastruktur am Markt und seien nur zu frequenzstarken Zeiten – von morgens bis zum frühen Nachmittag – im Einsatz. 

    Den Aufschrei von Händlern über mögliche Eingriffe am Konzept des Bauernmarkts kann Hübschle nicht nachvollziehen. Dieser Markt, der auf einen treuen Kundenkreis bauen kann, müsse geprägt sein "durch regionale Produkte im Selbstanbau". Zugekaufte Ware dürfe das Angebot nicht überlagern. Eine Aussage, die ebenfalls für Debatten sorgt.

    Die Markthändler sagen, dass laut Stadt künftig lediglich Produkte aus einem Umkreis von 50 Kilometern verkauft werden sollen. So zumindest sei es von der Stadt kommuniziert worden. Gerade im Winter wäre dies für Bauern nahezu der Todesstoß, sagen Händler und machen dies an einem Beispiel fest: Ein Obsthändler, der Äpfel vom Bodensee verkauft, wäre künftig raus, würde die Stadt sich mit ihrer Idee durchsetzen. Entscheidend sei nämlich nicht der Wohnort des Händlers, sondern der Ursprungsort der Ware. Hübschle möchte die Grenzen letztlich doch nicht so eng sehen, wie er am Dienstag auf AZ-Anfrage präzisierte: Wenn Händler des Bauernmarkts in Wintermonaten zugekaufte Tomaten verkaufen, sei dies in Ordnung. 

    Stadt möchte gerne die Leerstände in der Gemüsegasse wieder füllen

    Händler berichteten am Dienstag, dass die Stadt die Bauernmarkt-Beschicker ohnehin nicht mit aller Konsequenz mit strengeren Vorgaben versehen wolle. Zögen sie in leer stehende Stände, würde man die Dinge lockerer sehen, berichten Insider. Hübschle widerspricht dem, er sagt aber auch, "dass natürlich bei einem Vollsortiment im Gemüsebereich ein Wechsel in einen Gemüsestand am Stadtmarkt gewünscht ist". 

    In der Viktualienhalle gibt es aktuell auch Leerstände.
    In der Viktualienhalle gibt es aktuell auch Leerstände. Foto: Michael Hörmann

    Die Skepsis bei den Händlern über den Kurs der Stadt ist groß, weil der Bauernmarkt am Samstag als attraktives Angebot gesehen wird. "Der Bauernmarkt hat seinen eigenen Kundenstamm", sagt eine Person, die seit Jahren am Markt verkauft. Davon profitierten andere Geschäfte in der Bäckergasse oder andernorts am Markt. Ohne Bauernmarkt blieben diese Kunden wohl weg, so die Befürchtung.

    Zuletzt hatte die Stadt einen Stand in der Viktualienhalle als sogenannten Pop-up-Laden vermietet. Die Genossenschaft Herzstück verkauft regionale Produkte. Eine Miete ist nicht fällig. Die Stadt hofft, dass aus der Zwischennutzung eine Dauerlösung werde. Etablierte Stadtmarkt-Händler sind sauer, weil die Konkurrenz keine Miete zahle. 

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