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Augsburg: Rettungsschwimmer fehlen – warum finden sich kaum Interessenten?

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Rettungsschwimmer fehlen – warum finden sich kaum Interessenten?

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    Was ein bisschen nach "Baywatch" aussieht, ist in Wirklichkeit keine leichte Aufgabe. Unser Bild zeigt (von links) Philipp Feistle, Lukas Kasinger und Stefanie Altmannshofer.
    Was ein bisschen nach "Baywatch" aussieht, ist in Wirklichkeit keine leichte Aufgabe. Unser Bild zeigt (von links) Philipp Feistle, Lukas Kasinger und Stefanie Altmannshofer. Foto: Michael Eichhammer

    Zu wenig Rettungsschwimmer, Freibäder, die wegen Personalmangels nicht öffnen können – Deutschland gerät in Sachen Badesicherheit ins Schwimmen. Auch das Sport- und Bäderamt der Stadt Augsburg muss sich den Herausforderungen stellen. Schwierig sei die Suche nach Rettungsschwimmern schon immer gewesen, „allerdings haben wir in diesem Jahr nahezu keine Interessentinnen und Interessenten, die einer Tätigkeit im Freibad nachgehen möchten“, sagt Sportreferent Jürgen Enninger.

    Nach Corona habe die Work-Life-Balance einen höheren Stellenwert bekommen. Auch trage der Schichtdienst in den Bädern nicht unbedingt dazu bei, Bewerber zu finden. Um Nachwuchs zu akquirieren, bietet das Sport- und Bäderamt seit Jahren kostenlos den Erste-Hilfe-Kurs und die Abnahme des Rettungsschwimmerabzeichens Silber an. „Wir gehen aktiv auf Studierende zu, indem wir die Arbeitszeiten mit dem Schichtdienst sowie den Vorlesungszeiten berücksichtigen“, nennt Jürgen Enninger ein weiteres Beispiel.

    Einige Rettungsschwimmer nutzen Urlaub, um an Badeseen Dienst zu tun

    Auch bei der DLRG sind die Auswirkungen der Pandemie spürbar. „Der eine oder andere Ehrenamtliche kam nicht mehr zurück aus der Corona-Pause“, sagt Frank Lippmann, Vorsitzender des Kreisverbandes Augsburg/Aichach-Friedberg. Die zwei Jahre Zwangspause hätten den Lebensrhythmus verändert, sodass es für manche schwierig erschien, zusätzlich zu Beruf und Familienleben noch das Ehrenamt zu stemmen. Alles in allem sieht Lippmann die Situation zumindest für die Region Augsburg und

    DLRG und Wasserwacht unterstützen das Personal der städtischen Freibäder außerhalb der hauptberuflichen Arbeitszeiten der Mitglieder, also vornehmlich an Wochenenden und Feiertagen, bei großem Bedarf auch mal abends. Wie viel Zeit die Mitglieder investieren, ist eine freiwillige Entscheidung. Nicht wenige Ehrenamtliche nutzen auch eigene Urlaubszeiten, um als Rettungsschwimmer präsent zu sein. Gleiches gilt für die Besetzung an den hiesigen Badeseen. Als technische Leiterin Ausbildung beim DLRG-Kreisverband trägt Johanna Zillner dazu bei, dass es Nachschub bei den Rettungsschwimmern gibt. Beruflich ist die 26-Jährige als Lebensmitteltechnologin tätig, ehrenamtlich trainiert sie den Schwimm- und Retter-Nachwuchs. Unter anderem im Bärenkeller-Bad, wo sie auch als stellvertretende Stützpunktleiterin Augsburg West fungiert. Die Kinder- und Jugendausbildung bis zum Wasserretter ist der Grundstein für die Arbeit als Rettungsschwimmer. „Die zwei Jahre Corona haben uns ordentlich das Genick gebrochen hinsichtlich der Aufgabe, den Nachwuchs der 13- und 14-Jährigen zu halten“, berichtet sie. Ausgerechnet der Start in die Fachausbildung zum Wasserretter und somit die Qualifikation, bei Einsätzen dabei zu sein, fiel in der Pandemie ins Wasser.

    Kinder-Schwimmkurse platzen in Augsburg aus allen Nähten

    In den zwei Jahren Zwangspause war es schwierig, die Kids zusätzlich zum Online-Schulunterricht und Online-Spielen noch zu Online-Schulungen der DLRG zu überreden. „Mittlerweile platzen die Kinder-Schwimmkurse wieder aus allen Nähten“, sagt Zillner. Viele steigen allerdings nach den Basics wieder aus. Andere bleiben der DLRG treu und werden zu Vereinsmitgliedern – und zu Nachwuchsrettern. „Wir wollen zeigen: DLRG bedeutet nicht nur Schwimmbad, sondern ist supervielfältig“, erklärt Zillner.

    Nach dem Rettungsschwimmer könne man ab dem 14. Lebensjahr die Sanitätsausbildung machen. Die nächste Stufe ist der Wasserretter. Nun kann man sich entscheiden: Neben dem Bootsführerschein kann man zudem zum Einsatztaucher ausgebildet werden. Weitere Zusatzqualifikationen sind beispielsweise Strömungsretter und Funker. Andere entscheiden sich für die Hunderettungsstaffel.

    Die Grundausbildung bei der Wasserwacht ist in einem Jahr zu schaffen

    Bei der Wasserwacht sieht die Situation vergleichbar aus. Auch hier steht ein Spektrum an Spezialisierungen zur Wahl. „Die Grundausbildung ist innerhalb eines Jahres zu schaffen, dann ist man bereit für aktive Blaulichteinsätze“, weiß Timo Tempelmann. Der 26-Jährige ist seit sieben Jahren bei der Wasserwacht tätig, weil er „im Sommer nicht nur am See sitzen und entspannen wollte“. Stattdessen schätzt er es, „anderen zu helfen, für Sicherheit zu sorgen und junge Menschen zu fördern“. Mittlerweile ist Tempelmann Kreisjugendleiter für Augsburg Stadt mit den fünf Ortsgruppen Kuhsee, Augsburg Ost (Autobahnsee), Augsburg West (Familienbad), Bergheimer Baggersee und Naturfreibad Haunstetten. Als Kreisjugendleiter ist

    So lassen sich Badeunfälle vermeiden

    Längere Strecken nie allein schwimmen. Oder: zumindest jemanden haben, der einen im Auge behält

    Vor dem Baden abkühlen und nicht überhitzt ins Wasser springen

    Nicht mit vollem oder ganz leerem Magen schwimmen

    Die eigenen Kräfte nicht überschätzen

    Nur ins Wasser springen, wenn es tief genug und frei ist

    Nicht unter Drogen- und/oder Alkoholeinfluss ins Wasser gehen

    Als Nichtschwimmer nur bis zum Bauch ins Wasser gehen

    Bei Gewitter Wasser sofort verlassen - Lebensgefahr!

    Zum Alltag bei der Wasserwacht zählen neben dem stationären Wachdienst auch Streifengänge um den See – sowohl zu Fuß als auch auf Bootsstreife. In den letzten beiden Jahren waren Nachwuchsprobleme zu beklagen, da man den realen Kontakt und das kontinuierliche Schwimmtraining nicht wie gewohnt pflegen konnte. „Aber wir tun etwas dafür, Leute zu werben und sprechen Mitglieder an, sich wieder stärker zu engagieren“, erklärt Tempelmann. Er betont, dass es bei der Wasserwacht nicht nur ums Retten und Schwimmen ginge, sondern auch um Gemeinschaftssinn und Unternehmungen wie Ausflüge und Zeltlager. Das Rettungsschwimmerabzeichen können Interessierte sowohl bei der Wasserwacht als auch der DLRG ablegen. Die Kurse finden in regelmäßigen Abständen ganzjährig statt.

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