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Augsburg: Arbeiten, wenn andere feiern: Wer Augsburg an Silvester am Laufen hält

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Arbeiten, wenn andere feiern: Wer Augsburg an Silvester am Laufen hält

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    Dominik Mahler zieht eine Spritze mit Kochsalzlösung auf - eine seiner Routine-Aufgaben in der Notaufnahme des Augsburger Uniklinikums.
    Dominik Mahler zieht eine Spritze mit Kochsalzlösung auf - eine seiner Routine-Aufgaben in der Notaufnahme des Augsburger Uniklinikums. Foto: Silvio Wyszengrad

    Eigentlich, sagt Dominik Mahler, habe er schon alles gesehen. Er arbeitet seit 13 Jahren als Krankenpfleger in einer der größten Notaufnahmen Deutschlands, am Augsburger Uniklinikum. Das Tagesgeschäft dort: schwere Herzinfarkte und Schlaganfälle, Unfallopfer, im Schnitt eine Reanimation pro Tag. Auch in der Nacht von Freitag auf Samstag wird sich daran nichts ändern. Und doch wird diese Schicht keine gewöhnliche sein, weil Zusatzprogramm wartet. Verbrennungen wegen explodierter Böller, Augenverletzungen wegen Kontakt mit Feuerwerkskörpern, etliche Alkoholvergiftungen - Mahler kümmert sich drum. Er ist einer derjenigen, die an Silvester arbeiten, und damit Augsburg am Laufen halten.

    Wegen Corona: Krankenhaus und Polizei erwarten ruhigere Silvesternacht

    Wenn Mahler um 21.15 Uhr seine Schicht beginnt, dann mit einer Hoffnung: dass in diesem Jahr weniger Menschen zu Schaden kommen als sonst. Das Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern könne da eine wichtige Rolle spielen, "da haben wir jedes Jahr etliche Verletzte. Ich denke, dass es etwas ruhiger wird", sagt der 40-Jährige. Die Erfahrung zeige aber, dass Ruhe an Silvester auch trügerisch sein könne. Vor wenigen Jahren habe sich das Personal bereits darauf vorbereitet, um Mitternacht anzustoßen - "mit alkoholfreiem Sekt, natürlich. Zehn Minuten davor sind dann einige Notfälle reingekommen, das war es dann mit der festlichen Stimmung. Aber dafür sind wir ja da."

    Ausgeschlafen muss auch Alexander Pfister sein, wenn er am Freitagabend um 19.30 Uhr seinen Dienst als Außendienstleister im Polizeipräsidium Schwaben-Nord antritt. Seine Schicht dauert dann bis 5.30 Uhr - und ist "eigentlich wie jede andere Nachtschicht auch", sagt der 40-Jährige. Das bedeutet konkret: Pfister übernimmt bei "Ad-hoc-Lagen", also plötzlichen Einsätzen größeren Ausmaßes, die Einsatzleitung - und zwar im gesamten Präsidiumsbereich, der neben Augsburg auch die Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen und Donau-Ries umfasst. So wurde er etwa am frühen Morgen des 1. Januar 2020 wegen eines größeren Gasaustritts nach Langenneufnach (Landkreis Augsburg) gerufen. Der Einsatz dauerte mehrere Stunden.

    Alexander Pfister, Außendienstleiter am Polizeipräsidium Schwaben-Nord in Augsburg.
    Alexander Pfister, Außendienstleiter am Polizeipräsidium Schwaben-Nord in Augsburg. Foto: Polizeipräsidium Schwaben-Nord

    Wenn das neue Jahr begonnen hat und gerade kein Einsatz läuft, stößt auch Pfister mit seinen Kolleginnen und Kollegen an - allerdings "nur" mit einem Energydrink. Hauptsache, wach bleiben - um da zu sein, wenn Hilfe gebraucht wird. "Klassischer Fall ist ein Großbrand, vorstellbar ist in unserer Arbeit aber vieles."

    Augsburger Berufsfeuerwehr ist in 24-Stunden-Schicht im Einsatz

    Mit Ausnahmezuständen bestens vertraut sind auch die Augsburger Feuerwehren. Auf der Wache der Berufsfeuerwehr halten 38 Feuerwehrmänner und -frauen in einer 24-Stunden-Schicht die Stellung - von und bis 7.30 Uhr. Pressesprecher Friedhelm Bechtel erinnert sich an turbulente Silvesternächte. Etwa 2012/2013, als die Uniformierten von einem Brand in einer Seniorenresidenz zum damaligen Hotel Drei Mohren eilen mussten - wo sie von manchen Gästen wegen ihres Brandgeruchs beleidigt, aber auch von Frauen umarmt und geküsst wurden. Der Übergang ins neue Jahr dürfte unspektakulärer ausfallen, sagt Bechtel und lacht. Er erwarte wegen des Verkaufsverbots von Feuerwerk "kein hohes Aufkommen von Bränden. Irgendwas ist aber immer."

    Friedhelm Bechtel ist gebürtiger Augsburger und Pressesprecher bei der Berufsfeuerwehr.
    Friedhelm Bechtel ist gebürtiger Augsburger und Pressesprecher bei der Berufsfeuerwehr. Foto: Annette Zoepf (Archivbild)

    Bestimmte Rituale gebe es an Silvester nicht, sagt Bechtel. Man esse normalerweise gemeinsam an einer langen Tafel, bis dann ab etwa 18 Uhr immer mehr kleinere und größere Einsätze anstünden. Und diesmal? Es müssen alle in einem Einzelzimmer bleiben und essen, bis die ersten Notrufe kommen. "Das ist extrem schade, weil die Gemeinschaft bei uns einen sehr hohen Stellenwert hat", sagt Bechtel. "Wegen Corona ist aber leider nicht mehr drin."

    Schon oder noch Feiernde von A nach B zu bringen, ist eine der Aufgaben der Stadtwerke Augsburg. Auch hier ist dieses Jahr vieles anders: Während sonst ab 0.30 Uhr der Nacht-Express unterwegs war, fahren Busse und Straßenbahnen an diesem Silvesterabend nur bis 23.30 Uhr. Eduard Sturm wird um Mitternacht trotzdem im Einsatz sein. Der 60-Jährige arbeitet in der durchgehend besetzten Leitstelle. Was gibt es dort zu tun, wenn kein Fahrzeug mehr unterwegs ist? "Ich teile die Fahrzeuge für den kommenden Tag ein, kümmere mich um die Personalbesetzung - kurz: Ich bereite den kommenden Tag vor", so Sturm. Zusätzlich könne er bei unerwarteten Zwischenfällen eingreifen - etwa wenn die Oberleitung beschädigt werde.

    Stadtwerke besetzt Leitstelle - Bus- und Straßenbahnfahrer erzählt

    Dennis Jachdhuber, Straßenbahn- und Busfahrer bei den Stadtwerken Augsburg swa.
    Dennis Jachdhuber, Straßenbahn- und Busfahrer bei den Stadtwerken Augsburg swa. Foto: Jachdhuber

    Klar, hektisch könne es an Silvester schon werden, so Sturm. Die Erfahrung etlicher vorheriger Einsätze an diesem Tag - Sturm ist seit 1987 bei den Stadtwerken - helfe aber. Auch wenn die meisten Menschen Silvester natürlich lieber privat verbringen würden, sei der Dienst "nicht tragisch". Ähnlich sieht das sein Kollege Dennis Jachdhuber. Der 26-Jährige arbeitet bei den Stadtwerken als Straßenbahn- und Busfahrer, also "an der Front". Er ist am Freitag zwar im Dienst, diesmal jedoch nur bis Nachmittag. Die Erinnerungen an bisherige Silvester-Schichten seien positiv, sagt der Augsburger: "Sonst gibt es schon auch mal schwierigere Fahrgäste. An Silvester sind die meisten aber freundlicher, irgendwie glücklicher."

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