Diskussionen über die Maximilianstraße gibt es schon lange. Im Kern geht es immer wieder um die Frage: Wie viel Nachtleben verträgt die Prachtmeile in der Augsburger Innenstadt? Immer wieder hat die Stadtpolitik Versuche unternommen, die Auswüchse auf der "Partymeile" in den Griff zu bekommen. Offensichtlich mit mäßigem Erfolg: Anwohner kritisierten bei einer Podiumsdiskussion der Stadt nahezu einhellig, es gebe nach wie vor zu viel Lärm und Schmutz in der Straße. Im Corona-Sommer 2020 hatte die Stadt mit einer Teilsperrung der Straße für den Verkehr reagiert - an den Wochenenden war die Straße abends für Autos & Co. tabu. Das stößt bei den Anwohnern auf große Zustimmung. Einer sagte: "Endlich konnte man nachts mal wieder durchschlafen." Bei der Diskussionsrunde ging es darum, auszuloten, wie der kommende Sommer in der Maxstraße aussehen könnte.
Wolfgang Dossmann, der seit 56 Jahren in der Maximilianstraße lebt, setzt sich schon seit Langem für eine ruhigere Straße ein. "Unser Sohn konnte dort noch normal aufwachsen", sagt er. Heute sei das Umfeld nicht mehr für Kinder geeignet. Dossmann beklagt, dass immer weniger Menschen in der Umgebung der Maximilianstraße leben - und nennt das Beispiel des Hauses, in dem er wohnt. "Früher waren wir 16, heute sind wir noch acht im Haus." Es sei einfach "zu laut, zu schmutzig und zu rücksichtslos in der Nacht".
Sonja Seitz, die mit ihrem Mann und zwei Kindern in der Straße wohnt, stimmt ihm zu. Sie lebten in einem historischen Haus, das seit 150 Jahren in Familienbesitz sei - und seien stolz, das Haus zu erhalten. Ohne dieses Erbe, meint sie, würden sie wahrscheinlich nicht mehr in der Maximilianstraße wohnen. "Es ist für Familien nicht kindgerecht", sagt sie. Und nennt ebenfalls "Lärm, Dreck und Betrunkene" als Problem. Sechs Anwohnerinnen und Anwohner waren direkt bei der Debatte dabei, weitere beteiligten sich über das Internet.
Corona hat die Probleme in der Augsburger Innenstadt wie im "Brennglas" gezeigt
Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) war erst wenige Wochen im Amt, als im vorigen Jahr die Probleme auf der Maximilianstraße hochkochten. Abends und nachts sammelten sich an manchen Tagen Menschenmassen in der Straße, vor allem rund um den Herkulesbrunnen. An die Corona-Hygieneregeln hielt sich so gut wie keiner. Corona, sagt Pintsch, habe die Probleme "wie in einem Brennglas" gezeigt. Es kam zu Auseinandersetzungen, bei einem Einsatz vor einer Bar wurden mehrere Polizisten verletzt, ein Beamter soll von einer Barbetreiberin ins Bein gebissen worden sein.
Die Polizei reagierte darauf mit einer starken Präsenz. Beamte waren zu Fuß unterwegs und suchten das Gespräch, um Fehlverhalten zu verhindern. Andreas Schaumeier, Chef der Polizeiinspektion Mitte, sagt, man habe auch die Ausschreitungen von Stuttgart im Hinterkopf gehabt und entschieden, "präsent zu sein, bevor etwas passiert". Die Stadt reagierte mit der zeitweisen Sperrung der Straße für Autos, einem Glasflaschen- und Bierkastenverbot - und mit großzügigeren Öffnungszeiten für die Außengastronomie bis ein Uhr nachts. Im Gegenzug wurde der Verkauf von Getränken zum Mitnehmen ab 24 Uhr untersagt.
Frank Pintsch sagt, damit habe man die Probleme in den Griff bekommen. Er ist von dem Konzept überzeugt und will es so ähnlich auch in diesem Sommer wieder auflegen. Die Sperrung an den Wochenenden abends solle "mindestens" in dem Umfang kommen wie im vorigen Jahr, sagt der Ordnungsreferent. Auch eine Ausweitung der Sperrungen hält er für möglich, gibt aber zu bedenken, dass das nicht ganz so einfach sei. Es gehe um die Frage, wer die Sperrung kontrolliere und wie sie sich auf andere Straßen in der Innenstadt auswirke.
"Auto-Poser" sollen aus der Maxstraße in Augsburg abends ausgesperrt werden
Die Teilsperrung stößt bei Anwohnern auf große Zustimmung. Einhellig sprachen sich alle, die sich an der Debatte beteiligten, dafür aus. Was den Lärm angehe, habe die Sperrung voriges Jahr ganz entscheidend gewirkt, sagen mehrere. Der Wunsch nach einer Ausweitung ist groß. Ein Anwohner etwa sagt, er wünsche sich, dass der Verkehr generell abends ausgesperrt werde - auch unter Woche. Eine Frau berichtet, auch jetzt schon, im März, würden "Auto-Poser" abends wieder durch die Straße rasen. "Sie lassen den Motor aufheulen, driften und drehen die Musik auf." Auch der Wunsch nach mehr Tempokontrollen wurde mehrfach geäußert. Stadt und Polizei wollen nun gemeinsam beraten, wie der Verkehr noch besser kontrolliert werden könnte.
Auch die Müllthematik will die Stadt angehen. Durch die Schließung der Clubs sei viel mehr zum Mitnehmen verkauft worden, sagt Frank Pintsch, entsprechend viel Müll sei angefallen. Schon im vorigen Jahr habe man zusammen mit den Gastronomen auf Pfand gesetzt. Das wolle man dieses Jahr wieder angehen. Allerdings könne die Stadt hier keine Vorschriften machen, die Gastronomen müssten sich freiwillig beteiligen. "Die Bereitschaft ist bei den Gastronomen aber da", so Pintsch. Ein Problem, das Bewohner immer wieder vorbrächten, sei auch das wilde Urinieren. Hier spüre man auch, dass die Clubs geschlossen seien. Ein Anwohner fordert deshalb, man müsse sich über öffentliche Toilettenanlagen Gedanken machen.
Was Veranstaltungen angeht, wünschen sich die Anwohner eine "Qualität, die der Straße angemessen ist", wie es Wolfgang Dossmann formuliert. Eine Frau, die im Bereich des Ulrichsplatzes lebt, wünscht sich mehr kleinere Konzerte und Theater, auch für Kinder. Ebenfalls mehrfach geäußert: Der Wunsch nach mehr Pflanzen in der Straße. Ein Anwohner sagt: "Es fehlt einfach das Grün."
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