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Augsburg: Antisemitismus nimmt seit 7. Oktober zu

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Antisemitismus in Augsburg: "Davidsstern trägt niemand mehr unverdeckt"

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    Zu einer Solidaritätsveranstaltung am 20. Oktober 2023 kamen etwa 300 Menschen.
    Zu einer Solidaritätsveranstaltung am 20. Oktober 2023 kamen etwa 300 Menschen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Von den etwa 1500 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Augsburg habe sich nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kaum noch jemand in die Synagoge getraut.

    "Antisemitismus ist viel spürbarer im Land geworden. Deswegen ist es so wichtig zu sehen, wie die Situation mit antisemitischen Straftaten in Augsburg zählte die Schändung der israelischen Flagge vor dem Rathaus. Ein 18-Jähriger versuchte Mitte Oktober vergangenen Jahres, diese anzuzünden. Inzwischen wurde der Tatverdächtige im Saarland gefasst. Um sich ein Bild von weiteren antisemitischen Straftaten zu machen, waren die Leiterin des Recherche- und Informationszentrums in Bayern, Annette Seidel-Arpaci, Carmen Reichert, die Leiterin des Jüdischen Museums Augsburg-Schwaben, Michael Weinzierl, Beauftragter der Bayerischen Polizei für Hasskriminalität und Israel Feder, Sprecher der IKG Augsburg eingeladen. 

    Die Podiumsdiskussion im Rathaus besuchten etwa 30 Interessierte.
    Die Podiumsdiskussion im Rathaus besuchten etwa 30 Interessierte. Foto: Arne Seyffert

    Sprecher des IKG Augsburg: "In Gemeinde herrscht Angst"

    Seit dem Vorfall habe sich die Situation wieder etwas entspannt, sagt Israel Feder. Direkt nach dem 7. Oktober war das anders: "Wochenlang hat sich kaum jemand in die Synagoge getraut. Früher haben unsere Jugendlichen aus dem Jugendzentrum ohne Angst ihren Davidsstern um den Hals getragen. Heute verdecken ihn alle." Doch es herrsche immer noch Angst in der jüdischen Gemeinde Augsburg. "Wir haben Betonblöcke vor unserer Synagoge aufgestellt, damit dort keine Autos, die etwas Gefährliches transportieren, parken können", sagt Feder. "Jeder, der in die Synagoge möchte, wird am Einlass gefragt, wer man ist. Das war aber schon vorher so", ergänzt er.

    Michael Weinzierl erklärt, was alles in die Kategorie antisemitische Straftat fällt: "Immer dort, wo Menschen wegen einer Gruppenzugehörigkeit Opfer einer Straftat werden." Er hat die polizeilichen Zahlen dieser Straftaten parat: Während 2022 insgesamt 17 antisemitische Straftaten polizeilich erfasst wurden, waren es 2023 bereits 33. Bayernweit habe es 2023 insgesamt 538 Fälle antisemitischer Hasskriminalität gegeben, ein Anstieg von 57 Prozent gegenüber 2022. Damals sind 358 Fälle gemeldet worden. "Leider kämpfen wir weiter mit einem ziemlich großen Dunkelfeld", sagt Weinzierl. Er macht darauf aufmerksam, dass man Hasskriminalität auch diskret online anzeigen kann, es brauche nicht unbedingt den Gang zur nächsten Polizeiwache.

    Antisemitismus in Augsburg: Darüber diskutierten (von links) Dr. Carmen Reichert, Michael Weinzierl, Dr. Seidel-Arpaci, Israel Feder und Sharzad Eden Osterer.
    Antisemitismus in Augsburg: Darüber diskutierten (von links) Dr. Carmen Reichert, Michael Weinzierl, Dr. Seidel-Arpaci, Israel Feder und Sharzad Eden Osterer. Foto: Arne Seyffert

    Israel Feder stimmt zu: Es müssen mehr Menschen Anzeige erstatten. Ihm sei aber auch wichtig, dass sich mehr Leute engagieren und Zivilcourage zeigen. Das könne schon ein Besuch im jüdischen Museum sein oder die ehrenamtliche Hilfe in seiner Gemeinde. "Wenn die gesittete Menschheit zusammenhält, dann können wir unsere Koffer auspacken."

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