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Augsburg: Angriffe auf Rettungskräfte: Der Ton auf der Straße wird rauer

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Angriffe auf Rettungskräfte: Der Ton auf der Straße wird rauer

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    Angriffe auf Rettungskräfte und Feuerwehrleute gibt es in Augsburg – sie sind aber nicht an der Tagesordnung.
    Angriffe auf Rettungskräfte und Feuerwehrleute gibt es in Augsburg – sie sind aber nicht an der Tagesordnung. Foto: Symbolbild: Alexander Kaya

    Eine Szene auf dem Königsplatz vor etwa zwei Wochen. Sanitäter versuchen einer betrunkenen Frau zu helfen. Die 35-Jährige wird bei der Behandlung renitent. Die Santitäter rufen die Polizei zur Hilfe. Als die Frau ins Krankenhaus gebracht werden soll, wehrt sie sich. Laut dem Bericht der Beamten muss sie auf der Transportliege fixiert werden. Dabei spuckt die Frau, schlägt um sich und beleidigt die Einsatzkräfte. Für viele Rettungskräfte im Freistaat sind solche Übergriffe an der Tagesordnung, das hat eine Studie des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) ergeben.

    Michael Gebler, Kreisgeschäftsführer in Augsburg, hat 30 Jahre Erfahrung im Rettungsdienst. Der 56-Jährige sagt, dass es diese Fälle gibt. Rettungskräfte müssten Menschen helfen, die sich in „schwierigen Situationen“ befinden. Sie leiden unter einer Demenz, Wahnvorstellungen oder sind unter Alkoholeinfluss. Gebler sagt: „Gewalt ist immer abzulehnen. Doch manchmal wissen die Leute nicht mehr, was sie tun in diesem Zustand.“ Nach seiner Einschätzung haben diese Fälle in den vergangenen Jahren nicht zugenommen. Es gebe immer wieder Einsätze, zu denen die Polizei hinzugerufen werden müsse. Jedoch sei diese Zahl auch nicht gestiegen.

    Passanten zücken die Handys

    Aber Gebler beobachtet eine andere Entwicklung, die ihn beunruhigt. „Der Respekt sinkt“, sagt er. Gebler denkt dabei an jüngere Menschen und die Einsätze auf „Partymeilen“ wie der Maxstraße – vor allem freitag- und samstagnachts. „Da kommt es zu Beschimpfungen oder Anspucken“, sagt der BRK-Kreisgeschäftsführer. Zudem werde die Arbeit der Rettungskräfte oft unnötig infrage gestellt. Ein Beispiel: Bevor der Verletzte ins Krankenhaus gebracht wird, muss er im Sanitätswagen versorgt werden. Das kann ein paar Minuten dauern. Laut Gebler beschweren sich dann oft Bekannte und Freunde des Opfers darüber, dass der Wagen nicht sofort losfährt. In den vergangenen Jahren komme es auch vermehrt vor, dass Passanten ihre Handys zücken, um Aufnahmen zu machen. „Heutzutage hat jeder eine Kamera in der Tasche“, sagt Gebler. Filme und Fotos seien nicht hinnehmbar, allein schon, um die Identität des Verletzten zu schützen.

    Auch die Feuerwehr steht bei ihren Einsätzen unter einem enormen Druck. Wenige Minuten können über Leben und Tod entscheiden. Im Oktober vergangenen Jahres rastete ein Mann bei einem Brand in Lechhausen aus. Als die

    Feuerwehr kommt mit mehr Personal

    Feuerwehrsprecher Anselm Brieger kann sich gut an den Einsatz erinnern. Er betont aber: „Das war ein Extremfall.“ Ansonsten sei es seines Wissens nach in den vergangenen Jahren nicht vorgekommen, dass einer seiner Kollegen in Augsburg angegriffen wurde. Allerdings habe die Feuerwehr auch einen Vorteil gegenüber den Rettungssanitätern. Sie ist meist mindestens zu sechst unterwegs. Zudem wird bei größeren Einsätzen immer die Polizei hinzugerufen. Das wirke auf potenzielle Unruhestifter abschreckend.

    Brieger sagt aber auch: „Die Stimmung ist schon rauer geworden.“ Das sei eine Entwicklung, die „alle offiziellen Organe“ betreffe. Der 35-Jährige ist inzwischen seit 15 Jahren im Einsatz. An Silvester habe es sich eingebürgert, dass Feierende Feuerwerkskörper in Richtung der Fahrzeuge werfen. Zudem nehmen laut Brieger viele Autofahrer keine Rücksicht mehr, wenn die Feuerwehr dazu gezwungen ist, ihre Einsatzwagen auf der Straße abzustellen. „Da wird gehupt und gerufen, warum es nicht weitergeht.“ Das habe er auch erlebt, wenn nebenan ein Haus brannte und das Blaulicht eingeschaltet war.

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