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Augsburg: Am Augsburger Wertach-Ufer warten Kunstwerke auf Besucher

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Am Augsburger Wertach-Ufer warten Kunstwerke auf Besucher

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    Eine Spinne bewacht in ihrem Netz eingesammelten Müll.
    Eine Spinne bewacht in ihrem Netz eingesammelten Müll. Foto: Annette Zoepf

    Wer dieser Tage an der Wertach zwischen Luitpoldbrücke und Gollwitzer Steg spazieren geht, kann entlang des Weges und in den Büschen einiges entdecken. Eine Spinne von der Größe eines Hundes wacht in den Bäumen über einem großen Netz, in dem sich Zigarettenpackungen und anderer Zivilisationsmüll verfangen haben. Ein Pfad führt in ein Märchenreich mit Fledermäusen, einer Eule und anderem Getier. Und auf einer Bank scheint ein weiblicher Roboter über den Sinn des Lebens zu sinnieren - beobachtet von einer Überwachungskamera. Die Installationen sind Teil des Kunstprojektes "WertArt", das am Wochenende eröffnet wurde und noch bis zum 12. Oktober dort zu sehen ist.

    Human Robots heißt dieses Projekt von Rosa Lutz-Teply.
    Human Robots heißt dieses Projekt von Rosa Lutz-Teply. Foto: Annette Zoepf

    Eigentlich sollte "WertArt" schon im Mai gemeinsam mit den "Kulturstühlen für Pfersee" stattfinden, wurde jedoch wegen des schlechten Wetters in den September verschoben, sagt die Initiatorin vom Bürgerhaus Pfersee, Margot Kloos. Obwohl es auch am Samstag regnete, wollte man die Aktion nicht erneut verschieben und eröffnete den Kunstpfad im Beisein der Künstler.

    Die lange Wartezeit habe dem Projekt gut getan, sagt Kloos. Die Künstler hatten mehr Zeit, an ihren Installationen zu tüfteln und es kamen weitere Kunstschaffende dazu, die sich an der Kunst im Freien beteiligen wollten. Insgesamt haben zehn Künstler 17 Installationen und Kunstwerke geschaffen. Gemeinsam ist den Werken, dass sie sich auf unterschiedlichste Art mit der Natur und dem Umgang des Menschen mit derselben auseinandersetzen. "Ein Projekt im Freien an der Wertach hat sich gerade zu Corona-Zeiten, wo alle Museen und Galerien geschlossen waren, angeboten", findet Kloos.

    Lisa Glocker hat Müll vom Wertachufer zu einem Kunstwerk zusammengestellt.
    Lisa Glocker hat Müll vom Wertachufer zu einem Kunstwerk zusammengestellt. Foto: Annette Zoepf

    Auf die Idee, die Wertach in ein Kunstprojekt einzubeziehen, kam Lisa Glocker. Seit Jahren sammelt die Pferseerin auf ihren Spaziergängen entlang des Flusses und während des jährlichen Ramadamas die Hinterlassenschaften anderer Spaziergänger. "Irgendwann habe ich angefangen, den Abfall aufzuheben, um ihn irgendwie zu verwenden", berichtet Glocker. Dann sei ihr die Idee gekommen, daraus vergängliche Kunstwerke zu schaffen - und fand in Margot Kloos eine begeisterte Mitstreiterin.

    Auch aus Müll kann Kunst entstehen

    "Wenn man den Müll anders anordnet, kann daraus richtig hübsche Kunst werden", sagt sie angesichts ihrer Installation, für die sie Grillkohle, Flaschen, Kronkorken und Zigarettenstummel kreisförmig angeordnet hat. "Ab in die Tonne" hat sie das Kunstobjekt genannt und beinahe hätte es das Schicksal mit Joseph Beuys berühmter Fettecke geteilt. In letzter Minute konnte sie Mitarbeiter der Stadtreinigung davon abbringen, ihre Installation zu entsorgen - offenbar hatten diese "Ab in die Tonne" zu wörtlich genommen.

    Ein Stück weiter hat sie aus natürlichen "Abfällen" einer Linde eine große Raupe gemacht, die es sich scheinbar unter dem Baum gemütlich gemacht hat. "Besuch unterm Lindenbaum" nennt sie ihr Werk aus Lindenblüten, Ästen und Staubblättern, wie auf der Informationstafel zu lesen ist, die vor jedem Kunstwerk angebracht ist.

    Mit dem Menschen und seinem Verhältnis zur Welt hat sich die Franziskaner-Schwester Elisabeth beschäftigt. Gleich zu Beginn des Kunstpfades an der Wertachbrücke hat sie das steinerne Haupt, das dort schon lange verwittert liegt und wohl früher einmal die Luitpoldbrücke zierte, gesäubert und das Gesicht freigelegt. "Wenn Menschen miteinander in Dialog treten wollen, müssen sie die Chance haben, Gesicht zu zeigen", erklärt sie die Idee hinter ihrem Projekt.

    Objekte sollen zum Nachdenken anregen

    Viele der Objekte sollen auch zum Nachdenken anregen. So hängt an einem Baum eine große, aus einer abgeschnittenen Badewanne gefertigte Schaukel, auf der das Wort "Freiheit" zu lesen ist. Rund um die Schaukel sind Verbotsschilder verteilt, die so ziemlich jede erdenkliche Nutzung der Schaukel untersagen. "Wir fordern eine Freiheit und eine Sicherheit, die es nicht gibt", hat Künstlerin Rosa Lutz-Teply zu ihrem Werk vermerkt.

    Zum Ende der Ausstellung am 11. Oktober gibt es um 14 Uhr nochmal einen gemeinsamen Spaziergang mit den Künstlern zu den Kunstwerken. Dann findet auch die eigentlich bereits für den Eröffnungssamstag geplante Mitmachaktion der Künstlerin Monika Wex unter dem Motto "Herz zeigen" statt. Im Flussbett der Wertach soll ein großes farbiges Herz aus Steinen gelegt werden. "Jeder Besucher kann einen Stein bemalen und zu dem Herz hinzufügen", erklärt Wex. Je mehr Menschen mitmachten, umso größer werde das Herz.  

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