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Augsburg: Alter Ort, neues Gesicht? Das Klimacamp kehrt an den Fischmarkt zurück

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Alter Ort, neues Gesicht? Das Klimacamp kehrt an den Fischmarkt zurück

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    Nach Monaten am Moritzplatz sind die Aktivistinnen und Aktivisten des Klimacamps an den Fischmarkt zurückgekehrt. Den Standort neben dem Rathaus mussten sie Ende 2021 verlassen.
    Nach Monaten am Moritzplatz sind die Aktivistinnen und Aktivisten des Klimacamps an den Fischmarkt zurückgekehrt. Den Standort neben dem Rathaus mussten sie Ende 2021 verlassen. Foto: Christoph Bruder

    Jetzt ging es dann doch ganz schnell: Das Klimacamp wird bis zum Ende des Wochenendes seine Zelte am Moritzplatz endgültig abbrechen und auf den Fischmarkt neben dem Rathaus zurückkehren. Ein Großteil der Zelte und Aufbauten stand am Freitag bereits wieder auf dem Platz zwischen Perlachturm und Rathaus - allerdings auf deutlich weniger Platz als früher.

    Gut fünf Monate ist es her, dass das Klimacamp wegen Steinschlaggefahr am Perlachturm weichen musste. Mit dem Moritzplatz war schnell ein "Exil" gefunden. Daraus, dass der Wunschstandort weiter neben dem Rathaus liegt, machte der Zusammenschluss nie einen Hehl. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), die das Klimacamp vor Kurzem deutlich kritisiert hatte, sagte zuletzt recht schmallippig, dass sich Versammlungsveranstalter ihren Platz von Gesetzes wegen selbst wählen könnten - weitere Stellungnahmen gab es nicht, aber dass Weber über die Rückkehr nicht jubelt, war dennoch spürbar.

    Klimacamper haben nach Rückkehr ans Rathaus eine kleinere Fläche

    Die Fläche der Klimacamper ist inzwischen geschrumpft, um, so der Bescheid der Stadt, den Zugang zu Fahrradständern zu ermöglichen. Eine Rolle spielt dem Vernehmen nach auch die Anfahrbarkeit des Rathauses für Lieferfahrzeuge für Veranstaltungen, die jetzt wieder verstärkt stattfinden. "Es gibt noch Diskussionsbedarf", sagt dazu Klimacamperin Franziska Bux. Man werde den Ort in den kommenden Tagen neu gestalten. Ziel sei, den Umzug bis Ende des Wochenendes abzuschließen.

    Bei Passanten kommt die Rückkehr unterschiedlich an. Eine Frau, kurzes graues Haar und Einkaufstasche um den Arm, zeigt auf die Szenerie und schüttelt den Kopf. "Dass die Stadt das zulässt - unmöglich." Man könne ja durchaus für das Klima sein. "Aber das ist eine Verschandelung von unserem schönen Rathaus. So ein Verhau", schimpft die Augsburgerin und geht davon. Marco, ein junger Mann Anfang 20, wartet auf seine Straßenbahn. Er befürworte die Anliegen des Klimacamps und begrüße, dass es sich nun wieder am Rathaus einrichte. Dass sich manche daran stoßen, könne er nachvollziehen. "Aber ich glaube, das muss man aushalten, wenn es um etwas so Wichtiges geht."

    Camp musste wegen Steinschlaggefahr am Perlachturm zum Moritzplatz

    Moritzplatz, ein paar Schritte weiter. Überbleibsel des alten Standorts sind noch zu sehen. Gleich beginnt der Mittagsgottesdienst in St. Moritz, ein Mann schüttelt seinen Regenschirm ab. Was er vom Abzug der Nachbarn halte? "Ein bisschen unordentlich war es schon. Aber das sind halt junge Leute - und irgendwie fehlen sie mir jetzt auch", sagt der Mann und lacht, als überrasche ihn das selbst. Die Mitglieder des Camps seien eigentlich immer sehr höflich gewesen. Wenn man sie etwa darum gebeten habe, die Musik etwas leiser zu machen, seien sie dem auch nachgekommen. Helmut Haug, Pfarrer von

    Die Aktivisten des Klimacamps haben den Standort am Moritzplatz und an der Moritzkirche verlassen, um an das Rathaus zurückzukehren.
    Die Aktivisten des Klimacamps haben den Standort am Moritzplatz und an der Moritzkirche verlassen, um an das Rathaus zurückzukehren. Foto: Max Kramer

    Unterdessen haben die Aktivisten die Schlagzahl bei Versammlungen außerhalb des Camps gesteigert. Bei der Stadt gingen rund 30 Anzeigen für Demos bis Ende Mai ein. Das Spektrum reicht von der kurzen Vor-Ort-Demo bis hin zu Aktionen wie einer symbolischen Flutung des Rathausplatzes, um auf das Risiko von Überschwemmungen durch den Klimawandel aufmerksam zu machen. Letztere Aktion verbot die Stadt aber, wie auch einige andere Ansinnen. Mitinitiator Ingo Blechschmidt bestätigt, dass zuletzt mehr Versammlungen angemeldet worden seien. Man habe Gäste aus Klimacamps anderer Städte zu Gast gehabt und gemeinsame Aktionen geplant. "Wir werden diese Zahl aber nicht aufrechterhalten", so Blechschmidt.

    Rückkehr an Fischmarkt: Klimaaktivisten fluten Stadt mit Demo-anzeigen

    Dem Vernehmen nach musste die Stadt in diesem Zusammenhang zuletzt mehr Personal einsetzen. Unter der Hand ist zu hören, dass man über die Flut an Anzeigen nicht glücklich ist, zumal einige Demos kurzfristig abgesagt wurden und in einigen Fällen überhaupt niemand erschien. Blechschmidt bestätigt das in zwei Fällen - die Auflagen der Stadt hätten den Charakter der geplanten Demo so stark verändert, dass man es lieber ganz gelassen habe. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) betont auf Anfrage, dass die Stadt jede Versammlung für sich prüfe. "Die Versammlungsfreiheit ist ein zentrales Grundrecht", sagt Pintsch. Allerdings seien mitunter Auflagen und Einschränkungen nötig. In einzelnen Fällen habe man Versammlungen verboten.

    So sollten wieder Banner am Rathaus angebracht und Bäume am Königsplatz beklettert werden, um gegen Fällungen in Augsburg zu protestieren. Die Banner- und Baumbesetzungsaktion verbot die Stadt. Das Verwaltungsgericht stützte diesen Kurs, nachdem die Klimacamper Eilklage eingereicht hatten. Blechschmidt kündigte am Freitag im Rahmen der Vorstellung eines Verkehrskonzepts neue Kundgebungen an. Im Rahmen solcher Demos wolle man etwa Straßen kurzzeitig sperren und aufzeigen, was sich mit dem Straßenraum anfangen ließe.

    Ordnungsreferent Frank Pintsch: Zahl der Versammlungen steigt

    Dass die Stadt vor dem Verwaltungsgericht nach dem Banner- und dem Baumbesetzungsverbot Recht bekommen hat, zeigt nach Einschätzung von Pintsch, dass die Versammlungsbehörde auch bei hoher Belastung gut arbeite. Pintsch verweist darauf, dass die Zahl der Versammlungen, ungeachtet des Klimacamps, insgesamt deutlich nach oben gegangen sei. Die Ordnungsbehörde komme damit aber zurecht. Die Stadt achte darauf, dass Grundrechte gewahrt blieben, Versammlungen aber vollständig im Rahmen von Gesetzen verliefen.

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