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Augsburg: Als Straßenbahnen in Augsburg noch sechs Meter lang waren

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Als Straßenbahnen in Augsburg noch sechs Meter lang waren

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    Ein altes Foto zeigt elektrische Straßenbahnen der ersten Generation an einer Ausweichstelle vor dem Hauptbahnhof. Inzwischen hat sich bei der Technik vieles getan.
    Ein altes Foto zeigt elektrische Straßenbahnen der ersten Generation an einer Ausweichstelle vor dem Hauptbahnhof. Inzwischen hat sich bei der Technik vieles getan. Foto: Archiv Papst

    Die Stadler-Straßenbahnen, die die Stadtwerke nun kaufen wollen, sind der 19. Triebwagentyp, der seit der Einführung der elektrischen Straßenbahn in Augsburg vor 121 Jahren im Einsatz sein wird. Während die ersten elektrischen Straßenbahnen in Augsburg gerade einmal sechs Meter Länge hatten und mit Petroleumlampen beleuchtet wurden, sind die heutigen Großraum-Trams mit etwa 40 Metern Länge unterwegs und werden künftig von Led-Leuchten mit jahreszeitenabhängiger Farbsteuerung erhellt.

    So viele Kilometer fährt eine Straßenbahn durch Augsburg

    Aktuell haben die Stadtwerke 82 Straßenbahnen im Fuhrpark. Vor knapp 20 Jahren leiteten sie einen Generationswechsel hin zu den Maxi-Straßenbahnen ein – weil Augsburg keine U-Bahn hat und der Regio-Schienen-Takt im innerstädtischen Binnenverkehr nicht die Massen transportiert, sind die Augsburger Trams länger als in vielen anderen Städten. In München sind die Züge beispielsweise kürzer als in Augsburg. Pro Jahr fährt eine Augsburger Straßenbahn zwischen 50.000 und 70.000 Kilometern. Hier ein Überblick über die aktuelle Straßenbahnflotte:

    Die 27 Trams des Herstellers Bombardier wurden 2009/10 geliefert. Sie können 228 Fahrgäste befördern (davon 85 auf Sitzplätzen). Der Cityflex ist, was die Laufruhe betrifft, die komfortabelste Augsburger Straßenbahn.

    Die Siemens-Straßenbahn ist mit 41 Stück und einem Fassungsvermögen von 252 Fahrgästen das Rückgrat des Augsburger Nahverkehrs. Sie wurden zwischen 1999 und 2003 beschafft.

    Kinderwagen und Rollatoren lassen sich nur beschränkt mitnehmen

    1996 wurden die Straßenbahnen des Herstellers MAN/Siemens als erste Generation von Niederflurwagen in Augsburg gekauft. Mit 156 Plätzen sind die Kapazitäten gering, Kinderwagen und Rollatoren lassen sich nur beschränkt mitnehmen. Die Straßenbahnen sollen 2023 außer Dienst gestellt werden.

    1985 kauften die Stadtwerke zwölf Straßenbahnen dieses Typs. Inzwischen befinden sich noch drei Züge im Einsatz. Weil sie keine Niederflur-Straßenbahnen sind, werden sie nur noch eingesetzt, wenn es Engpässe im Fuhrpark gibt. Als Reserve sollen sie weiterhin im Einsatz bleiben.

    Fahrgastzahlen bei Trams in Augsburg steigen

    Dass die Straßenbahnflotte aktuell vergrößert wird, hängt mit den steigenden Fahrgastzahlen (62,4 Millionen in 2018) und dem Netzausbau der vergangenen Jahre zusammen. Dabei hatten die Stadtwerke kurz nach dem Zweiten Weltkrieg schon Fahrgastzahlen in ähnlicher Größenordnung, wie der Autor Martin Pabst in seinem Buch „Geschichte der Augsburger Straßenbahn“ darlegt. Im Jahr 1948 beförderten die Stadtwerke 63,6 Millionen Fahrgäste mit 80 Straßenbahnen. Die Zahl entspricht der heutigen Flottengröße, allerdings waren die Züge damals deutlich kleiner. Überfüllte Fahrzeuge waren damals werktags an der Tagesordnung. Wer keinen Beruf hatte, durfte die Tram zu den Stoßzeiten nicht benutzen, um das Verkehrssystem nicht noch stärker zu belasten.

    Mit dem steigenden Motorisierungsgrad der Bevölkerung sanken die Fahrgastzahlen massiv. Ende der 60er Jahre waren nur noch 41 Millionen Fahrgäste unterwegs. Das Tramnetz war mit seinen teils eingleisigen Strecken aus der Zeit gefallen, gleichzeitig wurde die Straßenbahn in Teilen der Stadtverwaltung eher als Verkehrshindernis gesehen. Auch die Stadtwerke liebäugelten mit einer Umstellung auf den reinen Busbetrieb.

    Oberbürgermeister Hans Breuer (SPD) setzte nach seiner Wahl ab 1972 klar auf einen Tram-Kurs. 1977 wurde am Königsplatz das Haltestellendreieck eröffnet. Auch die Planungen zur Verlängerung bestehender Linien und dem Neubau der Linie 3 lief an, um dem Wachstum der Stadt und der Universität Rechnung zu tragen. Gleichwohl fielen die Fahrgastzahlen in den 1980er Jahren wieder auf etwa 40 Millionen.

    Ein Befreiungsschlag war 1990 die Einführung des Fünf-Minuten-Taktes (zuvor Zehn-Minuten-Takt). Die Fahrgastzahlen stiegen mit dem besseren Angebot drastisch. 1993 waren es mehr als 50 Millionen Fahrgäste, die mit den Stadtwerken unterwegs waren. Um den Ansturm zu bewältigen, kaufen die Stadtwerke gebrauchte Trams mit Anhänger aus Stuttgart, die später durch Combinos ersetzt wurden.

    In den 1990ern und 2000ern wurde der Straßenbahnausbau weiter vorangetrieben, auch was den Kauf neuer Fahrzeuge betraf. 2013 eröffneten die Stadtwerke das erneuerte und vergrößerte Haltestellendreieck am Königsplatz, 2022 soll die Verlängerung nach Königsbrunn in Betrieb gehen, 2023 der Bahnhofstunnel eröffnet werden.

    Das Buch „Geschichte der Augsburger Straßenbahn“ von Martin Pabst erschien im Bauer-Verlag und kostet 28 Euro.

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