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Augsburg: Aktivisten fordern Gratis-Nahverkehr am Wochenende und größere Fußgängerzone

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Aktivisten fordern Gratis-Nahverkehr am Wochenende und größere Fußgängerzone

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    So könnte eine autofreie Hallstraße aussehen: Im Rahmen einer Demo von Verkehrs- und Klimaaktivisten wurde die Fahrbahn am Freitag vorübergehend gesperrt.
    So könnte eine autofreie Hallstraße aussehen: Im Rahmen einer Demo von Verkehrs- und Klimaaktivisten wurde die Fahrbahn am Freitag vorübergehend gesperrt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wesentlich weniger Autos in der Stadt, attraktiverer Nah-, Rad- und Fußverkehr. Das ist die Essenz des "Verkehrswendeplans", den Aktivisten des Klimacamps am Freitag vorgestellt haben. Sie erläuterten ihre Planungen im Rahmen einer Demonstration auf der Hallstraße, die kurzzeitig gesperrt wurde. Die Stadt denkt seit Jahren darüber nach, die Verbindungsstraße zwischen Maximilian- und Konrad-Adenauer-Allee verkehrszuberuhigen und in einem "Campus" zwischen den verschiedenen Gebäuden des Holbein-Gymnasiums und der Ulrichschule umzuwandeln. Umgesetzt wurden die Pläne bisher aber nicht, auch weil es immer wieder inhaltliche Diskussionen mit Anliegern gab. Am Freitag nutzten die Schüler und Schülerinnen das vorübergehende Platzangebot aber sofort.

    Vom wem der Plan stammt und warum er für die Aktivisten wichtig ist

    Bei der Pressekonferenz stellten Ingo Blechschmidt und Florian Lenz das Konzept vor. Beide sind im Klimacamp aktiv, dennoch betont Blechschmidt: "Der Plan stammt nicht vom Klimacamp, aber es gibt personelle Überlappungen." Auch der ADFC und viele Einzelpersonen seien an der Erstellung des Verkehrswendeplans beteiligt gewesen. "Seit Jahren sagen verschiedene Initiativen, was allgemein passieren müsste. Was bei diesem Verkehrswendeplan neu ist, ist, dass wir ganz konkret einen Plan ausgearbeitet haben, wie jede einzelne Straße aussehen soll." Das übergeordnete Ziel ist eine drastische Reduktion des Autoverkehrs. "Menschen, die in der Stadt wohnen, sollen möglichst unabhängig werden vom Auto", sagt Blechschmidt.

    Die Aktivisten fordern unter anderem, dass die Erweiterung der Fußgängerzone auf die komplette Bahnhofstraße so schnell wie möglich umgesetzt wird. Die autofreie Zone soll dann laut Plan im Osten bis zur evangelischen Kirche St. Jakob gehen. Im Norden beginnt die autofreie Zone bei der Jesuitengasse und zieht sich bis zum Park am Roten Tor. Der Stadtplan im Konzept wird zudem an vielen Stellen von fett gepunkteten grünen Linien durchzogen. In diesen Straßen sollen nicht nur Radfahrer Vorrang haben, sondern Kraftfahrzeuge außer Busse und Anwohner-Pkws komplett draußen bleiben. Eine zentrale Säule des Konzepts sei ein "dichtes Netz an Fahrradstraßen, das die Innenstadt mit den Stadtteilen verbindet", erklärt Student Florian Lenz.

    Auch für den Nahverkehr haben die Klimacamper viele Vorschläge. S-Bahn-Linien sollen das Umland mit städtischen Bahnhöfen verbinden. Der Bahnhof in der Hirblinger Straße (Bärenkeller) müsse dazu reaktiviert werden, so Lenz. Schnellbusse sollen die Straßenbahnlinien ringförmig verbinden. Langfristig soll der Nahverkehr kostenlos werden, kurzfristig werden das 365-Euro-Ticket sowie ein "Nulltarif" an Wochenenden gefordert.

    Eine Kostenschätzung für den "Verkehrswendeplan" in Augsburg gibt es nicht

    Außerdem solle der Augsburger Verkehrsverbund (AVV) Pläne entwickeln, um seine Fahrgastzahlen zu verdoppeln bzw. zu verdreifachen. Damit sollen Stadt und AVV Fördermittel Landtag und Bundestag einwerben. Neben dem Drängen auf Fördermittel könne die Stadt, so Blechschmidt, eine Mobilitätsabgabe der hier ansässigen Unternehmen einfordern. Denn auch diese würden von einer Verkehrsberuhigung profitieren. Eine Einschätzung, welche Kosten durch den "Verkehrswendeplan" entstünden, gibt es nicht.

    Dass die Verkehrsverbände und Klimaschützer ihre Pläne am Freitag vorstellten, war kein Zufall. Die Stadt überarbeitet wie berichtet ihre eigenen Verkehrsplanungen, die grundsätzlich in eine ähnliche Richtung gehen wie die der Aktivisten und Aktivistinnen, allerdings bei Weitem nicht so radikal sind. Am späten Freitagnachmittag fand dazu ein Mobilitätsforum in der Kongresshalle statt, bei dem Bürger und Bürgerinnen der Stadt ihre Meinung sagen durften. Schon die bisher unternommenen Schritte der Stadt hatte, etwa der Radwegversuch in der Hermanstraße, ein geteiltes Echo ausgelöst. Die Aktivisten und Aktivistinnen halten die Bürgerbeteiligung im Mobilitätsforum nur für vorgeschoben. Experten und Verbände seien in der ersten Phase nicht angehört, sondern belehrt worden. Trotzdem werde man dort präsent sein: "Wir werden uns da maximal einbringen", kündigt Blechschmidt an. (mit skro)

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