Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Aktionskünstler darf Figur gegen Missbrauch in der Kirche nicht aufstellen

Augsburg

Aktionskünstler darf Figur gegen Missbrauch in der Kirche nicht aufstellen

    • |
    Einer Figur des Künstlers Jacques Tilly, die ironisch die Kirche für ihre Missbrauchsermittlungen kritisiert, steht in Rom in Sichtweite des Petersdoms.
    Einer Figur des Künstlers Jacques Tilly, die ironisch die Kirche für ihre Missbrauchsermittlungen kritisiert, steht in Rom in Sichtweite des Petersdoms. Foto: Ricarda Hinz, dpa

    Seit zehn Jahren sammelt die Giordano-Bruno-Stiftung, in der der Augsburger Aktionskünstler David Farago tätig ist, Figuren der großen Rosenmontagswagen, die sich kritisch und satirisch mit der katholischen Kirche auseinandersetzen. Diese bringt Farago dann bei Demonstrationen, beispielsweise gegen Vertuschung von Missbrauchsfällen, erneut zum Einsatz. Im Vorgriff auf die Weltsynode im Vatikan, die am Mittwoch startete, wollte er diesmal die Figur des Hängemattenbischofs auf der Piazza Pia in Rom inszenieren. Doch daraus wurde nichts. Am Ende wurden Farago und seine Mitstreiter sogar rund um die Uhr von der Polizei bewacht.

    Die Figur des Hängemattenbischofs des Düsseldorfer Künstlers Jacques Tilly wird seit 2019 immer wieder von der Giordano-Bruno-Stiftung eingesetzt, um auf die Anliegen der Betroffenen des Missbrauchsskandals der Kirche aufmerksam zu machen. Die Figur zeigt einen Bischof, der selig lächelt und in einer zwischen zwei Kreuzen aufgehängten Hängematte schlummert. Ein sarkastischer Spruch verweist auf die "unermüdliche Ermittlung" bei Missbrauchsfällen von Kindern. Die Forderung der Stiftung sowie von Missbrauchsopfern: Es müssen Archive geöffnet werden, um alte Fälle zu klären. Mitarbeiter der Kirche, von denen bekannt ist, dass sie andere sexuell missbraucht haben, müssten vom Dienst suspendiert werden. Aktuell können sie im Amt bleiben.

    Polizei bewachte Figur von Jacques Tilly rund um die Uhr

    Ursprünglich wollten David Farago, sein Team und Missbrauchsopfer auf der Piazza Pia drei Tage lang mit Passantinnen und Passanten zum Thema diskutieren. Doch der Antrag auf Zulassung dieses Vorhabens blieb seitens der Behörden in Rom unbeantwortet, die Aktion wurde nicht genehmigt. "Wir sind deshalb mit der Figur einfach durch Rom gefahren. Aber es hat nicht lange gedauert, dann ist uns auch das untersagt worden", erzählt David Farago, der mittlerweile wieder in Augsburg ist. 

    Man sei ständig von der Polizei angehalten worden, es seien Strafzettel verhängt worden und ab Tag zwei sei die Bewachung so extrem gewesen, dass das Team und die Figur den Hotelparkplatz nicht mehr hätten verlassen können. "Diese Polizeipräsenz war beängstigend. Die Behörden scheinen sehr vatikantreu zu sein", so Farago. Der Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, Matthias Katsch, der David Farago und sein Team eingeladen hatte, kritisierte das Verhalten der Behörden als eine Einschränkung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Die Polizei habe den Protest anlässlich der Eröffnung der Weltsynode auch in anderen Fällen massiv behindert.

    Italienische Polizisten stehen vor einer Figur des Künstlers Jacques Tilly, die ironisch die Kirche für ihre Missbrauchsermittlungen kritisiert.
    Italienische Polizisten stehen vor einer Figur des Künstlers Jacques Tilly, die ironisch die Kirche für ihre Missbrauchsermittlungen kritisiert. Foto: Ricarda Hinz, dpa

    Ein Gutes habe das Verbot der Aktion dennoch gehabt, sagt Farago: Es habe ein großes Medienecho ausgelöst. "Diese öffentliche Aufmerksamkeit hat uns vermutlich mehr Wahrnehmung verschafft, als es die Aktion selbst getan hätte." Man starte entsprechende Demonstrationen schließlich für die Betroffenen, denen so in verschiedenen Interviews eine Stimme gegeben worden sei.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden