Die Nachricht von der bevorstehenden Schließung des Supermarktes im Schwabencenter belastet Christine Wagner. Seit 50 Jahren lebt die Augsburgerin in einem der drei Hochhäuser über dem Center. Das Edeka-Aus wird für sie schwierig, sagt sie. Die Bewohnerin macht Edeka keinen Vorwurf, dafür aber anderen. Dass nach der Aufgabe der Stadtsparkassen-Filiale mit Edeka das nächste Geschäft die Ladenpassage verlässt, sorgt für Unruhe. Das zeigen die vielen Reaktionen. Aus der Politik meldet sich bislang eine Partei zu Wort.
Christine Wagner zeigt Verständnis für den Rückzug des Edeka. Wie berichtet, plant der Supermarkt seinen letzten Verkaufstag am 8. April. "Edeka konnte aufgrund des Kundenrückgangs über kurz oder lang gar nicht anders", meint die 71-Jährige. Natürlich, das räumt die Seniorin ein, gebe es in der Umgebung mehrere Supermärkte. "Aber wie sollen es gerade die älteren Herrschaften schaffen, dorthin zu kommen, teils mit Rollator?" Auch für sie, mit Handicap und ohne Auto, sei das schwierig. "Seit 1973 wohne ich im Schwabencenter - immer gerne. Aber was uns jetzt auch von Solidas angetan wurde, spottet jeder Beschreibung. So geht man mit Menschen nicht um", rügt sie.
Etliche Bewohner kritisieren Eigentümer und Projektentwickler Solidas dafür, dass die begonnenen Bauarbeiten in der Ladenpassage seit einem Jahr stagnieren und aufgrund der unattraktiven Situation immer mehr Läden aufgeben. Beim Augsburger Immobilienunternehmen selbst zeigt man sich auch nicht glücklich über den Stillstand. Man warte auf entsprechende Genehmigungen durch die Stadt, heißt es.
Interesse am Schwabencenter sei seit der Kommunalwahl erloschen
Aussagen, wie diese bringen Gisela Mayo auf die Palme. Die Bewohnerin spricht von einer "Hinhaltetaktik" durch alle Beteiligten. Was den Menschen im Schwabencenter zugemutet werde, sei eine "bodenlose Frechheit". "Ich glaube in Zukunft nur noch an das, was ich mit eigenen Augen sehe. Das gesprochene Wort hat keinerlei Wert", sagt Mayo an die Adresse von Politik und Eigentümer. "Das Problem mit 'unserem' Schwabencenter existiert ja nicht erst, seit wir vor rund vier Jahren auf die Barrikaden gegangen und gegen die Schließung von Edeka demonstriert haben. Das existiert schon viel länger", konstatiert Gisela Mayo.
Damals, kurz vor der Kommunalwahl, habe man den Bewohnern andächtig zugehört. "Ein großes, 'hochkarätiges Aufgebot' aus der Politik war vor Ort und was wurden uns Anwohnern da nicht alles für Versprechungen gemacht", sagt sie. Heute erinnere sich die Stadtspitze wohl nicht mehr daran. Gisela Mayo ist in Rage. "Das Interesse am Schwabencenter ist nach erfolgreicher Wahl erloschen", schimpft sie. Aus der Politik ist bislang nur eine öffentliche Reaktion zu vernehmen.
Linken-Stadtrat Frederik Hintermayr fordert die Stadt auf, sich verstärkt für wohnortnahe Infrastruktur einzusetzen. Dies liege in ihrer Verantwortung. Die Schließung des Supermarktes im Schwabencenter wertet Hintermayr als harten Schlag für die Bewohnerinnen und Anwohner, insbesondere für ältere Menschen oder Familien mit Kindern, die nicht mobil seien. "Wir müssen sicherstellen, dass alle Menschen in unserer Stadt Zugang zu lebensnotwendigen Gütern haben, unabhängig von ihrem Wohnort." Auch in den sozialen Medien wird derzeit viel über die Zukunft des Handels im Schwabencenter diskutiert. Dabei gibt es auch Stimmen, die eine grundsätzliche Notwendigkeit eines Supermarktes im Center hinterfragen.
Edeka-Aus im Schwabencenter: "Es gibt kein Recht auf einen Laden unter der Wohnung"
Dietrich Kirschner etwa meint: "Mei, das Ding ist eben aus der Zeit. Und es gibt kein Recht auf einen Laden unter der Wohnung." Leser Hans M. verweist auf die Einkaufsmöglichkeiten in Supermärkten in der etwas über einen Kilometer entfernten Reichenberger Straße. "Leider ist es immer das Gleiche: sobald ein Geschäft, Restaurant und Ähnliches schließt, geht das Gejammer los. Dass man aber die vor Ort vorhanden Lokalitäten vorher regelmäßig besucht hätte, hat man wahrscheinlich 'versäumt' oder lieber weiter entfernte, wegen eventuell günstigeren Preisen 'bevorzugt'."