Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Ärger im Nachtleben: Augsburg verschärft die Regeln in der Maxstraße

Augsburg

Ärger im Nachtleben: Augsburg verschärft die Regeln in der Maxstraße

    • |
    Die Stadt schränkt in der Maximilianstraße in Augsburg den Mitnahmeverkauf von Getränken ein.
    Die Stadt schränkt in der Maximilianstraße in Augsburg den Mitnahmeverkauf von Getränken ein. Foto: Annette Zoepf

    Das Problem beginnt nach Mitternacht. Wer mit Polizisten spricht, die am Wochenende in der Augsburger Maximilianstraße im Einsatz waren, hört immer wieder die selbe Einschätzung. Die Stimmung kippt in der Zeit zwischen 0 und 1 Uhr. Von dem gemischten Publikum, das bis dahin die neuen Freiheiten genießt, sind dann überwiegend noch junge Männer übrig. Viele stark betrunken, manche aggressiv. "Es sind Leute dabei, die einfach auf Ärger aus sind", sagt ein Beamter. Der kann sich gegen die Polizei richten, aber auch gegen andere Nachtschwärmer - oder gegen völlig Unbeteiligte. So wie in der Nacht zum Sonntag gegen 1.30 Uhr, als etwa 20 junge Männer am Predigerberg nach Passanten schlugen und traten. Am Dienstag haben sich Vertreter von Stadt und Polizei deshalb darauf verständigt, die Regeln in der Maximilianstraße zu verschärfen.

    Eingeschränkt wird vor allem der Verkauf von Getränken zum Mitnehmen. Seit dem Lockdown-Ende versorgen sich viele Nachtschwärmer mit den "To-Go"-Getränken - weil Discos und Clubs noch immer geschlossen und die Plätze in den geöffneten Lokalen begrenzt sind. Am Freitag- und Samstagabend bildeten sich überall, wo Getränke nach draußen verkauft wurden, lange Schlangen. Zuletzt war der To-Go-Verkauf bis 24 Uhr erlaubt, nun nur noch bis 22 Uhr. Die Lokale selbst dürfen weiter bis Mitternacht öffnen. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) verspricht sich davon eine Beruhigung der Situation. Er geht davon aus, dass sich die Straße schneller leert, wenn nicht um kurz vor Mitternacht noch schnell auf Vorrat Getränke gekauft werden können.

    Augsburger Ordnungsreferent: Lokale sollen länger öffnen dürfen

    Dass die Lokale und deren Außengastronomie bis 24 Uhr offen bleiben dürfen, verteidigt Pintsch. Die Situation dort sei nicht das Problem. Solange die Menschen die Gastronomie nutzten, sei alles sogar geordneter. Der Ordnungsreferent spricht sich deshalb auch dafür aus, den Lokalen sogar eine längere Öffnung bis 1 Uhr zu erlauben. Im vergangenen Corona-Sommer habe sich das als sinnvoll erwiesen. Die Stadt kann das aber nicht alleine entscheiden, weil der Freistaat die Sperrzeit derzeit einheitlich auf 24 Uhr festgelegt hat. Man habe aber entsprechende "Signale" nach München gesendet, so Pintsch.

    Noch genauer hinschauen wollen Stadt und Polizei auch darauf, dass das Verbot von Glasflaschen in der Maximilianstraße und weiteren Teilen der Innenstadt eingehalten wird. Die Stadt wird dazu auch einen Sicherheitsdienst engagieren, der sich zuletzt schon um die abendliche Sperrung der Maxstraße für den Verkehr kümmerte. Auch Rucksäcke sollen kontrolliert werden.

    Weiterreichende Regeln, etwa ein Alkohol- oder Aufenthaltsverbot zu bestimmten Zeiten rund um den Herkulesbrunnen, plant die Stadt derzeit nicht. Nach Informationen unserer Redaktion hätte sich die Polizei durchaus auch noch strengere Regeln vorstellen können. Ordnungsreferent Pintsch sagt, man versuche, die Balance zu halten. Das Bedürfnis nach Freiheit sei nach einer langen Zeit der Einschränkungen nachvollziehbar - und man müsse dies auch bis zu einer bestimmten Grenze zulassen. Den Vorwurf, er rede die Situation schön, lässt er nicht gelten. Pintsch sagt, die Aggressionen gingen nur von einem kleinen Teil der Nachtschwärmer aus. Die Vorfälle sind aber durchaus gravierend. Am vergangenen Wochenende musste die Polizei immer wieder wegen Schlägereien eingreifen. Dabei mischten sich auch Unbeteiligte ein. Einer 25-jährigen Beamtin wurde bei einer Auseinandersetzung nach Polizeiangaben in den Bauch geschlagen.

    Im Moment wird in Augsburgs Maxstraße sehr viel Alkohol getrunken

    Dass im Moment viel Alkohol getrunken wird, bestätigen auch Gastronomen. Mehrere berichten, es sei auffällig, dass sich viele Nachtschwärmer stark betrinken. Ein Gastronom sagt: "Die schütten sich richtig zu." Ein anderer mutmaßt: "Es wirkt so, als müssten manche jetzt alles nachholen." Offenbar hielten sich auch nicht alle Lokale am Wochenende an die Sperrzeit um 24 Uhr. Teils, so die Erkenntnis der Stadt, sei noch heimlich weiter verkauft worden.

    Auf die Infektionszahlen haben sich die Partynächte bisher nicht ausgewirkt. Am Dienstag lag die vom Robert-Koch-Institut gemeldete Sieben-Tage-Inzidenz für Augsburg bei 30. In den vergangenen Tagen ging es bei den Zahlen leicht auf und ab. Derzeit zeige der generelle Trend in Augsburg aber weiterhin nach unten, sagt Umwelt- und Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne). Wie sich die Infektionen nun - auch angesichts von mehr öffentlichem Leben - weiter entwickeln, sei schwer abzusehen.

    Indische Mutation ist inzwischen in Augsburg nachgewiesen worden

    Im vergangenen Sommer trafen sich ebenfalls viele Menschen nachts in der Maxstraße. Die Corona-Zahlen waren aber erst im Herbst wieder stärker gestiegen - unter anderem bedingt durch Reiserückkehrer aus Ländern mit höheren Infektionszahlen. Reiner Erben warnt aber: Zwar sei das Risiko, sich anzustecken, an der frischen Luft geringer. Passieren könne es dennoch. Das Gesundheitsamt habe immer wieder Fälle, in denen eine Infektion draußen erfolgt sei. Zumal die neuen Varianten des Virus offensichtlich ansteckender sind. Die indische Mutation, jetzt Delta-Variante genannt, ist inzwischen auch in Augsburg nachgewiesen worden. In dieser Woche wurde ein erster Fall bekannt. Wo sich die Person damit angesteckt habe, sei unklar, teilt die Stadt mit.

    Lesen Sie auch den Kommentar: Ärger im Nachtleben: Es geht auch um den Ruf der Maxstraße

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden