In Bayern gilt ab Mittwoch im Handel die 2G-Regel, das heißt: In vielen Geschäften dürfen nur noch Geimpfte und Genesene einkaufen. Wer nicht zu dieser Gruppe zählt, bleibt vor der Tür. Dies gilt für große Kauf-, Möbel- und Modehäuser, anders sieht es bei der Grundversorgung aus: Eine nicht geimpfte Person darf im Supermarkt einkaufen, ebenso in einer Drogerie, einem Garten- oder einem Baumarkt. Die 2G-Regelung muss in den Geschäften kontrolliert werden. Was auf den ersten Blick aber verständlich erscheint, wird in der Praxis zur Herausforderung für Händlerinnen und Händler. Vor allem in der Großstadt Augsburg führt dies aufgrund der örtlichen Gegebenheiten teils zu einem Wirrwarr.
Während des Lockdowns galt eine Sonderregelung für Aldi
Ein Beispiel: In der Innenstadt sitzt das Warenhaus Galeria, besser bekannt als das langjährige Karstadt-Haus. Auch hier gilt ab Mittwoch 2G. Im Untergeschoss hat der Discounter Aldi seine Verkaufsräume - mit freiem Zutritt für Nichtgeimpfte. Dieser Personenkreis muss aber zuerst durch Karstadt. Wie sind hier die neuen Regeln auszulegen? Am Montag, also zwei Tage vor der Umsetzung, kann Michael Hartisch, Geschäftsführer der Galeria, auf diese Frage keine konkrete Antwort geben. Er sagt gegenüber unserer Redaktion: "Zu den Umsetzungsdetails können wir aktuell noch keine Auskunft geben, da uns bislang noch nicht alle Informationen dazu vorliegen."
Als im Handel vor einigen Monaten ein strenger Lockdown galt, gab es im Zusammenspiel von Galeria und Aldi eine Sondersituation: Der Discounter blieb geöffnet, der Rest des großen Warenhauses gesperrt. Aldi-Kunden hatten einen separaten Zugang von der Bürgermeister-Fischer-Straße aus. Trennwände verhinderten das Betreten der restlichen Verkaufsfläche im großen Haus. Zudem waren Sicherheitskräfte eingesetzt, um zu kontrollieren. Nach Stand der Dinge ist davon auszugehen, dass auch ab Mittwoch an den Eingangstüren der Zutritt von Kunden zur Galeria kontrolliert wird. Wer die Situation vor Ort in der großen Filiale kennt, könnte sich eine andere Möglichkeit ebenfalls vorstellen: Einzelne Bereiche, für die dann die 2G-Regel gelten würde, müssten eigens kontrolliert werden. Dies wäre zum Beispiel bei Modeartikeln der Fall. Schuhe dagegen gehören zur Grundversorgung. Für die Schuhabteilung ist somit keine 2G-Regel nötig.
In der City-Galerie wurden Corona-Regelungen frühzeitig getroffen
Etwas anders gelagert ist die Ausgangssituation im großen Einkaufscenter City-Galerie. Mit 100 Fachgeschäften sitzen dort Filialen, für die eine 2G-Regelung gilt, dazu gehören beispielsweise Saturn und Apple sowie Modehäuser. Andere Unternehmen wie das Lebensmittelgeschäft Feneberg, Drogerien und Bäckereien haben keine 2G-Regelung. Das heißt, hier dürfen Nichtgeimpfte einkaufen. Wie aber wird die Grenzen zwischen geimpften und nicht-geimpften Personen gezogen? Dazu gibt Thomas Gesch, der technische Leiter des Centers, eine unmissverständliche Antwort: "In der City-Galerie ist jeder Betreiber eigenverantwortlich für die Umsetzung der geltenden Regeln zuständig, da wir ja eine Reihe von Geschäften haben, die nicht unter die 2G-Regel fallen." Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass sich in den Mittelgängen des Centers Geimpfte und Nicht-Geimpfte nicht aus dem Weg gehen. Grundsätzlich gilt in der City-Galerie aber eine allgemeine Maskenpflicht.
Andreas Gärtner, Chef des schwäbischen Einzelhandelsverbands, weiß um die Problematik, die die praktische Umsetzung der 2G-Regel verlangt: "Begeisterung dafür gibt es auf unserer Seite sicherlich nicht." Andererseits müsse man sehen, dass gegenwärtig noch jedes Geschäft öffnen könne. Dies habe im harten Lockdown anders ausgesehen: "Jetzt hat jeder Händler die Chance, Umsätze zu machen." An die Kunden appelliert Gärtner, "die Einkäufe doch bitte entspannt anzugehen". Allerdings müsse davon ausgegangen werden, dass es wegen Kontrollen zu Warteschlangen kommen könnte: "Ich kann aber nur sagen, dass dafür nicht der Handel verantwortlich gemacht werden darf." Es handle sich hier um Vorgaben der Politik, die zu erfüllen seien.
Eine aktuelle Vorgabe der Politik lautet auch, dass die Zahl der Kunden, die sich gleichzeitig in einem Geschäft aufhalten dürfen, beschränkt wird. Für die City-Galerie, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, sind es derzeit laut Gesch rund 3000 Kunden zuzüglich Personal. Liegt die Zahl darüber, was elektronisch erfasst wird, müssten Zugänge vorübergehend gesperrt werden. "Am zweiten Adventssamstag sind wir nicht über die Grenze gekommen und mussten somit die Zugänge nicht sperren", informiert Gesch. Allerdings sei man am Nachmittag dicht dran gewesen.
Große Warteschlange vor der City-Galerie-Apotheke in Augsburg
Dass es aber auch an einem normalen Einkaufstag in der City-Galerie eng zugeht, zeigte sich am Montagnachmittag. Vor einer Apotheke standen mehr als 50 Personen, die zum Großteil wegen eines Schnelltests gekommen waren. Wie sich die Situation ab Mittwoch entwickelt, sei schwer einzuschätzen, sagt Gesch: "Das können wir noch nicht abschätzen. Wir befürchten aber schon einen negativen Einfluss auf die Kundenzahl."