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Augsburg: Augsburger Patrick Holzapfel gewinnt Literatur-Wettbewerb

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Augsburger Patrick Holzapfel gewinnt Literatur-Wettbewerb

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    15 Minuten lang präsentierte Patrick Holzapfel seine Kurzgeschichte "Gurgelgeräusche" bei dem 30. Open Mike Wettbewerb in Berlin.
    15 Minuten lang präsentierte Patrick Holzapfel seine Kurzgeschichte "Gurgelgeräusche" bei dem 30. Open Mike Wettbewerb in Berlin. Foto: Natalia Reich

    Das Open Mike in Berlin ist einer der wichtigsten Wettbewerbe für junge deutschsprachige Literatur und fand dieses Jahr zum 30. Mal statt. Der junge Augsburger Patrick Holzapfel, einer der drei Gewinner, bekam mit seiner Kurzgeschichte "Gurgelgeräusche" nicht nur den Hauptpreis, sondern erhielt zusätzlich den Preis der Taz-Publikumsjury. Nachgefragt: Was bedeutet Schreiben für ihn – und was inspirierte ihn zu seiner Geschichte?

    Bei der öffentlichen Lesung in Berlin trugen die 17 Finalisten und Finalistinnen, verteilt über zwei Tage, ihre Texte vor. Als Patrick Holzapfel von dem Wettbewerb erfahren hatte, musste er direkt an einen Text mit dem Namen "Gurgelgeräusche" auf seinem Schreibtisch denken und schickte ihn auf Gut Glück ein. Dass er gewinnen würde, erwartete der 33-Jährige nicht. Literatur war für ihn davor etwas, was im Stillen passiert, weshalb er das Vorlesen vor einem großen Publikum sehr aufregend fand. "Ich hatte Angst, mich zu verschlucken und alle denken, es gehört dazu", sagt er und lacht. 

    Wie Wien die Kurzgeschichte von Patrick Holzapfel inspirierte

    Er beschreibt seinen Text als sehr österreichisch. Denn der gebürtige Augsburger wohnt derzeit in Wien. Die Stadt, in der er übrigens auch Theater-, Film- und Medienwissenschaften studierte, ist allseits bekannt für sogenannte Gurgeltests während der Corona-Pandemie. Davon inspiriert, geht die Hauptidee des Textes zurück auf die Sprache und das Experimentieren mit den Lauten des Gurgelns. "Das G G Geld floss auf die Konten derer, die auch mich zum Essen einluden, ja, das gebe ich zu, G G Garnelen und G G Gehacktes, bis ich nicht mehr schlucken konnte", liest er aus seinem Text vor. 

    Doch Wien inspirierte ihn auch inhaltlich. Der politische Text, der als innerer Monolog aufgebaut ist, handelt von einem sterbenden Politiker, der weder spucken noch schlucken kann und nur noch das dazwischen beherrscht – das Gurgeln. Er fängt an zu bereuen, einen Tunnel durch einen Nationalpark gebaut zu haben und dadurch die Umwelt zerstört zu haben. Die Taz vergleicht seinen Text sogar mit irren inneren Monologen Kafkas. Verrückt, unzurechnungsfähig und komisch – Holzapfel interessiert sich für die Figuren, die anders sind. Er selbst könnte sich seine Gurgelgeräusche auch gut im Theater vorstellen. 

    Patrick Holzapfel sieht die Preise als enorme Anerkennung und Ermutigung. Er merke schon jetzt, wie sich Kontakte für ihn ergeben, er Anschluss an der Szene finde. Neben dem literarischen Schreiben arbeitet er als Gründer und Chefredakteur der Website "Jugend ohne Film", schreibt für das Kulturmagazin "Perlentaucher" und dreht Filme. "Es ist sehr viel gerade. Wenn nicht sogar ein bisschen zu viel", sagt er offen. Am liebsten würde er nur noch literarisch schreiben, kann aber noch nicht davon leben. Doch sein Debutroman steht in den Startlöchern. Seine Liebe für den inneren Monolog und verrückte Figuren soll sich auch hier wiederfinden. 

    Patrick Holzapfel schreibt gegen die Schnelllebigkeit

    Mit 10 Jahren brachte er bereits seine erste Zeitung raus, um die Bewohner seiner Straße in Stätzling über die aktuellsten Spiele zu informieren. Trotzdem sagt er, dass seine in der Schule geformte Leidenschaft für Film zuerst da war. Dass er sich eher zur Literatur hingezogen fühlt, merkte er erst vor ein paar Jahren. Was macht die Sprache so viel attraktiver für ihn? "In der Sprache finde ich einen besseren Ausdruck als in Bildern. Zusätzlich ist das Schreiben eine Möglichkeit für mich, die Welt, die viel zu schnell an mir vorbeizieht, zu verlangsamen und bedeutsamer zu machen."

    Dass sich Patrick Holzapfel jetzt auf seinem Erfolg ausruht, steht nicht zu befürchten. Der Preis bewirkte bei ihm eher einen Aufwind, denn er schreibt gerade bereits seinen nächsten Roman und gemeinsam mit seiner Partnerin, einer Illustratorin, verfasst er eine Art Enzyklopädie über die verlorenen Namen und Gattungen der Vögel und Bäume. Trotzdem will sich Patrick Holzapfel erst mal eine kleine Pause über die Weihnachtszeit gönnen.

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