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Augsburg: 200 neue Sozialwohnungen im Reese-Park: Nachbarn haben Angst

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200 neue Sozialwohnungen im Reese-Park: Nachbarn haben Angst

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    Im Reese-Areal will die WBG in zwei Bereichen bauen – und geförderten Wohnraum schaffen.
    Im Reese-Areal will die WBG in zwei Bereichen bauen – und geförderten Wohnraum schaffen. Foto: Ulrich Wagner

    Sozialwohnungen im Reese-Park? Diese Frage bewegt weit mehr Bürger, als die CSU Kriegshaber angenommen hat, als sie zu einem Bürgerforum mit dem Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WBG, Mark Dominik Hoppe, einlud. Statt 30 wurden am Ende 160 Stühle im Pfarrsaal Zur Heiligsten Dreifaltigkeit aufgestellt. Viele der Teilnehmer zeigten sich verärgert über diese künftige Nachbarschaft und sahen sich von der Stadt getäuscht.

    Insbesondere diejenigen, die im Reese-Park eine Eigentumswohnung erworben haben, sagten, unter diesen Umständen hätten sie das nicht getan. In einem Qualitätshandbuch habe die Stadt den Eindruck erweckt, das Areal werde aufgewertet – nun werde es tatsächlich zu Wertverlust kommen. Ein Vater sagte, angesichts der Menschen, die in den Reese-Park ziehen werden, habe er Angst um seine kleinen Kinder. Schon jetzt seien im Park Alkoholiker und Drogensüchtige unterwegs. „Wir bekommen hier einen sozialen Brennpunkt“, klagte er.

    Nach Darstellung von Hoppe plant die WBG derzeit zwei Wohnkomplexe: das „Sondergebiet Ulmer Straße“, in dem auch ein großer Einkaufsmarkt entstehen wird, und das „Baufeld 4“ südwestlich davon an der Langemarckstraße, in dem betreutes Wohnen, Arztpraxen und kleine Geschäfte des täglichen Bedarfs vorgesehen sind. Das Sondergebiet soll nach einer Änderung des Bebauungsplans von April kommenden Jahres an bis Ende 2018 bebaut werden.

    WBG-Chef Hoppe: "Wir brauchen in Augsburg solche Wohnungen"

    Mark Dominik Hoppe sagte, der ursprüngliche Investor sei 2014 pleite gegangen. Nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung habe die WBG das Projekt übernommen. Nun sei bei 141 der entstehenden Wohnungen an der Ulmer Straße eine „einkommensorientierte Förderung“ vorgesehen. Im „Baufeld 4“, wo voraussichtlich 2018 begonnen werden soll, sind es noch einmal rund 100. Das heißt, Mieter erhalten zur Quadratmetermiete von 9,50 Euro einen staatlichen Zuschuss zwischen vier und einem Euro. Dabei werden drei Einkommensklassen berücksichtigt – vom Sozialhilfeniveau bis zu Familien mit einem Jahreseinkommen von bis zu 65000 Euro. „Ist das so schlimm?“, fragte Hoppe und fügte hinzu: „Wir brauchen in Augsburg solche Wohnungen.“ Im angesprochenen Qualitätshandbuch würden im Übrigen nur Baustandards festgelegt; die halte die WBG nach wie vor „zu 100 Prozent“ ein.

    Wenn die schon verkauften Wohnungen im Wert abnehmen, „dann nur gefühlt“, sagte der WBG-Chef. Ein Teilnehmer, der nach eigener Aussage aus der Baubranche kommt, hielt ihm vor, auf emotional begründete Preise komme es aber nun mal an: In Grünwald unterschieden sich die Immobilienpreise von denen in Obersendling oder im Hasenbergl – egal, wer da tatsächlich wohne. Er beklagte, Stadtbaurat Gerd Merkle und Ordnungsreferent Dirk Wurm hätten versichert, Sozialwohnungen würden gerecht über Augsburg verteilt, nun aber werde alles im Reese-Park konzentriert. Im Sheridan-Park gebe es dagegen überhaupt keine.

    Lärmbelästigungen der Clubs: Mietverträge werden wohl nicht verlängert

    Hoppe gab ihm teilweise recht: In Sheridan gebe es noch keinen sozialen Wohnungsbau, weil Augsburg erst seit wenigen Jahren eine Welle des Zuzugs erlebe. Damals sei daran noch nicht gedacht worden. Inzwischen plant die Stadt aber auf den verbliebenen Flächen auf dem Sheridan-Areal geförderten Wohnungsbau. Laut Hoppe müsse die WBG zudem dort bauen, wo sie bezahlbare Grundstücke kriegen könne: „Zeigen Sie mir anderswo ein Grundstück, und ich bin sofort dabei“, beteuerte er. Es sei aber nicht richtig, dass sich der soziale Wohnungsbau auf den Reese-Park beschränke. Die bei Weitem meisten Sozialwohnungen in der Stadt gebe es in Oberhausen, gefolgt vom Hochfeld und vom Univiertel.

    An der Diskussion nahmen auch Schulreferent Hermann Köhler und Bauausschuss-Mitglied Leo Dietz teil, hielten sich aber dabei sehr zurück. Dietz schaltete sich nur ein, als es um Lärmbelästigung von den Clubs „Kantine“ und „Bombig“ im Kulturpark West und von Jugendlichen in der Parkanlage ging. Dietz zeigte sich überzeugt, dass die Mietverträge nicht über den 1. Juli 2017 hinaus verlängert würden.

    Bis dahin müssten sich Anwohner aus seiner Sicht konsequent beim Ordnungsamt beschweren. Jugendliche, die sich daneben benehmen, seien ein gesellschaftliches Problem. Manche Leute, so fügte der Gastwirt aus eigener Erfahrung hinzu, hörten aber auch „Dinge, die völlig unhörbar sind“.

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