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Augsburg: 19 Frauen und ein Mann starten ins neue Hebammen-Studium an der Uni

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19 Frauen und ein Mann starten ins neue Hebammen-Studium an der Uni

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    Die Studentinnen Charlotte Mittag und Leonie Heinz besprechen sich an einer Mutter-Kind-Übungspuppe mit Studiengangleiterin Annette Kluge-Bischoff (von links).
    Die Studentinnen Charlotte Mittag und Leonie Heinz besprechen sich an einer Mutter-Kind-Übungspuppe mit Studiengangleiterin Annette Kluge-Bischoff (von links). Foto: Eva Maria Knab

    Charlotte Mittag wird den Moment nie vergessen, als sie zum ersten Mal bei einer Geburt dabei war. "Es war ein sehr einprägsames Erlebnis für mich." Als sie ein Praktikum im Kreißsaal machte, sei sie nach jeder Schicht lächelnd aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen, erzählt die 23-Jährige. Da stand für die Heidelbergerin ihr Berufswunsch fest: Sie will Hebamme einer neuen Generation in Bayern werden. Charlotte Mittag startet jetzt ins Studium der Hebammenwissenschaft, das in Augsburg zum Wintersemester 23/24 erstmals angeboten wird. 19 junge Frauen und ein Mann sind die Pioniere.

    Jede Menge Babys zur Welt bringen, das klingt als Berufswunsch erst einmal toll. Doch der Hebammenberuf galt bislang als richtig stressig und wenig attraktiv, auch weil es kaum Perspektiven für einen beruflichen Aufstieg gab. Das soll sich mit dem neuen Studium der Hebammenwissenschaft ändern. Seit 2020 ist in Deutschland gesetzlich geregelt, dass Hebammen künftig eine Hochschulausbildung brauchen. Damit soll der Beruf moderner, die Nachfrage angekurbelt werden. Ab sofort gibt es das Angebot auch in Augsburg.

    Uniklinik Augsburg ist Kooperationspartner beim Studium der Hebammenwissenschaft

    Der duale Studiengang wird von der Medizinischen Fakultät der Uni Augsburg angeboten, zusammen mit dem Uniklinikum. Mit über 2500 Geburten pro Jahr sei die Uniklinik ein idealer Kooperationspartner, sagt der Ärztliche Direktor Klaus Markstaller. Von unkomplizierten Fällen bis zu Risikogeburten werde alles im Haus betreut, so der Professor, es gebe eine spezialisierte Neonatologie und eine Maximalversorgung in allen medizinischen Bereichen. Bislang gab es auch eine eigene Hebammenschule, um Nachwuchs auszubilden. Diese Einrichtung soll im kommenden Jahr auslaufen und ins duale Studium integriert werden.

    "Sie haben sich für einen der ältesten Berufe der Welt entschieden, dem eine besondere Bedeutung zukommt", erklärte die Dekanin der Medizinfakultät, Martina Kadmon, den 20 neuen Studenten bei der offiziellen Begrüßung. Sie betonte aber auch, dass Hebammen eine besonders große Verantwortung tragen, selbstständig arbeiten und viel Empathie mitbringen müssen. Der Arbeitsalltag werde immer schneller und komplexer. Hebammen beraten, betreuen und begleiten Frauen und Familien während der Schwangerschaft, bei der Geburt, im Wochenbett und in der Stillzeit. Sie leiten eigenverantwortlich physiologische Geburten und untersuchen, pflegen und überwachen Neugeborene.

    Hebammen sollen in Geburtshilfe-Teams auf Augenhöhe mit Medizinern arbeiten

    Es sei gut, dass der praktische Teil der Ausbildung beibehalten werde und gleichzeitig eine Akademisierung stattfinde, so Professorin Kadmon. In dem Augsburger Bachelor-Vollzeitstudium über sieben Semester gibt es einen deutlich höheren Theorie-Anteil von 3990 Stunden gegenüber der früheren Ausbildung (1600 Stunden). Die angehenden Hebammen sollen einen Teil ihres Studiums zusammen mit Humanmedizinern absolvieren. Dies sei wichtig, damit sie später auf Augenhöhe mit Ärztinnen und Ärzten in den Geburtshilfe-Teams arbeiten können, so Christian Dannecker, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Die praktische Ausbildung der Hebammen wird laut Studiengangleiterin Annette Kluge-Bischoff zwar verkürzt. Dafür müssen sie nach ihren Worten künftig keine Einsätze mehr in fachfremden medizinischen Bereichen leisten. 

    Unipräsidentin Sabine Doering-Manteuffel sprach am Montag von einem "guten Tag für den Hebammenberuf". An der Uni Augsburg wolle man mithelfen, den deutschlandweiten Mangel an Nachwuchskräften zu beheben. Die 20 Erstsemester in Augsburg verbinden mit dem neuen Studiengang große Hoffnungen. Charlotte Mittag sagt, für sie sei ein vielseitiger Beruf mit einem abwechslungsreichen Alltag besonders wichtig. Die Heidelbergerin hat zunächst Humanbiologie studiert, wollte sich dann aber in eine soziale Richtung weiterentwickeln. Ihre Studienkollegin Leonie Heinz aus Stuttgart kommt aus den Erziehungswissenschaften. Sie wollte in die Schwangeren-Beratung gehen. "Doch das war mir zu theoretisch." Der Hebammenberuf sei dagegen sehr praktisch veranlagt.

    Forderung nach Hebammen-Professorinnen

    Nach wie vor gilt Hebamme als Frauenberuf. Unter den 20 Augsburger Studierenden ist aber auch ein Mann: Johannes Maurer aus München. Er hat eine Ausbildung zum Notfallsanitäter und war zuletzt bei der Berufsfeuerwehr in

    Um Familien optimal versorgen zu können, seien künftig auch Hebammen-Professorinnen und eine entsprechende Forschung nötig, fordert Mechthild Hofner, Vorsitzende des Bayerischen Hebammenlandesverbandes. "Das Bildungsland Bayern darf sich nicht überholen lassen." Andere Bundesländer und andere Länder in Europa seien bereits auf diesem Weg

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