Gefasst erzählt die 16-Jährige, wie ihr ältester Bruder ihr den eigenen Abschiedsbrief diktierte. Es sollte offenbar wie Selbstmord aussehen. Die ersten beiden Sätze, die sie schreiben musste, weiß das Mädchen noch ziemlich genau. „Liebe Mama, wenn ihr diesen Brief lest, bin ich nicht mehr am Leben. Es war zu viel Druck in der Schule, den ich nicht mehr ausgehalten habe.“ Das Mädchen, das der Richterin ihr Martyrium schildert, ist jene Jesidin aus Augsburg, ihr eigener Vater und ihr ältester Bruder sollen sie mit dem Tod bedroht haben. Am dritten Verhandlungstag des Prozesses am Augsburger Amtsgericht wurde die Aussage der jungen Zeugin mit Spannung erwartet. Sie erfolgt in einem ungewöhnlichen Rahmen.
Augsburg