Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: 1000 neue Obstbäume: Streuobst auch für den Augsburger Datschi

Augsburg

1000 neue Obstbäume: Streuobst auch für den Augsburger Datschi

    • |
    Die alten Streuobstbäume beim Preßmarschen Gut in Siebenbrunn sind mit die wertvollsten in Augsburg. Jetzt werden in der ganzen Stadt viele neue Obstbäume hinzukommen.
    Die alten Streuobstbäume beim Preßmarschen Gut in Siebenbrunn sind mit die wertvollsten in Augsburg. Jetzt werden in der ganzen Stadt viele neue Obstbäume hinzukommen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der legendäre Augsburger Zwetschgendatschi kommt nicht von ungefähr. Obstanbau war in der Stadt früher weitverbreitet. Die Menschen konnten sich an öffentlichen Streuobstbäumen bedienen, und das nicht nur, um Kuchen zu backen. Die alte Tradition soll nun neu aufleben: 1000 junge Bäumchen werden im Stadtgebiet gepflanzt. Zwetschge, Apfel oder Birne werden künftig als Gratis-Obst zum Essen zu haben sein. Der größte Profit liegt jedoch woanders. 

    Die konzertierte Pflanzaktion mit zahlreichen Beteiligten läuft über vier Jahre hinweg. Der erste neue Baum steht seit Montag im Stadtteil Siebenbrunn an einem öffentlichen Weg nahe dem Preßmarschen Gut. Es ist ein Jakob-Fischer-Apfel. Oberbürgermeisterin Eva Weber, Bezirkstagspräsident Martin Sailer und Umweltreferent Reiner Erben griffen zur Schaufel, um die Pflanzgrube auszuheben. Stadt, Bezirk und die städtische Landschaftspflege haben ein gemeinsames Ziel: Die traditionelle schwäbische Kulturlandschaft mit ihren prägenden Streuobstbeständen, von denen viele in den vergangenen Jahrzehnten verloren gingen, soll mit 1000 jungen Bäumen einen neuen Impuls bekommen.

    1000 neue Obstbäume für Augsburg: Projekt ist Teil des Streuobstpakts

    Das Augsburger Projekt ist Teil des Bayerischen Streuobstpaktes.Der Freistaat hat ihn in der Folge des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" mit Naturschutzverbänden geschlossen. Bayernweit ist vereinbart, bis 2035 für 600 Millionen Euro eine Million neue Streuobstbäume zu pflanzen und alte Bestände zu erhalten. In Augsburg gibt es davon noch einige. Einer der wertvollsten steht beim Preßmarschen Gut. Nicolas Liebig vom städtischen Landschaftspflegeverband (LPV) sagt, die ältesten Birnbäume dort seien über 100 Jahre alt. Anfang des 20. Jahrhunderts sei der Anbau von Streuobst an dieser Stelle auf nährstoffarmem, kiesigem Grund ein Experiment gewesen. Dass es erfolgreich war, zeigen die bis heute bestehenden knorrigen Exemplare.

    Der Obstanbau hat in Augsburg eine lange Tradition. Sie reichte bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. "Damals standen an Feldwegen und an großen Einfallstraßen Streuobstbäume", sagt Liebig. Die Bäume waren früher im Eigentum der Kommune. Einmal im Jahr wurde ihr Obst an Bürger versteigert. "Die Leute weckten das Obst ein, machten Most oder Datschi." Jetzt will man an diese Tradition anknüpfen. Unter der Regie der städtischen Landschaftspflege werden wieder traditionelle schwäbische Obstsorten gepflanzt, dazu Wildobst wie Elsbeere. Allein 450 neue Streuobstbäume werden nahe dem Pressmarschen Gut hinzukommen. Weitere Standorte im Stadtgebiet seien in Planung, heißt es im Amt für Grünordnung, etwa im Norden im Bereich Höhgraben, im Süden bei Bannacker. Auch in der Innenstadt sollen neue Streuobstbäume kommen. Sie werden für Passanten an gelben Schleifen erkennbar sein. "Bedienen kann sich dort jeder, der vorbeigeht und einen Apfel mitnehmen will", sagt Erben.

    Schnittkurse für die Pflege von Streuobstbäumen

    Mit den neuen Bäumen sind neue Herausforderungen verbunden. Wenn reifes Obst auf den Gehweg fällt und Wespen anzieht, werden nicht alle Anwohner begeistert sein, vermutet Erben. Ganz wichtig sei eine Aufklärungskampagne über den Umweltnutzen von Streuobst. Auch die Ernte und Pflege der Bäume gilt als relativ aufwendig. Letztere müssen einmal jährlich zurückgeschnitten werden, wenn sie reich tragen sollen. Der Landschaftspflegeverband will deshalb spezielle Baumschnittkurse für Bürger anbieten. Interessenten können sich im Anschluss an einen solchen Kurs auch als ehrenamtliche "Baumwarte" an der Pflege der Streuobstwiesen beteiligen. Das Programm wird über das neue Augsburger Umweltbildungszentrum beim Botanischen Garten laufen. Am 22. April ist Eröffnungsfeier für das städtische Projekt, das 6,8 Millionen Euro gekostet hat. 

    Neben der Obstbaumpflanzung gibt es ein weiteres Projekt, 1000 neue Bäume in der nördlichen Innenstadt und im Innovationspark südlich der Uni zu pflanzen. Es wird vom Bund mit acht Millionen Euro aus einem Programm zur Anpassung von Städten an den Klimawandel gefördert.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden