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Augburg: Das neue Augsburger Verkehrsleitsystem geht jetzt in Betrieb

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Das neue Augsburger Verkehrsleitsystem geht jetzt in Betrieb

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    Das neue Verkehrsleitsystem, hier eine Anzeigetafel an der Bgm.-Ackermann-Straße, wird kommende Woche in Betrieb gehen.
    Das neue Verkehrsleitsystem, hier eine Anzeigetafel an der Bgm.-Ackermann-Straße, wird kommende Woche in Betrieb gehen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das seit Jahren geplante und geforderte neue Park- und Verkehrsleitsystem in der Innenstadt wird kommende Woche in Betrieb gehen. Das System aus elektronischen Anzeigetafeln und herkömmlichen Schildern soll Autofahrern und Autofahrerinnen den kürzesten Weg in unterschiedliche Innenstadtbereiche und Parkhäuser weisen. In Echtzeit wird die Zahl der noch freien Parkplätze angezeigt.

    Auch im Fall von Umleitungen (etwa Freilichtbühne) sollen die LED-Tafeln zum Einsatz kommen. Seit dem Spätsommer lief das System ohne Anzeigen zur Probe, voraussichtlich am Montagmittag gehen die tischtennisplattengroßen, schwarzen Anzeigetafeln dann in den Echtbetrieb.

    Wegweisung zu 6350 Parkplätzen in ganz Augsburg

    Die Stadt hatte bereits vor 25 Jahren einen Vorläufer des Anzeigesystems errichtet. Allerdings kam das System technisch in die Jahre, mit dem Umbau der Innenstadtstraßen im Zuge des Kö-Umbaus vor acht Jahren stimmten dann auch die Wegweisungen nicht mehr. Ziel des neuen Systems ist es, den Parksuchverkehr zu verringern. Speziell für auswärtige Besucherinnen und Besucher soll das Schildersystem eine Erleichterung bringen.

    Autofahrer und Autofahrerinnen in Augsburg, das zeigte eine ADAC-Umfrage im Frühjahr, halten die Parksituation in der Stadt tatsächlich für das größte Problem, allerdings waren die Innenstadtparkhäuser schon vor Corona allenfalls an Adventssamstagen voll. Das System wird Autofahrerinnen und Autofahrer aus allen Richtungen zu den 15 Innenstadtparkhäusern (inklusive City-Galerie handelt es sich um 6350 Parkplätze) dirigieren. Die Kosten für das Leitsystem liegen bei 6,2 Millionen Euro, wobei ein großer Teil über Fördergelder finanziert wird.

    Der Einzelhandel, so Verbands-Geschäftsführer Andreas Gärtner, warte seit Langem auf das System. "Es ist seit vielen Jahren überfällig." Es gehe den Einzelhändlern nicht darum, aus Prinzip am Auto als vermeintlich einzigem Verkehrsmittel von Kunden und Kundinnen festzuhalten. Fahrrad und Nahverkehr könnten vernünftige Alternativen sein, gerade für Kundschaft aus der Stadt. "Augsburg braucht aber auch Kundschaft aus dem Umland", betont Gärtner. In den vergangenen Jahren, das ergaben Passantenbefragungen der Stadt, hat das Augsburger Zentrum in der Tat an Strahlkraft eingebüßt.

    Neues Parkleitsystem soll Hilfe für den Einzelhandel sein

    Das Problem: "Im Städtevergleich hat Augsburg selbst eine unterdurchschnittliche Kaufkraft", sagt Gärtner. Solle die Innenstadt mit ihrem Ladenbesatz erhalten bleiben, müsse man das Umlandpotenzial an Kunden stärker abschöpfen. "Das Auto ist dabei nicht zwingend der Schlüssel zum Erfolg. Wir sprechen eigentlich über Erreichbarkeit", sagt Gärtner. Die könne auch über eine Regio-S-Bahn sichergestellt werden. Doch da gebe es bei Schnelligkeit und Preis noch Verbesserungspotenziale. "Der Weg zum Geschäft muss bequem sein. Und je schwieriger die Erreichbarkeit sich gestaltet, desto weniger Kundschaft wird es werden."

    Der Innenstadthandel stehe heute durch den Onlinehandel und durch Fachmarktzentren in den Nachbarstädten wie Gersthofen, Friedberg oder Neusäß unter Druck. Die Zukunft des Handels werde sich nicht an der Frage eines Parkleitsystems entscheiden, doch die Frage der Erreichbarkeit sei zentral. Dies dürfe man bei Überlegungen, die Autos zugunsten von mehr Aufenthaltsqualität aussperren wollen, nicht aus den Augen verlieren. "Wir können keinen Ortskern wie Bad Wörishofen haben wollen und gleichzeitig eine Außenwirkung wie Barcelona", sagt Gärtner.

    "Diese Millionen fehlen, um die Nahverkehrspreise zu senken"

    Allerdings gibt es auch Kritik am Parkleitsystem. Grundsätzlich, sagt Ingo Blechschmidt vom Klimacamp, sei es nachvollziehbar, wenn die Stadt ein solches System errichte. Dass es noch viel Verkehr aus dem Umland gebe, lasse sich nicht leugnen. Die 6,2 Millionen Euro seien aber überdimensioniert. Die Software hätte man auch gut selbst programmieren können. "Das wäre auch mit einem Bruchteil des Geldes gegangen, und diese Millionen fehlen nun, um sie an anderer Stelle einzusetzen, beispielsweise in eine Reduktion der Preise im Nahverkehr." Insofern habe in diesem Fall eine Investition in den Autoverkehr andere Investitionen in die Mobilitätswende verhindert. Es sei schon bemerkenswert, dass die Stadt bei Vorschlägen der Klimaschützer sonst immer mit leeren Kassen argumentiere, so Blechschmidt.

    Christian Ohlenroth vom Verkehrsverband VCD sagt, dass das System nicht mehr so recht in die heutige Zeit passe. "Es hat doch ohnehin jeder ein Navigationsgerät, das ihn ins nächsten Parkhaus lotst", so Ohlenroth. Die Schilder seien mit ihrer Vielzahl an Informationen eher verwirrend und eine Unfallgefahr. Zudem würden die Masten dem Rad- und Fußverkehr Platz wegnehmen. "Und grundsätzlich sind das Werbeschilder für den Autoverkehr, mit denen signalisiert wird: ,Augsburg ist eine autogerechte Stadt.‘ " Die Schilder würden wohl vor allem dem Zweck dienen, die Stimmung bei Autofahrern und Autofahrerinnen, die sich mit mehr Radwegen oder einer Maxstraßensperrung konfrontiert sehen, zu beruhigen.

    Verkehrsleitsystem in Augsburg: Weiterer Ausbau wäre möglich

    Die Stadt sieht das Parkleitsystem als erste Stufe eines gesamtstädtischen Verkehrsleitsystems. Rund ums FCA-Stadion/Messe gibt es bereits elektronische Anzeigen. Auch im Osten der Stadt im Zulauf auf Friedberger Straße/Große Ostumgehung wurden im Zuge des Baus der Linie 6 elektronische Tafeln installiert, um Autofahrer verstärkt auf die Ostumgehung/AIC25 zu lotsen, wenn es Rückstau auf der

    In diese Vernetzung, die weit übers Innenstadt-Parkleitsystem hinausgeht, fließen 4,2 Millionen Euro, wovon der Freistaat 1,5 Millionen fördert. Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) sagte bei der Zuschussbewilligung diese Woche, dass dadurch der Autoverkehr beschleunigt werde, was Lärm und Schadstoffausstoß senke.

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