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Anklage: CSU-Stadtrat Schley muss vor Gericht

Anklage

CSU-Stadtrat Schley muss vor Gericht

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    Angeklagt: der CSU-Stadtrat Tobias Schley.
    Angeklagt: der CSU-Stadtrat Tobias Schley. Foto: Anne Wall

    Die politische Zukunft des umstrittenen CSU-Stadtrats Tobias Schley, 41, steht auf der Kippe. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Politiker erhoben, demnächst wird er sich deshalb vor dem Amtsgericht verantworten müssen. Die Liste der Vorwürfe ist lang: Es geht um versuchte räuberische Erpressung, Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung. Der Hintergrund ist eine nächtliche Auseinandersetzung am Königsplatz – wegen drei Euro. Eine Konsequenz zog Schley gestern selbst: Er trat vom Amt des CSU-Kreischefs im Augsburger Westen zurück.

    Ob er als Stadtrat weitermachen wird, ist vorerst offen. Der Parteivorsitzende Johannes Hintersberger will keine überstürzte Entscheidung. Fraktionschef Bernd Kränzle sagte: „Das Thema muss gemeinsam mit Tobias Schley besprochen werden.“ Oberbürgermeister Kurt Gribl, der in der Vergangenheit das Agieren von Schley wiederholt kritisiert hatte, nimmt Hintersberger und Schley direkt in die Pflicht: „Es ist die Sache der beiden, jetzt klare Verhältnisse zu schaffen und klare Aussagen zu machen.“ Martin Malaczek, Chef der Jungen Union, fordert die Parteiführung ebenfalls auf, „jetzt für Klarheit zu sorgen“.

    Tobias Schley war am 11. Dezember vorigen Jahres, einem Sonntag, in einen Streit mit einem Taxifahrer verwickelt. Er hatte zuvor mit zwei Bekannten in der Innenstadt gefeiert. Die Freunde nahmen sich gegen 5 Uhr früh ein

    Die Fahrgäste wollten nicht zahlen. Der Taxifahrer bezog Prügel. Er wurde der Anklage zufolge geschubst und gestoßen, bis er zu Boden ging. Er sagt, er sei auch gewürgt worden. Vier Türsteher der Disco Yum-Club eilten hinzu – sie betrachteten den Taxifahrer als Opfer und wollten ihm helfen. Schley, der noch in der Nähe stand, griff dann ebenfalls ein. Er soll die Situation sogar noch angeheizt haben.

    Den Ermittlungen zufolge waren Schleys Freunde inzwischen bereit, die drei Euro Fahrpreis doch noch zu zahlen. Schley soll ihnen dann aber den Geldbeutel weggenommen und den Taxifahrer als „Pappnase“ beschimpft haben. Was folgte, waren weitere Handgreiflichkeiten. Die vier Türsteher sagen, sie seien von dem Trio attackiert worden. Dabei wurde auch die Kleidung eines Sicherheitsmannes beschädigt.

    Tobias Schley sah sich zunächst als Opfer einer Rufmordkampagne. Er sagte, er habe nur „schlichtend und deeskalierend“ eingegriffen – allerdings vergeblich. Schleys Brille ging dabei zu Bruch. Ein Alkoholtest ergab, dass er rund 1,5 Promille im Blut hatte. Als unsere Zeitung den nächtlichen Vorfall am Kö öffentlich machte, zog Schley kurz darauf eine erste Konsequenz. Er ließ sein Amt als Kreischef im Augsburger Westen offiziell ruhen, arbeitete aber weiter in der Stadtratsfraktion mit. Dort ist der Diplomkaufmann, der bei der Messe arbeitet, auch wirtschaftspolitischer Sprecher.

    Nach Informationen unserer Zeitung drohte dem CSU-Politiker im Lauf des Ermittlungsverfahrens sogar kurzzeitig Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft erwog diesen drastischen Schritt, weil Tobias Schley offenbar versuchte, die beteiligten Türsteher zu beeinflussen. Verdunkelungsgefahr ist ein Grund, weshalb ein Beschuldigter inhaftiert werden darf. Letztlich kam es aber doch nicht so weit.

    Auch ein weiterer Vorfall soll vor dem Schöffengericht zur Sprache kommen. Schley soll im März den Stadtratskollegen Rudolf Holzapfel (Pro Augsburg) während einer Sitzung als „Arschloch“ bezeichnet haben. Es gibt dafür mehrere Stadträte als Zeugen. Die Staatsanwaltschaft bewertet das als Beleidigung. Wann es zum Prozess kommt, ist noch offen. Ein Termin ist bis jetzt nicht festgelegt. "Kommentar und Bayern

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