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Altes Stadtbad Augsburg: Saunameistern darf keinen Kaffee mehr servieren

Augsburg

Bäderamt verbietet Saunameistern im Alten Stadtbad, Kaffee zu servieren

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    Die Gäste in der Sauna des Alten Stadtbades müssen künftig auf eine Bewirtung durch die Saunameisterinnen und -meister verzichten.
    Die Gäste in der Sauna des Alten Stadtbades müssen künftig auf eine Bewirtung durch die Saunameisterinnen und -meister verzichten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Ein Cappuccino, ein Stück Käsekuchen und ein netter Plausch mit dem Saunapersonal, das alles gehörte bislang zu den Dingen, die einen Besuch in der Sauna im Alten Stadtbad zum familiären Ereignis machten. Die Saunameisterinnen und -meister umsorgten "ihre" Gäste und leisteten damit einen Beitrag zur Beliebtheit der Sauna, die wohl auch deshalb mit den Erlebnissaunen in der Region konkurrieren konnte. Damit ist es jetzt vorbei. Von einem Tag auf den anderen hat das Sport- und Bäderamt seinen Mitarbeitern den Kundenservice verboten.

    Fast 30 Jahre lang haben die Saunameister im Alten Stadtbad in Eigeninitiative Gäste bewirtet. Nach dem Umbau des Alten Stadtbades in den 90er-Jahren sei im Saunabereich eine Cafeteria entstanden, die zwar zum Café im ersten Stock des Gebäudes gehört, aber von dessen Gastronom nicht wirtschaftlich betrieben werden konnte, erinnert sich der damalige Betriebsleiter und heutige Vorsitzende der Freunde des Alten Stadtbades, Franz Ragutzki. Um, wie andere Saunen in der Region auch, den Gästen Getränke und Snacks anbieten zu können, übernahmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sauna die Cafeteria in Eigenregie und verkauften Kaffee und Snacks zu kleinen Preisen. Bis zuletzt kostete dort eine Tasse Kaffee 1 Euro, eine Flasche Bier war für 1,20 zu haben.

    Stolz auf engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

    "Ich war glücklich und auch stolz, so engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben", betont Ragutzki. Aus Abrechnungsgründen lief die Bestellung der Getränke und Snacks über Cafébetreiberin Anna Gaßner, die nach eigenen Worten die Ware nahezu zum Selbstkostenpreis lieferte. Auch den Kaffeevollautomaten und eine Spülmaschine finanzierte sie. Die städtischen Mitarbeiter bewirteten zwischen den Saunaaufgüssen die Gäste im Café und kümmerten sich um die Cafeteria. "Dem Personal ist einfach daran gelegen, dass sich die Gäste im Alten Stadtbad wohlfühlen", ist der ehemalige Betriebsleiter überzeugt.

    Offenbar ist diese Regelung, die laut Ragutzki von allen bisherigen Referenten und Amtsleitern geduldet wurde, bei der neuen Führung des Sport- und Bäderamtes nicht bekannt. Auf Anfrage teilt Sportreferent Jürgen Enninger mit: "Die Bewirtung der Saunagäste ist ausschließlich dem Pächter des Cafés im Alten Stadtbad vorenthalten und hat demzufolge nichts mit der Stadt Augsburg (Sport- und Bäderamt) und deren Personal zu tun." Eine Bewirtung obliege laut Pachtvertrag ausschließlich dem Pächter - das städtische Personal sei nicht für den Verkauf im Saunabereich zuständig, und es gebe auch keinen sogenannten Personalgestellungsvertrag zwischen der Stadt und dem Pächter, so Enninger.

    Saunameister sind über die Haltung der Stadt unglücklich

    Die Saunameisterinnen und -meister sind über diese Haltung nicht glücklich. "Wir sind doch für unsere Besucher da und bieten den Service im Café wirklich gerne", ist zu hören. Wie viel Einsatz sie nach wie vor zeigen, ist gerade in den Räumen des Alten Stadtbades zu sehen. Die haben die städtischen Mitarbeiter während der Pandemie in Eigenregie neu gestrichen und mit Bildern und gerahmten Zeitungsausschnitten über die Historie des Stadtbades versehen. Auch eine Uhr aus den 60er-Jahren, die sie im Lager fanden, haben die Saunameister gereinigt und wieder zum Laufen gebracht. Sie ziert jetzt die Wand in der Cafeteria. Finanziert wurde die Maßnahme zum großen Teil von den Freunden des Alten Stadtbades. "Schon komisch - als es darum ging, die Wände zu streichen und die Sauna zu verschönern, fragte niemand, ob das Aufgabe der Saunamitarbeiter sei", so Ragutzki. Er glaubt, dass das Sport- und Bäderamt dem Alten Stadtbad einen Bärendienst erwiesen habe, wenn es ohne Not den freiwilligen Einsatz der Mitarbeiter verbietet. "Wenn es in der Sauna nichts mehr zu trinken gibt, gehen die Gäste eben dahin, wo sie bewirtet werden", fürchtet er.

    Für Gastronomin Anna Gaßner kommt es nicht infrage, jemanden in die Sauna zu stellen, der die Gäste bewirtet. "Das ist wirtschaftlich nicht drin", sagt sie. Denn in der Cafeteria darf jeder auch sein Essen und Trinken mitbringen. Den Kaffeevollautomaten hat sie abgebaut, momentan steht dort eine Kanne, an der sich die Gäste bedienen können. Auch Kuchen können sich die Gäste nehmen - das Geld wird in eine Box geworfen. Gaßner ist in Verhandlung mit einem Automatenaufsteller, der Heißgetränke gegen Münzeinwurf abgibt. "Natürlich hat die Stadt nach den Buchstaben des Gesetzes recht - ich bin die Gastronomin", sagt sie. Ob die neue Regelung zum Wohle der Saunagäste getroffen wurde, sei allerdings dahingestellt.

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