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Augsburg: Aktionsgemeinschaft Hochzoll: Was bürgerliches Engagement in einem Stadtteil bewirken kann

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Aktionsgemeinschaft Hochzoll: Was bürgerliches Engagement in einem Stadtteil bewirken kann

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    Der Holzerbau in Hochzoll wurde durch die AGH wiederbelebt. Auch der Weihnachtsmarkt wird von ihr mitorganisiert.
    Der Holzerbau in Hochzoll wurde durch die AGH wiederbelebt. Auch der Weihnachtsmarkt wird von ihr mitorganisiert. Foto: Annette Zoepf
    Die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Hochzoll, Carmen Wanner-Sturm.
    Die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Hochzoll, Carmen Wanner-Sturm. Foto: Sebastian Feiger
    Die Mitgründerin der Aktionsgemeinschaft Hochzoll, Uta Werner-Dick
    Die Mitgründerin der Aktionsgemeinschaft Hochzoll, Uta Werner-Dick Foto: Sebastian Feiger

    Die Aktionsgemeinschaft Hochzoll (AGH) gibt es jetzt seit 35 Jahren. Ist diese Form des bürgerlichen Engagements überhaupt noch notwendig
    CARMEN WANNER-STURM: Selbstverständlich. Bürgerliches Engagement im Stadtteil ermöglicht ein Einsetzen für das unmittelbare eigene Umfeld, die eigenen Interessen unabhängig von jeder parteipolitischen Bindung. Es fördert eine aktive Gemeinschaft vor Ort, gibt die Möglichkeit, Anschluss zu finden an Gleichgesinnte in der Nachbarschaft und stärkt auch die Beziehung der im Stadtteil ansässigen Betriebe zu dessen Bewohnern.

    Was war der Anstoß für die Gründung der AGH?
    UTA WERNER-DICK: Damals haben sich die in der Friedberger Straße ansässigen Geschäftsleute zusammengeschlossen, um eine attraktivere Gestaltung zu erreichen. Die Friedberger Straße war eine gesichtslose vierspurige Straße, die den Stadtteil durchschnitten hat. Einiges ist seither besser geworden, aber gerade dieses Anliegen besteht schon immer noch fort.

    Wie sind Sie selbst dazu gekommen?
    WERNER-DICK: Ich habe gemeinsam mit Uwe Künzel den Anstoß zur Gründung gegeben.
    WANNER-STURM: Mein Mann (Paul Sturm) hat sich in seinem Ruhestand mit viel Engagement einer Neubelebung der AGH angenommen. Nach seinem viel zu frühen Tod versuche ich nun hier anzuknüpfen und seine Bemühungen weiterzuführen.

    Was sind die wichtigsten Ergebnisse, welche die AGH für Hochzoll erreichen konnte?
    WANNER-STURM: Initiiert durch die AGH wurde der Holzerbau neu belebt und ist heute ein wichtiger und beliebter Treffpunkt mit vielseitigem Angebot für den Stadtteil. Geführt vom eigenständigen Verein Bürgertreff e.V. unter Vorsitz von Gregor Lang hat sich dieses Haus als soziokulturelles Zentrum des Stadtteils etabliert.
    WERNER-DICK: Die regelmäßige Organisation von Kunst- und Kulturveranstaltungen mündete in den von Willi Reisser initiierten „Hochzoller Kulturtagen“, die nun schon seit bald zwei Jahrzehnten vom eigenständigen gleichnamigen Verein (inzischen ebenfalls unter Leitung von Gregor Lang) jeden Oktober veranstaltet werden und zu einer festen Größe im Stadtteil geworden sind. Die AGH leistet hier immer noch Beiträge.
    WANNER-STURM: Fester Bestandteil des Jahresablaufs ist auch die seit 20 Jahren von Inge Lemmerz organisierte Kunstwand neben dem ehemaligen Postgebäude am Bahnhof. Jedes Frühjahr werden Tafeln ausgegeben, die von Künstlern unterschiedlichsten Alters nach einem jährlich wechselnden Motto gestaltet werden und dann bis zum Abverkauf im Oktober den öffentlichen Raum verschönern. Auch schon seit Jahrzehnten gibt es den Hochzoller Adventsmarkt. Zunächst an der Afrabrücke von der AGH alleine veranstaltet – dort, wo immer noch jährlich der Christbaum steht - wird nun seit einigen Jahren gemeinsam mit Bürgertreff und Pfarrei Heilig Geist das erste Adventswochenende zwischen Kirche und Holzerbau zum vorweihnachtlichen Treffpunkt des Stadtteils. Für das begleitende Adventskonzert konnten wir dieses Jahr die Augsburger Domsingknaben gewinnen.
    WERNER-DICK: Eine frühe Aktion zur Attraktivitätssteigerung in der Friedberger Straße war auch die Weihnachtsbeleuchtung. Aktuell arbeiten wir wieder daran, sie zu vervollständigen und auszubauen. Über diese Einzelaktionen hinaus war und ist die AGH Sprachrohr für Hochzoll. Eine Unterschriftensammlung beschleunigte die Errichtung eines Bürgerbüros in der Friedberger Straße, für die Verwirklichung der Straßenbahnlinie 6 haben die damals Aktiven sich intensiv eingesetzt. Auch ansonsten wirkt die AGH im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit bei der Gestaltung städtebaulicher Vorhaben (Platz Hochzoller Mitte, Zwölf Apostel-Platz, Peterhofplatz inclusive Skulptur, Konzept zur Verkehrsberuhigung).

    Wie attraktiv ist Hochzoll heute?
    WANNER-STURM: Hochzoll hat fast alles, was das Herz begehrt: Eine überwiegend ruhige Wohnlage mit viel Grün, gute Verkehrsanbindung mit Zug und 2 Straßenbahnen, fast alle Schularten (nur die geplante Realschule wurde leider nie verwirklicht), Kinderbetreuung, jede Menge Freizeitmöglichkeiten mit Badeseen, Lech, Siebentischwald , ein großes Angebot an Kultur und Begegnungsmöglichkeiten im Bürgertreff, aktive Pfarreien, Sportvereine und vieles mehr.

    Wo liegt aus Ihrer Sicht der größte Handlungsbedarf im Stadtteil?
    WANNER-STURM: Wir wünschen uns eine weitere Begrünung im öffentlichen Raum und arbeiten daran, hier mit dem Amt für Grünordnung noch zu Verbesserungen zu kommen. Hochzoll-Nord bräuchte unbedingt einen Platz, wie der südliche Stadtteil ihn mit dem Zwölf Apostel-Platz hat. Sehr wichtig wäre die Umsetzung der ja bereits beschlossenen Planungen für die Hochzoller Mitte; auch an der Grenze zu Friedberg-West gäbe es Möglichkeiten zur interkommunalen Zusammenarbeit, die wir angestoßen haben. Die Einkaufsmöglichkeiten im Stadtteil waren früher wesentlich vielseitiger. Hier wieder zu einer Verbesserung zu kommen, ist für alle Stadtteile schwierig, aber gemeinsam mit der Stadt Augsburg loten wir Einflussmöglichkeiten aus.

    Wie attraktiv ist der Zwölf-Apostel-Platz nach der Sanierung? Wird er von der Bevölkerung gut angenommen?
    WANNER-STURM: Der Platz ist richtig schön geworden, wird hervorragend angenommen, bietet vor allem im Sommer mit dem flachen Wasserbecken in der Mitte sehr viel Spaß für Kinder und ermöglicht damit auch Familien einen längeren Aufenthalt. Die Interessengemeinschaft Zwölf-Apostel-Platz – inzwischen auch verbunden mit der AGH – veranstaltet dort Sommerfest und Weihnachtsmarkt und der Wochenmarkt (Mi. 8. – 12 Uhr, Fr. 13.30 – 18 Uhr) als ein schon lange bestehendes Highlight hat auch bessere Möglichkeiten bekommen.

    Was könnte der Platz noch gebrauchen?
    WANNER-STURM: Es fehlt Gastronomie, wo man auch abends noch gemütlich im Freien sitzen könnte, und etwas mehr Beschattung wäre, insbesondere an warmen Sommertagen, auch wünschenswert

    Was sind die nächsten Veranstaltungen der AGH?
    WANNER-STURM: Den ganzen Oktober finden die Hochzoller Kulturtage statt. Durch das Engagement unserer AG Kunst und Kultur kommen am 5. Oktober „The Kickstarters“ mit „Rock‘n‘Dance“ in die Sporthalle der TSG. Am 11. Oktober kommt das Staatstheater mit einer Spielzeitpräsentation in den Bürgertreff im Holzerbau.

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    1 Kommentar
    Gerold Rainer

    Naja ich muss ja nicht in Hochzoll wohnen, aber die Friedberger Straße ist fast so gesichtslos wie von 30 Jahren. Die Straßenbahn hat dem Stadtteil mehr geschadet als genutzt. 4 durchgehende, gut ausgelastete Buslinien wurden zerstückelt, der Autoverkehr quetscht sich durch das Nadelöhr. Und zuletzt hat Hochzoll seine gute ÖPNV- Anbindung an das Spickelbad und das Friedberger Bad verloren. Wenn man nicht gerade in der Nähe der Friedberger Straße wohnt, ist das Auto leider die beste Verkehrsalternative.

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