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Afroshops in Augsburg: Treffpunkte für schwarze Menschen

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In diesen Augsburger Afroshops trifft sich die schwarze Community

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    Ivie Amayo präsentiert die Produkte in ihrem Afroshop "Will of God".
    Ivie Amayo präsentiert die Produkte in ihrem Afroshop "Will of God". Foto: Poul Heintzenberg

    Gleich gegenüber des Zeughauses findet sich ein eher unscheinbarer Laden, im Schaufenster liegen einige zurechtgemachte Perücken, und in großen goldenen Lettern prangt der Name des Geschäfts auf der Scheibe: „Will of God Afro Europe“. An der Kasse sitzt eine junge schwarze Frau, die sofort auf den Beinen ist, wenn ein Kunde oder eine Kundin den Laden betritt. Ivie Amayo heißt die Besitzerin des Afroshops in der Augsburger Innenstadt, den sie erst Anfang des Jahres eröffnet hat. Doch zuletzt hatte sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen.

    In den Regalen türmen sich afrikanische und europäische Lebensmitteln sowie Kosmetikprodukte. Perücken und Haarverlängerungen hängen fein säuberlich an der Wand. So ein breites Sortiment ist typisch für Afroshops, die eine Anlaufstelle für die schwarze Community bieten wollen. Hier können sie alles besorgen, was in regulären Supermärkten fehlt. Neben Lebensmitteln wie Fufu, ein Brei aus Maniok und Kochbananen, der die Grundlage vieler westafrikanischer Gerichte bildet, sind das auch Kosmetik- und Haarpflegeprodukte. Der handelsüblichen Drogerie fehlt es häufig an Make-up für dunklere Hauttöne oder den nötigen Produkten für Pflege und Styling von Afrohaaren.

    Afroshops bringen ein Stück Heimat nach Augsburg

    Die dabei zum Einsatz kommenden Perücken oder Haarverlängerungen, die zu dünnen Zöpfen, den sogenannten Braids, geflochten werden, sind dabei nicht nur modische Accessoires. Sie dienen dem Schutz der eigentlichen Haare und tragen eine große kulturelle Bedeutung. Schwarze Menschen müssten immer wieder Diskriminierung aufgrund ihrer Haare erfahren, berichtet Mary Ogbodo, die Besitzerin von „Mary J's Afromarkt“ in der Pilgerhausstraße. Als Gegenreaktion hätten sich die traditionellen Frisuren zu einem Symbol schwarzen Selbstbewusstseins entwickelt. Beide Shops bieten deshalb an, sich direkt vor Ort die Haare flechten zu lassen.

    Ein Afroshop sei somit nicht nur eine einfache Einkaufsmöglichkeit, sagt Ogbodo. Er biete den Menschen die Möglichkeit, einen Teil ihrer Kultur auch in Deutschland zu erleben und Verbindungen zur eigenen Community zu knüpfen. Gerade angesichts von Rassismuserfahrungen könnten die Afroshops einen sicheren Ort bieten. Aber auch nicht-schwarze Menschen würden gezielt die Afroshops in Augsburg aufsuchen, erzählt Ogbodo. Viele wollten Gerichte aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern ausprobieren. Sie helfe ihnen bei der Auswahl und kriege häufig sogar Fotos der Ergebnisse zugesendet, sagt Ogbodo.

    Leere Regale im Afroshop „Will of God“. Ivie Amayo fehlt das Geld um ihr Sortiment auszubauen.
    Leere Regale im Afroshop „Will of God“. Ivie Amayo fehlt das Geld um ihr Sortiment auszubauen. Foto: Poul Heintzenberg

    Der Afroshop in der Augsburger Innenstadt muss kämpfen

    Die gebürtige Nigerianerin Amayo hat ihren Laden in der Zeuggasse Anfang des Jahres eröffnet. Doch trotz ausreichend Interesse laufe der Laden noch nicht, wie sie es sich wünschte. Ihr fehle das Kapital, um das Angebot des Ladens weiter auszubauen, beklagt die junge Frau, und einen Kredit wolle ihr die Bank erst nach ein bis zwei Jahren Laufzeit gewähren. Tatsächlich finden sich immer wieder leere Fächer in den Regalen, in denen sich eigentlich weitere Lebensmittel stapeln sollten.

    Trotzdem will sie nicht aufgeben. Amayo möchte mit ihrem Shop anderen schwarze Frauen Selbstbewusstsein geben, zeigen, dass sie es schaffen können. „Wir werden oft als dumm angesehen“, beschwert sich die studierte Medizinerin, die nach eigener Aussage in ihrer Heimat noch als Chirurgin tätig war. In Deutschland werde ihr Abschluss nicht anerkannt. Amayo sagt, sie sei einst als Asylbewerberin nach Deutschland gekommen. Als ermüdend empfand sie die lange Zeit, in der sie nicht arbeiten durfte: „Ich wollte nicht von Sozialleistungen abhängig sein“, sagt sie. Neben ihrer Arbeit im Afroshop geht die zweifache Mutter putzen, um sich und ihre Kinder über Wasser zu halten. Der Wunsch, ihrer Community etwas zurückzugeben, treibe sie dabei genauso an wie ihr Glaube. Amayo hat Großes vor: Sie träume davon, Treffen zu organisieren, bei denen Menschen jeder Hautfarbe zusammenkommen und Verbindungen knüpfen können.

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