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Augsburg: Ärger in der Kita Pfiffikus - Beiträge auf München-Niveau

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Münchner Kita-Preise in Augsburg: Eltern gehen auf die Barrikaden

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    Zum Jahresanfang hat ein Münchner Unternehmen die Kita Pfiffikus in Pfersee übernommen. Nun steigen die Beiträge drastisch.
    Zum Jahresanfang hat ein Münchner Unternehmen die Kita Pfiffikus in Pfersee übernommen. Nun steigen die Beiträge drastisch. Foto: Anna Kondratenko

    Sie fühle sich regelrecht rausgeekelt, sagt die Mutter. Aus der Einrichtung, die zwei ihrer Kinder besuchen. Die über viele Jahre lang ein Wohlfühlort und ein sicherer Hafen für sie war. "Wir waren immer sehr zufrieden. Die Betreuung war toll, das Netzwerk der Eltern, die Kommunikation mit den Erziehern." Umso größer war deshalb kürzlich der Schock, als die private Kita Pfiffikus an die Münchner Firma "Unsere Champions" verkauft wurde. Denn damit ändert sich nicht nur der Eigentümer, nun steigen auch die Elternbeiträge. Und zwar beträchtlich.

    432 Euro mussten Eltern dort bisher für einen Krippenplatz mit einer Buchungszeit von 8 bis 9 Stunden zahlen, erzählt die Mutter. Auch das sei, verglichen mit den Beiträgen in städtischen oder kirchlichen Kindergärten, schon sportlich gewesen. Doch ab 1. April muss sich die Elternschaft in Pfersee auf Münchner Verhältnisse einstellen. Dann sollen für die gleiche

    Kosten für Kinderbetreuung sind jetzt so hoch wie die Miete

    Ein Kindergartenplatz mit 8 bis 9 Stunden kostete bislang 254 Euro, künftig sollen es 440 Euro sein, das Essen ist jeweils inklusive. Zum Vergleich: In den städtischen Kitas zahlen Eltern für die gleiche Buchungszeit 317 Euro, zuzüglich 98 Euro für Essen in der Krippe. Im Kindergarten sind es 135 Euro und 78 Euro für das Essen. Regelrecht geschockt sei die Elternschaft in der Kita Pfiffikus deshalb angesichts der anstehenden Erhöhung gewesen, erzählt die Mutter. Schließlich seien die Beträge vergangenes Jahr schon um rund 20 Prozent angepasst worden. Ihre Familie muss ab April pro Monat rund 400 Euro mehr für die Betreuung der Kinder ausgeben. Damit seien die Kosten dafür fast so hoch wie die Miete für ihre Wohnung. Eine andere Familie, die vier Kinder in der Einrichtung hat, müsse nun mit monatlichen Kosten von 2100 Euro rechnen - 1200 Euro mehr als bisher. An der Konzeption hat sich derweil nichts verändert.

    "Ich habe nichts dagegen, wenn Eltern sich einen Elitekindergarten aussuchen", sagt die Mutter. Es gebe genügend Leute, die das gerne zahlen würden. "Aber es ist eine Frechheit, einen bestehenden Kindergarten zu übernehmen wie ein Immobilienhai, der ein Haus kauft, daraus Luxuswohnungen macht und sie dann teuer vermietet." Der neue Eigentümer habe den Eltern zwar ein Sonderkündigungsrecht zu Ende März angeboten. Doch so kurzfristig fänden sich für die insgesamt 80 Kinder aus Krippe, Kita und Hort keine neuen Einrichtungen in Augsburg, wo es ohnehin an Kitaplätzen mangelt. Und wenn, dann vielleicht für das eine in Lechhausen und für das andere in Oberhausen. Wenn die drastische Erhöhung schon nötig sei, dann hätte man damit zumindest bis zum Beginn des neuen Kindergartenjahrs warten können, findet die Mutter.

    SPD-Stadtrat spricht von "unanständiger Beitragserhöhung"

    Entsetzt sind nicht nur die Eltern, sondern auch die Politik. "Pfersee ist nicht München", sagt etwa Stadtrat Benjamin Adam von der SPD-Fraktion. Diese unanständige Beitragserhöhung schaffe einen gefährlichen Präzedenzfall für Augsburger Eltern. Hier gerate etwas aus den Fugen", so der Pferseer Adam, er sieht Bildungsbürgermeisterin Martina Wild gefordert. Wild sagt auf Anfrage, der Unmut der Eltern sei verständlich. "Es ist auch aus unserer Sicht schwer nachvollziehbar, warum die Beiträge so stark erhöht werden. Die Tatsache, dass dies während des laufenden Kita-Jahres geschieht, zwingt Eltern dazu, das Angebot aufgrund fehlender Alternativen an Kinderbetreuung akzeptieren zu müssen." Deshalb seien aufsichtsrechtliche Maßnahmen ergriffen worden, um den Träger auf seine Pflichten hinzuweisen. Leider habe die Stadt keine rechtliche Grundlage, in die Gebührengestaltung der Träger einzugreifen. "Allerdings ist bei künftigen Projekten mit gewerblichen Trägern im Hinblick auf deren Beitragsgestaltung zu prüfen, ob wirklich Plätze entstehen, die den Bedarf der Augsburger Bevölkerung entsprechen", so Wild.

    Ehemalige Geschäftsführerin: Erhöhung wäre auch ohne Verkauf nötig gewesen

    Alexandra Götzfried hat die private Kita in Pfersee aufgebaut, bislang als Geschäftsführerin eines gemeinnützigen Vereins geleitet und ihre Anteile nun an "Unsere Champions" verkauft. Götzfried sagt, sie habe über die Jahre festgestellt, dass man als kleiner Träger einer privaten Einrichtung allein auf weiter Flur sei. "Die neuen Inhaber agieren als Unternehmensgruppe und haben ganz andere Ressourcen." Man habe in den vergangenen Jahren alles versucht, um die Beiträge niedrig zu halten. Doch die Kosten, etwa für Personal und Energie, seien einfach viel stärker gestiegen, als die Zuschüsse von Land und Kommune. Eine Erhöhung der Beiträge sei deshalb unumgänglich gewesen - auch ohne Verkauf. "Es schmerzt mich, dass es die Politik unmöglich macht, als kleiner Träger eine Kita elternnah zu betreiben", sagt Götzfried, die in der Kitafinanzierung dringenden Handlungsbedarf sieht. 

    Die Eltern der Kita Pfiffikus haben derweil eine Petition für mehr Kitaplätze und faire Kitagebühren gestartet. Am Mittwoch soll es ein Gespräch zwischen den Eltern und dem neuen Betreiber geben. Im Vorfeld wollte sich Joern Otzmann, Geschäftsführer von "Unsere Champions", deshalb nicht gegenüber unserer Redaktion äußern. 

    Mittlerweile hat die Kita auf die Vorwürfe reagiert und die Beitragserhöhung auf September verschoben. Mehr dazu lesen Sie hier.

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