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Zur Probe in Augsburg

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    Die Musiker aus Kanada haben ein Faible für Augsburg. Drei Tage proben sie mit Bruno Weil (rechts) im Kleinen Goldenen Saal. Foto: Ulrich Wagner
    Die Musiker aus Kanada haben ein Faible für Augsburg. Drei Tage proben sie mit Bruno Weil (rechts) im Kleinen Goldenen Saal. Foto: Ulrich Wagner Foto: Ulrich Wagner

    Seit 1993 kommt das in Toronto beheimatete Orchester jeweils ein paar Tage vor Festivalbeginn nach Irsee, um mit Bruno Weil das Programm für Klang & Raum einzuüben. In diesem Jahr aber haben die Kanadier auf dem europäischen Kontinent ein weiteres Engagement, das sich mit den eigentlich vorgesehenen Irseer Probenterminen überschneidet. Von keinem Geringeren als Kent Nagano, dem Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, hat Tafelmusik eine Einladung zu einem Musikfestival im italienischen Rieti erhalten. Weil das Orchester dort am 29. August sein letztes Konzert gibt, am 2. September aber schon Klang & Raum eröffnet, bliebe nicht genügend Zeit für die Probenarbeit mit Bruno Weil.

    So hat der in Augsburg lebende Dirigent und Dirigier-Professor an der Münchner Musikhochschule die Einstudierung einer Haydn- und zweier Schubert-Sinfonien sowie von Beethovens "Egmont"-Schauspielmusik kurzerhand vorgezogen und nach Augsburg verlegt. In der Stadt ist Tafelmusik unter Weil schon zum Mozartfest 2006 aufgetreten und später noch einmal im Rahmen eines Privatkonzerts. Die Musiker waren seinerzeit entzückt vom Flair der ehemaligen Reichsstadt, und so war die Freude groß und München als Alternative vom Tisch, als mit Hilfe der Stadt und des Sponsors Sparkasse der Kleine Goldene Saal für die Proben angemietet werden konnte.

    Einige Dutzend Musikinteressierte sind an diesem Mittwochvormittag gekommen, um die zutrittsfreie Arbeitsphase mitzuverfolgen - Bruno Weil, in den 1980er Jahren Generalmusikdirektor der Augsburger Philharmoniker, ist eben noch immer ein Zugpferd in der Stadt. Nach der Brotzeitpause steht der langsame Satz von Schuberts großer C-Dur-Sinfonie auf dem Plan: "Second movement please!", bittet Weil - die Verkehrssprache ist Englisch. Die rund 40 Musiker spielen auf Originalinstrumenten, und gleich beim ersten Einsatz ist es wieder da, dieses für die Kombination Weil-Tafelmusik typische, klar gezeichnete Klangbild, das herrührt von prägnanter Artikulation.

    Der Dirigent hat in seine Partitur mit Bleistift Sätze von Robert Schumann eingetragen, die der Komponist einst über die C-Dur-Sinfonie des Kollegen Schubert geäußert hat. Wiederholt unterbricht Weil das Spiel des Orchesters, liest Schumanns Worte auf Deutsch vor, übersetzt ins Englische, will Schumanns Sichtweise dem Orchester vermitteln: "Die Musik spricht mit rührender Stimme zu uns" - so schrieb Schumann, so sagt es Weil, so möchte es der Dirigent vom Orchester vorgetragen haben.

    Schumann sprach auch von jener Stelle bei Schubert, "da wo ein Horn wie aus der Ferne ruft" und die ihm, Schumann, vorkomme, "als ob ein himmlischer Gast im Orchester herumschliche". Das muss man, denkt sich Weil, nicht eins zu eins übersetzen, das Wesentliche genügt hier, und so weist er auf die Stelle hin und sagt ins Orchester: "That's from heaven!"

    Die öffentlichen Proben finden noch am heutigen Donnerstag sowie am Freitag statt (je 10-13 Uhr).

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