Der Wind ist gerade das größte Hindernis beim Aufbau der Leinwände für das Autokino auf dem Augsburger Messeparkplatz. Denn in über 16 Metern Höhe pfeift es zuweilen ordentlich, was die Arbeit für die Gerüstbauer gefährlich macht. „Wir mussten wegen des Wetters schon mehrfach unterbrechen – aber zum Glück haben wir einen ordentlichen Zeitpuffer eingeplant und werden auf jeden Fall rechtzeitig fertig“, sagt der technische Leiter des Projekts Messeflimmern, Michael Brauneis. Am Dienstagabend geht es los. Ab dann ist auf dem Messegelände so einiges geboten.
Am Premierentag laufen die Filme „Das perfekte Geheimnis“ und „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Beim Messeflimmern ist alles ein bisschen größer. Damit die Zuschauer in den rund 1000 Autos, die jeden Abend hier gleichzeitig stehen können, ein tolles Kinoerlebnis haben, werden zwei Leinwände mit jeweils 300 Quadratmetern Fläche hochgezogen.
Die Leinwände beim Lechflimmern sind nur halb so groß
Zum Vergleich: Die Leinwände beim Lechflimmern im Fribbe-Bad sind gerade einmal halb so groß. Alleine die Gerüste wiegen pro Leinwand 100 Tonnen, weiß Projektleiter Brauneis. Das müsse auch so sein, denn die Leinwände sollen notfalls auch einem stärkeren Sturm standhalten können. „Selbst bei 40 Tonnen Winddruck sollte hier alles stehen bleiben – da stürzen drum herum bereits die Bäume um“, ist sich der technische Leiter sicher.
70 Meter vor den Leinwänden stehen in Containern zwei große Filmprojektoren. Die waren eigentlich für das Filmfestival in Cannes vorgesehen – weil das aber nicht stattfindet, konnte Franz Fischer, Betreiber des Kinodreiecks Augsburg, die Projektoren erwerben. „Uns ist es wichtig, den Zuschauern höchste Qualität zu liefern, weshalb wir auf Projektoren setzen und nicht etwa auf LED-Technologie, betont Fischer. Die Projektoren seien stark genug, auch bei schlechtem Wetter ein perfektes Bild auf die Leinwand zu werfen“, sagt er.
Messeflimmern in Augsburg: Es gibt auch eine Showbühne
Zwischen den Leinwänden entsteht gerade auch die Showbühne, in der ab Samstag Künstler und Comedians auftreten werden. Die Zuschauer in den Autos können die Akteure live auf der Bühne erleben, gleichzeitig wird die Show auf die Kinoleinwände und der Sound ins Auto übertragen, sagt Nadine Kistler-Engelmann vom Konzertbüro Augsburg, das für die Auswahl der Shows zuständig ist.
Damit Kinosound und Künstler in guter Qualität über die Autoradios gesendet werden können, war einiger Aufwand nötig – dazu gehörten Verhandlungen mit der Bundesnetzagentur und Probemessungen vor Ort, um einen freien Sendeplatz zu finden. „Die UKW-Frequenzen sind dicht belegt und in Augsburg landet man auch schnell im Flugfunk“, weiß Brauneis. Jetzt ist er überzeugt, dass alle Gäste den Sound ungestört über ihr Radio empfangen können.
Dass der Empfang übers Autoradio durchaus seine Tücken haben kann, mussten die Betreiber des Autokinos auf dem Gersthofer Festplatz erleben.Seit einer Woche läuft dort das Kino von Daniela Bergauer und Michael Hehl vom Augsburger Liliom-Kino. „Ich bin mittlerweile ein Autoradio-Experte“, sagt Michael Hehl lachend.
Während die UKW-Übertragung meist reibungslos klappt, schalten manche Autos die Radios nach einiger Zeit einfach aus. „Je moderner die Fahrzeuge, desto eher passiert das“, so Hehl. Auch wenn die Mitarbeiter bemüht seien, alle Probleme aus der Welt zu schaffen, bittet er die Gäste, vor dem Kinobesuch einen Blick in die Bedienungsanleitung des Autos zu werfen. Was nicht funktioniert sind Radio-Apps fürs Handy. „Sie streamen zeitversetzt und dann passt der Ton nicht mehr zum Film“, weiß Hehl. „In Zukunft wollen wir auch Leihradios anbieten – aber das ist momentan wegen Corona noch nicht möglich.“ Von fast 1000 Besuchern seien gerade mal zwei wegen Problemen wieder gefahren.
Mit der ersten Woche ihres Autokinos sind Michael Hehl und Daniela Bergauer sehr zufrieden. „Man merkt, dass die Menschen Lust aufs Kino haben.“ Die Veranstaltungen seien mit über 100 Autos pro Abend sehr gut besucht gewesen – viele Filme waren ausverkauft. In Gersthofen können 200 Autos gleichzeitig im Autokino stehen. Auch wenn bis zu vier Personen in einem Fahrzeug sitzen dürfen, rät Hehl zu nicht mehr als drei. „Zu viert wird es hinten schwierig, die Leinwand zu sehen“, so seine Erfahrung.
Wegen der Corona-Pandemie wird im Autokino auf Abstand geachtet
Trotz Corona habe man entschieden, dass die Fenster im Auto runtergelassen werden dürfen. „Wir haben uns mit anderen Betreibern beraten – der Abstand zwischen den Fahrzeugen reicht aus und so ist es für die Gäste angenehmer“, erklärt Daniela Bergauer.
Tickets fürs „Messeflimmern“ gibt es hier. Das Autokino in Gersthofen findet man auf dieser Website.
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