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Orkantief: Züge stehen still, Schulausfall, viele Einsätze: "Sabine" trifft Augsburg

Orkantief

Züge stehen still, Schulausfall, viele Einsätze: "Sabine" trifft Augsburg

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    Am "Peek & Cloppenburg"-Gebäude Nahe des Hauptbahnhofs hat Sturm "Sabine" ein Blechdach beschädigt.
    Am "Peek & Cloppenburg"-Gebäude Nahe des Hauptbahnhofs hat Sturm "Sabine" ein Blechdach beschädigt. Foto: Ina Marks

    Alle reden an diesem Montagmorgen nur von Sabine. Auch die Pendler, die an diesem Tag umsonst zum Hauptbahnhof gekommen sind. Endstation zu einem Zeitpunkt, an dem der Tag eigentlich beginnen sollte: Es fährt kein Zug. Ratlos stehen einige vor der Anzeigentafel: „Unwetter: Fernverkehr eingestellt“. Auch der Regionalverkehr fällt aus. Die

    Stillstand auf den Gleisen am Augsburger Hauptbahnhof.
    Stillstand auf den Gleisen am Augsburger Hauptbahnhof. Foto: Silvio Wyszengrad

    Sturm in Augsburg: Feuerwehr und Polizei im Dauereinsatz

    Sturmtief „Sabine“ hat in Augsburg einiges durcheinandergewirbelt, obwohl in der Stadt im Großen und Ganzen keine gravierenden Schäden entstanden sind. Feuerwehren und Polizei sind am Montag aber im Dauereinsatz. Brenzlig ist die Situation in der Bahnhofstraße am späten Vormittag. Am Gebäude, in dem Viktoriapassage und Peek & Cloppenburg untergebracht sind, hat der Sturm ein Teil des Blechdaches aufgestellt.

    Nicht allen ist die Lage bewusst, auch nicht der Frau, die mit einem Feuerwehrmann debattiert: „Ich muss aber hier durch zur Arbeit“, sagt sie am Absperrband an der Bahnhofstraße zu einem Feuerwehrmann. „Wenn sie hier durchgehen und das Dach auf den Kopf bekommen, arbeiten sie nie wieder“, erwidert dieser freundlich, aber bestimmt. Selbst für die Höhenretter der Berufsfeuerwehr ist der Einsatz auf dem Gebäude gefährlich. Windböen heben immer wieder das Blechdach an. Die Feuerwehrmänner versuchen bei Sturm das 20 mal 30 Meter große Dachstück zu zerschneiden und die Teile zu sichern. Wie hoch der Schaden ist, den „Sabine“ am Gebäude angerichtet hat, kann noch nicht beziffert werden.

    Viele Menschen sind vom Sturmtief betroffen. Der 63-jährige Hans-Joachim Wöhr etwa, der morgens um 6.15 Uhr in der Wartehalle des Hauptbahnhofs aus Verzweiflung erst einmal seine Wurstsemmel isst. Von langer Hand hatte er seine Reise nach Dresden geplant, wollte ein Konzert im Kulturpalast besuchen. „Sabine“ machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Wöhr bleibt in Augsburg. „Mal sehen, ob ich die Tickets zurückgeben kann.“

    Zugausfälle wegen Sturmtief "Sabine"

    Zwei Meter weiter steht Lucas Braque. Er arbeitet als Ingenieur bei Airbus in Donauwörth. Seit drei Jahren pendelt der 26-Jährige mit dem Zug. So eine Situation erlebe er das erste Mal, meint er. Er versucht, am Telefon Arbeitskollegen für eine Auto-Fahrgemeinschaft zu organisieren. „Es ist natürlich nicht lustig, aber so etwas kann passieren“, sagt Braque achselzuckend. Auch wenn schon am Sonntagabend vor Zugausfällen gewarnt wurde, viele wollen sich selbst vor Ort davon überzeugen. Straßenbahnen und Busse der Stadtwerke Augsburg hingegen fahren an diesem stürmischen Tag.

    Freilich kommt es immer wieder zu Behinderungen, etwa wenn sich Plastiktüten in den Oberleitungen verheddern. Besonders hart trifft es Polizei, die Freiwilligen Feuerwehren, die Berufsfeuerwehr sowie auch die Werkfeuerwehren. Ab vier Uhr morgens rücken sie permanent aus. Allein bis 13 Uhr müssen die Helfer in der Stadt 130 Einsätze bewältigen. Bäume sind umgestürzt, zum Teil auf Autos oder Häuser gefallen oder blockieren Straßen. Baustellenabsperrungen und Wahlplakate werden umgeweht oder Dächer teilweise abgedeckt.

    Sturmtief: In Augsburg gehen 157 Notrufe in einer Stunde ein

    Die Wellenburger Allee wurde komplett gesperrt.
    Die Wellenburger Allee wurde komplett gesperrt. Foto: Annette Zoepf

    Die Wellenburger Allee etwa, die so viele Bäume säumen, wird aus Sicherheitsgründen gesperrt. Bei der Integrierten Leitstelle, die für Nordschwaben zuständig ist, gehen in nur einer Stunde 157 Notrufe ein, verdeutlicht Friedhelm Bechtel, Sprecher der Berufsfeuerwehr, die Dimension. Während die Helfer gar nicht zur Ruhe kommen, ist es in der Innenstadt eigenartig leer. Es scheint, als ob „Sabine“ den normalen Alltag lähmt. Viele Menschen sind einfach zuhause geblieben.

    Auch sämtliche Schulen im Stadtgebiet bleiben am Montag geschlossen – egal ob staatlich, städtisch oder privat. Für Kinder, die dennoch erscheinen, wurde laut Auskunft des Schulamts eine Betreuung eingerichtet. Am Holbein-Gymnasium aber herrscht um acht Uhr morgens gähnende Leere. „Schüler?“, fragt ein Mann mit einer Zigarette am Eingang fast schon ungläubig, „Schüler habe ich hier heute noch keine gesehen. Da kommt auch niemand mehr“.

    Kindertagesstätten überlassen es den Eltern, ob sie ihre Kleinen schicken oder nicht. Gesperrt ist am Montag der Max-Gutmann-Laufpfad auf der Sportanlage Süd. Der öffentliche Eislauf im Curt-Frenzel-Stadion wurde abgesagt. Für Fragen besorgter oder hilfesuchender Augsburger bietet die Stadt gemeinsam mit der Feuerwehr ein Bürgertelefon an.

    Sturm "Sabine": Augsburger Stadtmarkt geöffnet, aber nicht alle Stände

    Auch auf dem Stadtmarkt ist an diesem Tag alles anders. Das bemerkt Fahra Yazici vom Obst- und Gemüsestand Schuster, als ihr morgens um sechs Uhr schon die Äpfel in der Obstgasse entgegenkullern. Trotzdem entschließt sie sich, den Stand zu öffnen. Wie auch ihr Nachbar, Obst- und Gemüseverkäufer Jörg Necker. „Wir haben montags immer so viele Bestellungen von Kunden, da wollte ich nicht geschlossen lassen.“ Dafür hat er Teile des Obstes mit Planen abgedeckt und diese mit Steinen beschwert. Einige Händler lassen ihre Stände geschlossen. Eine Bäckerei etwa hat Angst, dass der Sturm die große Glasscheibe eindrückt. Ihre Jalousien bleiben unten.

    Am Nachmittag wurde dann der Judenberg, der von der Altstadt in die Maximilianstraße führt, wegen herabfallender Dachziegel gesperrt. Weil die Feuerwehren alle zu der Zeit im Einsatz waren, riegelte die Polizei die Gasse zunächst ab und wartete auf die Kollegen der Feuerwehr.

    Auch der Judenberg in Augsburg musste aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.
    Auch der Judenberg in Augsburg musste aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Foto: Ina Marks

    Wie groß der Schaden ist, den „Sabine“ in den Wäldern angerichtet hat, lässt sich noch nicht sagen. Sowohl die Waldarbeiter der Fuggerschen Stiftungen als auch der städtischen Forstverwaltung sehen aus Sicherheitsgründen frühestens am Dienstagnachmittag nach. Forstverwaltungsleiter Jürgen Kircher geht aber nicht von großen Flächenwürfen im Stadtwald aus. Er appelliert an die Bürger, sich am Dienstag noch nicht im Wald aufzuhalten. „Auch in den kommenden Tagen sollte man dort sehr aufmerksam spazieren gehen.“

    Diesen Dienstag soll wieder alles normal laufen. Auch die Kitas und Schulen sind wieder in Betrieb.

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