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Zeuge großer Umbrüche

Augsburg

Zeuge großer Umbrüche

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    Prälat Georg Beis hat viele Stürme im Bistum Augsburg miterlebt, etwa die Unruhe nach der Amtszeit von Bischof Josef Stimpfle. Foto: Angelika Prem
    Prälat Georg Beis hat viele Stürme im Bistum Augsburg miterlebt, etwa die Unruhe nach der Amtszeit von Bischof Josef Stimpfle. Foto: Angelika Prem Foto: Angelika Prem

    Der ehemalige Dompfarrer und Augsburger Stadtdekan hat hoffnungsvolle Aufbrüche und tiefe Krisen der katholischen Kirche erlebt. Vor allem das Jahr als Verwalter der Diözese nach der Amtszeit von Bischof Stimpfle forderte 1992 alle seine Kräfte: "Es war für mich das Schlimmste. Es war gar keine Rede mehr davon, wie ein Bischof sein soll; es ging nur noch um Macht und Einfluss", erzählt der 86-Jährige. Er bemühte sich, das aufgewühlte Bistum zu einer gewissen Einheit zu führen. "Die Progressiven ließen sich auch zu Korrekturen bewegen, die sogenannte Rechte dagegen war schlecht zum Gespräch zu bewegen", lautet seine Erfahrung.

    Georg Beis, 1950 noch auf Latein zum Priester geweiht, empfand das Zweite Vatikanische Konzil, das Papst Johannes XXIII. mit dem Anspruch, die Fenster der Kirche zur Welt weit aufzumachen, 1962 eröffnet hatte, als eine große Befreiung. "Vorher gab es eingebläute Vorschriften, jetzt fragten wir: Was hat Jesus gewollt?" Sein biblisches Wort wurde Beis zur Richtschnur. "Im Schauen auf sein Antlitz werden wir verwandelt in sein Bild", steht als Bekenntnis zu Christus auf dem Erinnerungsbild zum Jubiläum.

    Mündige Christen wollte Beis in seinen Pfarreien heranbilden, die ihr Gewissen befragen und in Freiheit entscheiden. Als junger Pfarrer in Unterthingau im Allgäu hatte er noch ein anderes Modell erlebt: Jeder Katholik musste zum "Seelenbeschrieb" jährlich seinen Beichtzettel im Pfarrhaus abliefern - "das habe ich nur einmal gemacht". Drei Jahre blieb er auf dem Land, dann kam er 1961 nach Göggingen, wo man dem oberbayerischen "Bauernpfarrer" zunächst reserviert gegenüberstand, und wechselte 1968 an den Dom und ins Domkapitel.

    Er trieb viele soziale Projekte voran

    Wie in einem Brennglas lernte er hier all die sozialen Probleme kennen, die Menschen treffen können: Obdachlosigkeit, Sucht, allein gelassene junge Mütter, Häftlinge, einsame Verzweifelte, Krankheit und Sterben. Dompfarrer Beis baute die ökumenische Telefonseelsorge auf, begleitete die Krankenhausseelsorge, war zuständig für die Wärmestube des SKM-Sozialverbands.

    Und nicht zuletzt für den Katholischen Frauenbund. Die weibliche Sicht- und Denkweise habe sein Priesterbild reifen lassen, sagt Beis, dem der Kontakt zu den Menschen als Geistlicher immer wichtig war.

    Gleichermaßen erweiterte sein Engagement für die Ökumene seinen Horizont. "Es war die größte Entdeckung dieser Jahre, dass wir gemeinsam Gottesdienst feiern und die Heilige Schrift teilen konnten." Beis ist davon überzeugt, dass es bei der Ökumene vor allem auf die persönliche Beziehung ankommt. "Wenn man sich menschlich kennt und im Glauben austauscht, werden konfessionelle Unterschiede viel kleiner."

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