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Wirtschaftsraum Augsburg: Jobbörse für ehemaligen Manroland-Mitarbeiter

Wirtschaftsraum Augsburg

Jobbörse für ehemaligen Manroland-Mitarbeiter

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    Für die ehemaligen Beschäftigten von Manroland fand am Mittwoch eine Jobbörse in der Arbeitsagentur statt.
    Für die ehemaligen Beschäftigten von Manroland fand am Mittwoch eine Jobbörse in der Arbeitsagentur statt. Foto: Anne Wall

    Die Jobbörse für die ehemaligen Manroland -Mitarbeiter hatte noch nicht begonnen, da waren die Gänge in der Augsburger Arbeitsagentur bereits voll. Agentur-Chef Reinhold Demel war begeistert: „Da sieht man, dass die Menschen unbedingt wieder in Beschäftigung kommen wollen.“

    Die Jobbörse zeigte aber auch, dass viele der Ex-Manroländer auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. 37 Firmen, darunter 14 aus dem Wirtschaftsraum Augsburg, präsentieren ihre offenen Stellen. Leiharbeitsfirmen waren nicht dabei.

    Martina Kempfle hatte der Vormittag nach gut einer Stunde bereits eine Verabredung zum Kaffee mit ehemaligen Kollegen eingebracht – einen Job allerdings nicht. „Die Firmen suchen alle eher im technischen Bereich.“ Die 46-Jährige ist zwar gelernte Universalfräserin, in diesem Beruf hat sie bei Manroland aber nie gearbeitet, sondern als Teamassistentin im Büro.

    Viele ließen die Bewerbungsunterlagen gleich da

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

    Leichter war es für viele Facharbeiter und Ingenieure, mit den Firmen bei der Jobbörse in Kontakt zu kommen. An den Ständen lagen Stellenangebote aus, Mitarbeiter der Personalabteilungen standen für Gespräche bereit. Bei Kuka bildeten sich lange Schlangen. Auch bei MAN, Eurocopter oder BMW war der Andrang groß. Etliche der ehemaligen Manroländer ließen gleich ihre Bewerbungsunterlagen da.

    Auch Andreas Wrobel hätte das gerne getan. Er fand es toll, dass eigens für Leute wie ihn eine solche Börse veranstaltet wird. „Doch das, was ich brauche, ist bisher nicht dabei“, klagte der Fräser. Kein Einzelfall. „Die Nachfrage im Fertigungsbereich war sehr hoch, unser Angebot umfasst diesen Bereich derzeit jedoch nicht schwerpunktmäßig“, sagte Jörg Hieber, Personaler bei MAN Diesel & Turbo.

    Für andere Berufsgruppen lief es besser. Bei MAN waren insbesondere Inbetriebnehmer oder Servicemonteure gefragt. Bei Kuka waren es Stellen in der Softwareentwicklung sowie Montage-, Inbetriebnahme und Servicetätigkeiten im Außendienst.

    Die Firmen waren zufrieden mit der Jobbörse, bilanziert Agenturchef Demel. Verträge wurden zwar keine geschlossen, aber Kontakte geknüpft. Jetzt denkt man bereits über eine Wiederholung nach. Insgesamt waren rund 1300 Teilnehmer gekommen. Neben ehemaligen Manroland-Mitarbeiter waren am Nachmittag auch arbeitslose Facharbeiter geladen. 

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