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Wirtschaft: Chinesischer Konzern Midea: Wer ist der Kuka-Angreifer?

Wirtschaft

Chinesischer Konzern Midea: Wer ist der Kuka-Angreifer?

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    Der chinesische Konzern Midea will den deutschen Roboter- und Anlagenbauer Kuka übernehmen.
    Der chinesische Konzern Midea will den deutschen Roboter- und Anlagenbauer Kuka übernehmen. Foto:  Stefan Puchner/Archiv (dpa)

    Vor allem auf Wasserspendern, Ventilatoren und Klimaanlagen fällt das Logo auf: Der chinesische Elektrokonzern Midea ist in seinem Heimatmarkt China eine bekannte Größe. Kein Unternehmen setzt hier so viel Hausgeräte ab wie der Hersteller aus der südlich gelegenen Industriestadt Foshan.

    Doch auch in Japan ist der Name seit einigen Monaten allgemein bekannt – Midea hat dem angeschlagenen Traditionskonzern Toshiba seine Sparte für Haushaltsgeräte abgekauft. Schon seit vergangenem Jahr kooperiert Midea bei der Herstellung von Profi-Klimaanlagen mit Bosch.

    Nun will das chinesische Unternehmen einen vorhandenen Anteil an dem deutschen Roboterbauer Kuka von 13,5 auf über 30 Prozent aufstocken. Das passt zur Firmenstrategie. „Wir müssen in jedem wichtigen Markt vertreten sein“, sagt Midea-Präsident Paul Fang.

    Chinesische Unternehmen kaufen sich in Firmen in Deutschland ein

    Chinesische Unternehmen kaufen sich seit einigen Jahren in Firmen in Deutschland ein. Beispiele:

    EEW ENERGY: Die chinesische Holding Beijing Enterprises gibt Anfang Februar bekannt, den Spezialisten in der Müllverbrennung EEW Energy from Waste aus Helmstedt für rund 1,44 Milliarden Euro zu übernehmen.

    KRAUSSMAFFEI: Der Spezialmaschinenbauer wurde im Januar von ChemChina, dem größten Chemiekonzern Chinas, für 925 Millionen Euro gekauft. ChemChina kam unlängst erneut in die Schlagzeilen - mit einem 43-Milliarden-Dollar-Angebot für den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta.

    KOKI TECHNIK TRANSMISSION SYSTEMS: Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.

    HILITE: Avic übernimmt 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.

    TAILORED BLANKS: Der Industriekonzern Thyssenkrupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KIEKERT: Der Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme, Kiekert, ging 2012 in chinesische Hände. Der Hersteller aus Heiligenhaus bei Düsseldorf wurde vom börsennotierten chinesischen Automobilzulieferer Lingyun übernommen.

    Mit dem Niedergang der europäischen und japanischen Konkurrenz bleiben vor allem Südkorea und China im Rennen. Für globale Geltung reiche es jedoch nicht, die eigenen Produkte einfach zu exportieren: Das Unternehmen brauche weltweit Marken und Stützpunkte, um „auf Weltklasseniveau ganz vorne mitzuspielen“.

    Nun Kuka. Eigentlich passt der Roboterhersteller nicht ganz zum Profil von Midea, einem Anbieter von Hausgeräten für Endkunden. Dafür passt Kuka bestens in die große Strategie der chinesischen Regierung. Premier Li Keqiang hat erst kürzlich seinen Plan „Going Out 2.0“ bekräftigt: „Wir können nicht dabei stehen bleiben, Textilien oder Schuhe zu exportieren. Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit für hochtechnische Qualitätsprodukte auf den Weltmärkten beweisen.“ Li fordert die Unternehmen seines Landes auf, Chancen für internationale Firmenkäufe wahrzunehmen. Kernprojekte seines Wirtschaftskonzepts sind die Initiativen „Made in China 2025“ und „Industrie 4.0“. Bei beiden geht es um die Aufwertung der Produktionsweise mit hoch entwickelten Werkzeugmaschinen und Robotern. Die Möglichkeit, sich an einer deutschen Perle wie Kuka zu beteiligen, ist der Traum chinesischer Wirtschaftsplaner.

    Midea ist dabei selbst ein hervorragendes Beispiel für die rasche Aufwertung der chinesischen Wirtschaft. Bis vor wenigen Jahren hat das Unternehmen unter eigenem Namen ausschließlich Ware für den chinesischen Markt produziert – supergünstig, aber allenfalls in mittlerer Qualität. Die Produkte gehörten alle zur überkommenen Generation der Technik. Standardkühlschränke eben. Mit Blick auf den internationalen Markt hat das Unternehmen Billigprodukte für Discountmärkte unter fremder Marke hergestellt. Doch in den vergangenen fünf Jahren hat Midea umgeschaltet. Das Unternehmen investiert einen substanziellen Teil des Überschusses in eigene Entwicklung und in besseres Design. Es leistet sich hochwertigere Produktlinien, die den ebenfalls gestiegenen Ansprüchen der chinesischen Mittelklasse genügen.

    Damit hat Midea seit sehr einfachen Anfängen im Jahr 1968 einen weiten Weg genommen. Damals tobte in China noch die Kulturrevolution. Es herrschte knallharter Kommunismus: Privateigentum war weitgehend abgeschafft, die Wirtschaft war kollektiviert. Der damals 26-jährige He Xiangjian ließ sich jedoch von diesem Klima nicht abschrecken und eröffnete eine kleine Werkstatt, in der er Verschlüsse für Plastikflaschen herstellte.

    Probleme oder Skandale sind von Midea nicht bekannt

    Nach der Öffnung der Wirtschaft ab den späten 70er Jahren hat He nach und nach all das angeboten, was die Chinesen mit ihrem steigenden Lebensstandard für ihre Häuser nachgefragt haben. Erst einfache Ventilatoren, dann computergesteuerte Klimasysteme. Heute ist He mit einem Privatvermögen von mehr als acht Milliarden Euro einer der reichsten Männer der Welt. Inzwischen hat er sich aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen.

    Seine Nachfolger setzen Hes wertorientierte Strategie der Geschäftsentwicklung fort. Probleme oder Skandale sind von Midea nicht bekannt. Die aktuelle Einkaufstour der Chinesen geht dabei auch auf die Lage am Währungsmarkt zurück: Die chinesische Währung, der Yuan, ist derzeit teuer, der Euro ist nach Jahren der Krise billig. Deutsche Firmen mit ihren etablierten Marken, ihrer Firmenkultur und ihren Patenten erscheinen aus chinesischer Sicht derzeit spottbillig.

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