Für alle, die es eilig haben: Hier geht es direkt zu unserer Bürgerrecherche.
Es vergeht aktuell kaum eine Woche, in der wir nicht über Stellenabbau in Augsburg berichten. Premium Aerotec und MAN Energy Solutions sind nur die prominentesten Beispiele von Unternehmen, die beim Personal kürzen wollen. Viele kleinere Unternehmen, die nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, haben das mitunter schon getan. Die Corona-Krise traf vor allem Einzelhändler und Gastronomie hart.
Die Folge: 2305 Menschen haben sich seit März in Augsburg neu arbeitslos gemeldet. Das ist ein Anstieg von 26 Prozentpunkten im Vergleich zu den Werten vor Corona. Neben den offiziell arbeitslos Gemeldeten kann man von einer hohen Anzahl von Menschen ausgehen, die in Augsburg in finanzielle Notlage geraten, aber in keiner Statistik erfasst sind.
Solo-Selbstständige und Nebenjobber trifft es hart
Viele Solo-Selbstständige aus dem Kultur- und Veranstaltungsbereich berichten, dass sie von Erspartem leb(t)en oder gar Grundsicherung beantragen mussten. Vor einigen Wochen machten Studenten mit einer Demonstration auf ihre missliche Lage aufmerksam. Die Organisatoren der Demo vermuten, dass tausende Studenten ihren Nebenjob verloren hätten und damit auch die finanzielle Grundlage für ihr Studium. In den sozialen Netzwerken gibt es Stimmen von Uni-Absolventen, deren fest zugesichertes Jobangebot weggebrochen ist.
Bürgerrecherche "Job weg - und nun?": Journalisten und Bürger als Team
Um das Schlingern des Augsburger Jobmarktes zu analysieren, ist am Montag unsere Bürgerrecherche: "Job weg - und nun?", gestartet. Darin rufen wir Menschen in Augsburg auf, die Geschichte ihres Jobverlusts der vergangenen Monate zu erzählen. Explizit sprechen wir auch diejenigen an, die solo-selbstständig sind, in befristeten Verträgen arbeiten oder Geld als Nebenjobber verdienen.
Wir wollen die aktuelle Situation auf Augsburgs Arbeitsmarkt genau analysieren. Unser Mittel ist die sogenannte digitale Bürgerrecherche, bei der wir jeden Betroffenen einladen mitzumachen.
Wie Bürgerrecherchen im Regionalen funktionieren
Spricht man über digitale Bürgerrecherchen in Deutschland, dann kommt man an einem Verein nicht vorbei: Correctiv. Das gemeinnützige Recherchezentrum mit Sitz in Essen und Berlin finanziert sich über Spenden von Einzelpersonen und über Stiftungsgelder. Ein Schwerpunkt des Vereins ist die investigative Recherche im Lokalen. Ein häufig gewähltes Mittel ist die Bürgerrecherche.
Das Prinzip ist simpel: Journalisten und Bürger teilen sich die Arbeit. So geschehen in einem Projekt von Correctiv und Frankfurter Allgemeine Zeitung. Darin fragten die Journalisten ihre Leser, wie hoch die Dispozinsen sind, die sie bei ihrer Sparkasse zahlen müssen. Das Ergebnis war, dass die Dispozinsen bei den einzelnen Sparkassen stark schwanken. In manchen Kommunen zahlten Sparkassenkunden nur etwa sechs Prozent, in anderen 12,2 Prozent Dispozinsen. Zu dieser Erkenntnis gelangten Bürger und Journalisten, weil sie zusammengearbeitet hatten.
Zuletzt recherchierte Correctiv mit dem Bayerischen Rundfunk, wer die Eigentümer von Wohnhäusern in Augsburg, München und Würzburg sind. Über 1000 Menschen aus den drei Städten gaben an, wer ihr Vermieter ist. Das Ziel hinter dem Projekt: Transparenz auf dem Mietmärkten herstellen.
Die Daten werden in Deutschland gespeichert
Wir wollen mit unserer Bürgerrecherche herausfinden, was während Corona auf dem Arbeitsmarkt passiert. Welche Jobs sind weggefallen, wie viel Geld haben Augsburger verloren, was sind die Geschichten dahinter?
Uns ist bewusst, dass wir Sie damit bitten, sensible Daten und Informationen mit uns zu teilen. Wir versichern Ihnen, dass wir diese Daten ausschließlich dazu nutzen, das Sachthema auszuwerten. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, uns Ihre Informationen anonym zu übermitteln.
Für die Datenübermittlung hat uns Correctiv ein Instrument zur Verfügung gestellt. Den sogenannten Crowdnewsroom. Kurz gesagt, ein Umfragetool. Warum brauchen wir Correctiv für dieses Projekt? Wir stellen so sicher, dass die Daten auf deutschen Servern gespeichert sind und verschlüsselt vorliegen. Correctiv hat in der Vergangenheit unter Beweis gestellt, dass sie dies mit der nötigen Sorgfalt tun.
Die digitale Bürgerrecherche ist eine geeignete Methode, um eine gesellschaftlich wichtige Frage zu beantworten. Der Bürger und der Journalist arbeiten gemeinsam. Lassen Sie uns Klarheit darüber verschaffen, wie sich Augsburgs Arbeitsmarkt während Corona verändert hat. Und wer die Gesichter und die Stimmen sind, die unmittelbar von der Krise betroffen sind.
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme - und darüber, wenn Sie Ihren Freunden und Bekannten von dem Projekt erzählen.
Lesen Sie dazu auch unsere Reportage zum Projekt: Job weg wegen Corona: "Ich habe mich nutzlos gefühlt"
Das Projekt wird unterstützt von Netzwerk Recherche.
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