Wer gerne unter freiem Himmel frische Waren kauft, muss dafür nicht unbedingt auf den Stadtmarkt gehen. Auch in den Stadtteilen bieten Beschicker auf Wochenmärkten Gemüse, Obst, Käse, Wurst und noch so einiges mehr an. Diese Form des Einkaufserlebnisses ist gefragt: In den vergangenen Jahren sind Angebote im Bärenkeller und zuletzt im Gögginger Neubaugebiet dazugekommen. Die Initiative geht meist von örtlichen Interessensgemeinschaften aus, die damit zugleich einen Treffpunkt und Ort der Kommunikation schaffen (siehe auch Kommentar).
Spärliche Einkaufsmöglichkeiten im Stadtteil
Im Bärenkeller kämpfte die Aktionsgemeinschaft lange für einen Wochenmarkt. Seit ein paar Jahren können die Bewohner jeden Samstagvormittag auf dem Bürgerplatz Salat, Salami und vieles mehr in ihre Taschen packen. Selbst bei Wind und Wetter kommen die Kunden, denn die Einkaufsmöglichkeiten sind im Stadtteil spärlich. Elisabeth Rast schätzt den samstägigen Besuch auch noch aus einem anderen Grund: „Ich gehe nicht so gern in den Supermarkt. Hier ist das Einkaufen individueller, persönlicher, und die Ware ist sehr frisch“, sagt sie. Dafür müsse man auch etwas mehr bezahlen.
Dass an diesem Samstag die Pro-Bärenkeller-Vorsitzende Christine Deschler mit ihren Kollegen die Kohlköpfe verpackt, liegt daran, dass ein Stammgemüsehändler aus persönlichen Gründen abgesprungen ist. „Wir bekommen jetzt Bioware geliefert, müssen aber ein paar Wochen überbrücken, bis unser Lieferant Armin Salzmann selbst einen Verkäufer stellen kann“, sagt Deschler. Der Aktionsgemeinschaft ist es wichtig, dass sich die Kunden auf ein ständiges Angebot verlassen können. „Gerne würden wir unser Sortiment etwa um Brot oder frischen Fisch noch erweitern“, sagt Deschler.
Je vielfältiger, desto attraktiver
Doch es ist nicht leicht, neue Beschicker zu finden. Das weiß auch Wirtschaftreferentin Eva Weber. Da es zahlreiche Wochenmärkte in der Region gebe, seien die Händler stark ausgelastet. „Neue Beschicker, die sich für Augsburg interessieren und auf uns zukommen, vermitteln wir gerne direkt weiter. Denn je vielfältiger das Angebot ist, umso attraktiver wird ein Wochenmarkt“, sagt Weber.
Für das Wirtschaftsreferat leisten Wochenmärkte einen wichtigen Beitrag zu einer „möglichst flächendeckenden Nahversorgung“, vor allem dort, wo sich fußläufig kein weiteres Lebensmittelangebot befindet. Das ist beispielsweise bei dem jüngsten Markt der Fall. Seit eineinhalb Jahren gibt es jeden Donnerstag Frisches im Gögginger Neubaugebiet an der Bürgermeister-Miele-Straße.
Dort schließt das Angebot unter Regie einer Interessensgemeinschaft eine Versorgungslücke. Um das Sortiment zu optimieren, befragte die städtische Wirtschaftsförderung im vergangenen Jahr die Kunden. Dabei kam heraus, dass hier im Neubaugebiet jüngere Familien die Hauptzielgruppe sind. Laut Eva Weber sind derartige Befragungen in diesem Jahr auch in anderen Stadtteilen geplant.
Ganz oben auf der Agenda
Bei aller Beliebtheit ist der bestehende Gögginger Markt nur ein „Nebenprodukt“. Eigentlich war geplant, das Stadtteilzentrum durch ein derartiges Angebot zu stärken. Nach wie vor steht dort ein Wochenmarkt ganz oben auf der Agenda. Doch trotz einer intensiven Standortsuche und zahlreichen Gesprächen mit Grundstückseigentümern habe sich bislang keine geeignete Fläche gefunden, bedauert Weber.
Da ist Lechhausen, Augsburgs zweitgrößter Stadtteil, besser dran. Trotz der anstehenden Bauarbeiten im Zentrum werden die Beschicker auch weiterhin – wie seit mehr als 25 Jahren – am Freitag ihre Stände in der Widderstraße aufbauen. Ohne den Wochenmarkt würde im Stadtteil „kolossal was fehlen“, sagt Werner Mordstein, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Lechhauser Vereine und Organisationen. Sieben Fieranten – Metzger, Gemüse-, Obst- und Käsehändler – seien vertreten und sorgten für eine beachtliche Frequenz. Trotz größter Bemühungen sei es ihm bislang jedoch noch nicht gelungen, einen Fischhändler zu gewinnen.
Neben einem breiten Angebot kommt es aber auch auf den Standort an. Ein Großteil der Wochenmärkte findet auf zentralen Plätzen wie etwa auf dem Europaplatz im Univiertel oder dem Zwölf-Apostel-Platz in Hochzoll statt. In Oberhausen sorgt die Lage direkt am Verkehrsknotenpunkt Bahnhof für Kundenfrequenz.
Die günstige Lage dürfte auch der Grund sein, warum sich auf dem Parkplatz des Dehner-Gartencenters in Kriegshaber ein Wochenmarkt etabliert hat. „Wir sind schon seit zehn Jahren hier“, sagt Gemüse- und Obsthändler Peter Pott. Auch „Der Käsemann“ und Uwe Wirth aus Horgau sind seit Langem am Freitag und Samstag an der Bürgermeister-Ackermann-Straße anzutreffen. Wirth lockt unter anderem mit Spezialitäten wie Nudeln und Eierlikör (beides von Eiern der eigenen Hennen) seine Kunden an. „Und was wir nicht selbst haben oder herstellen, kommt von anderen regionalen Erzeugern.“
Win-win-Situation entsteht
Auch wenn die Stände in Kriegshaber auf Firmengrund nicht zu den offiziellen Wochenmärkten zählen, sind die Beschicker mit dem Standort sehr zufrieden und sprechen von einer Win-win-Situation: Die einen Kunden kämen wegen des Gartenmarkts und entdeckten dann die Marktstände. Andere wollten eigentlich nur Obst und Gemüse kaufen und packten dann zusätzlich noch einen Rasenmäher in den Kofferraum.
Warum Wochenmärkte wertvoll für die Stadtteile sind, lesen Sie im Kommentar.