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Augsburg: Wie es nach der Insolvenz der Weinkellerei Bayerl weitergehen soll

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Wie es nach der Insolvenz der Weinkellerei Bayerl weitergehen soll

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    Noch ist außen auch der Schriftzug der insolventen Weinkellerei Bayerl zu sehen. In dem Laden in der Philippine-Welser-Straße in Augsburg befindet sich jetzt aber das "WeinWerk".
    Noch ist außen auch der Schriftzug der insolventen Weinkellerei Bayerl zu sehen. In dem Laden in der Philippine-Welser-Straße in Augsburg befindet sich jetzt aber das "WeinWerk". Foto: Silvio Wyszengrad

    Wird der in Augsburg bekannte Name „Weinkellerei Bayerl“ bald Geschichte sein? Das Traditions-Weinhaus ist im Frühjahr in die Insolvenz geschlittert. Inzwischen ist klar, dass die Firma nicht weitergeführt wird. Das Unternehmen wird abgewickelt. Alles, was noch Geld bringen kann, etwa Fässer, Abfüllgeräte und Lagerbestände an Wein und Spirituosen, wird derzeit verkauft.

    Die Insolvenzverwalterin rechnet nach Informationen unserer Redaktion aber nicht damit, dass genug Geld zusammen kommt, um die offenen Rechnungen zu begleichen. Die beiden Inhaber des insolventen Unternehmens wagen indessen aber einen Neuanfang. Sie haben unter einem neuen Namen kürzlich erneut einen Wein- und Spirituosenhandel gegründet. „WeinWerk Augsburg“ lautet der Name der neuen Firma.

    Geschäftsführer Alexander Manko sagt, er habe aus Fehlern der Vergangenheit gelernt und arbeite deshalb jetzt an einem Neustart. Seit Anfang Juli ist das Geschäft in der Philippine-Welser-Straße wieder geöffnet. Manko hat die Ladeneinrichtung und den Warenbestand aus der Insolvenzmasse seiner alten Firma meistbietend herausgekauft, teilt die Insolvenzverwalterin, die Rechtsanwältin Andrea Wolf von der Kanzlei Schneider, Geiwitz und Partner auf Anfrage mit.

    In Augsburg-Oberhausen soll es künftig einen neuen Hauptsitz des Weinhandels geben

    Alexander Manko hatte zusammen mit einem Partner Anfang 2013 die bis dahin im Familienbesitz befindliche Weinkellerei Bayerl übernommen. Heute sagt er: „Wir sind sehr ambitioniert angetreten, dem Traditionsnamen neuen Glanz zu verleihen.“ Irgendwann aber hätten sie einsehen müssen, dass die „Firma in dieser Art nicht mehr zeitgemäß war“. Manko nennt unter anderem „zu hohe Fixkosten“. Deshalb hätten sie auch keine Möglichkeit mehr gesehen, die Weinkellerei mit ihren rund einem Dutzend Mitarbeitern weiterzuführen.

    Das neue „WeinWerk“-Konzept sieht weiterhin einen Laden in der Innenstadt vor. Hauptsitz soll aber ein altes Industriegebäude in Oberhausen werden, das derzeit hergerichtet wird. Auf dem Areal an der Flurstraße ist ein Lager und Verkauf vorgesehen. Außerdem plant Alexander Manko dort auch Veranstaltungen wie Weinproben. Mittelfristig soll es auch Koch-Events geben. „Wir wollen insgesamt stärker in Richtung Kulinarik und Feinkost gehen“, sagt er. Das Gelände mit seinem Industrie-Charme biete viele Möglichkeiten. Bei den Weinen liege der Schwerpunkt auf familiengeführten Weingütern in Italien, deren Weine sonst in Augsburg nicht erhältlich seien. Auch Spirituosen soll es weiterhin geben – aber ebenfalls nur Marken, die man nicht aus dem Supermarkt kennt.

    Aus der Weinkellerei Bayerl ist das "WeinWerk" geworden: Geschäftsführer Alexander Manko wagt nach der Insolvenz einen Neuanfang
    Aus der Weinkellerei Bayerl ist das "WeinWerk" geworden: Geschäftsführer Alexander Manko wagt nach der Insolvenz einen Neuanfang Foto: Silvio Wyszengrad

    Selbst Wein in Flaschen abfüllen will Manko nicht mehr. Dieses Geschäftsmodell habe sich überlebt, sagt er. Damit ist das „WeinWerk“ auch keine Kellerei mehr, „Bayerl“ war die bis dato letzte Augsburger Weinkellerei. Alexander Manko sagt, er bekomme in diesen Tagen viele positive Rückmeldungen zu dem neuen Konzept. Er habe Investoren und Partner gefunden, die bereit gewesen seien, den Neustart zu unterstützen. Es gibt allerdings auch noch andere Stimmen – von ehemaligen Mitarbeitern, die noch auf Gehaltszahlungen warten, und Lieferanten, die auf offenen Rechnungen sitzen. Sie sehen es kritisch, dass die alte Firma abgewickelt wird und nun mit frischem Geld eine neue Firma gegründet worden ist. Manko zeigt dafür Verständnis, sagt aber, dass es aus seiner Sicht keine Alternative mehr zu der Insolvenz gegeben habe.

    Derzeit prüfen auch Ermittler der Kriminalpolizei, ob bei der Insolvenz alles mir rechten Dingen zugegangen ist. Es gebe aktuell ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betrugs und der Insolvenzverschleppung, bestätigt ein Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Vor einiger Zeit schon seien deshalb auch Wohn- und Geschäftsräume durchsucht worden. Auch Zeugen wurden offensichtlich bereits befragt. Zu diesem laufenden Verfahren könne er derzeit nichts sagen, sagt Alexander Manko. Dass in der Vergangenheit eventuell auch Fehler gemacht worden seien, will er aber nicht bestreiten.

    Geld aus Weinverkäufen, das für die Perlachturm-Sanierung gedacht war, ist durch die Insolvenz weg

    Verloren ist auch das Geld, das Kunden in den sogenannten „Perlach-Wein“ investiert haben. Im Jahr 2017 hatte die Weinkellerei eine Wein- und Sektkollektion mit dem Namen des Perlachturms aufgelegt. Fünf Euro pro verkaufter Flasche sollten in die Sanierung des Turms fließen. Die Weine haben sich offenbar ganz gut verkauft. Bei der Stadt ist aber kein Geld angekommen, das räumt auch Alexander Manko ein. Das Geld sei im Zuge der Insolvenz leider nicht mehr verfügbar, sagt er. Er könne sich aber gut vorstellen, auch in Zukunft wieder Projekte wie die Perlachturmsanierung zu unterstützen.

    Mit der Stadt ist der Geschäftsführer eigenen Angaben zufolge derzeit in Gesprächen, was die Zukunft des Geschäfts in der Philippine-Welser-Straße angeht. Manko würde mit dem „WeinWerk“ gerne langfristig in den Räumen bleiben, die der Stadt gehören. Ein Problem allerdings: Wegen der Insolvenz hat die Stadt noch offene Mietforderungen. Aktuell hat das „WeinWerk“ die Räume nur zur Zwischennutzung angemietet, im Herbst soll die Fläche nach Angaben der Stadtverwaltung neu ausgeschrieben werden. Alexander Manko sagt, er hoffe darauf, dass die Stadt seinen Neustart unterstützt, in dem er einen Mietvertrag erhält. Sollte das nicht klappen, will er sich nach einem anderen Standort in der Innenstadt umsehen.

    Die Leidenschaft zum Wein habe er zunächst privat entwickelt, erzählt Alexander Manko. Dann gründete er mit einem Partner nebenberuflich einen Wein-Import für italienische Weine. Im Jahr 2013 entschied sich Manko, der zuvor für eine größere Unternehmensberatung tätig war, ganz ins Geschäft mit Wein einzusteigen. Weil es für ihn eine Leidenschaft ist, will er trotz der aktuellen Probleme auch nicht aufgeben.

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