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Augsburg: Wie der Gratis-Nahverkehr in der Innenstadt aussehen soll

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Wie der Gratis-Nahverkehr in der Innenstadt aussehen soll

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    In Augsburg soll der Nahverkehr in der Innenstadt ab 2019 kostenlos werden.
    In Augsburg soll der Nahverkehr in der Innenstadt ab 2019 kostenlos werden. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolfoto)

    Die Stadtwerke planen ab Mitte oder Ende 2019, den Nahverkehr in der Innenstadt für alle Fahrgäste kostenfrei anzubieten. Eingeführt werden soll eine sogenannte „City-Zone“, die sich vom Königsplatz/Moritzplatz jeweils eine Haltestelle weit erstreckt. Insgesamt sind acht Haltestellen umfasst, das heißt: Im Gebiet zwischen Hauptbahnhof, Theater, Rathausplatz, Ulrichsplatz und Frohsinnstraße können Busse und Straßenbahnen der Stadtwerke gratis genutzt werden. Augsburg dürfte die einzige Großstadt in Deutschland sein, die ein derartiges Modell umsetzt.

    Stadt und Stadtwerke stellten die Überlegungen am Donnerstag im Stadtrat vor. Im Vorfeld war nur ein kleiner Kreis eingeweiht. Ziel sei, so die für den Nahverkehr zuständige Bürgermeisterin Eva Weber (CSU), die Luft in der Innenstadt sauberer zu bekommen. Bekanntermaßen wird in der Karlstraße der Grenzwert für Stickoxid überschritten. „Die Idee ist, mit dem Gratis-Nahverkehr den Parksuchverkehr einzudämmen.“ Die Fahrt mit dem Nahverkehr in die Innenstadt werde attraktiver, weil Passanten sich dort frei mit Bus und Tram bewegen können. Wer von auswärts mit dem Auto kommen wolle, könne am Rand der Zone ins Parkhaus fahren und dann in der Innenstadt umweltfreundlich unterwegs sein. Angesprochen seien Augsburger genauso wie Touristen. Mit der Tarifreform habe die Maßnahme nichts zu tun, so Weber. „Es ist eine Maßnahme zur Reinhaltung der Luft.“

    Hauptziel ist es, die Luft in der Innenstadt sauberer zu bekommen

    Ein indirekter Effekt ist aber, dass der Geltungsbereich des Kurzstreckentickets für Fahrgäste mit Ziel Königsplatz um mindestens eine Haltestelle verlängert wird. Beispiel: Fahrgäste aus Pfersee mit dem Ziel Königsplatz könnten mit dem Kurzstreckenticket statt an der Eberlestraße schon bei der Herz-Jesu-Kirche – und somit eine Haltestelle früher – einsteigen, weil sie am Hauptbahnhof in die City-Zone kommen. Eine komplette Kompensation der Verschlechterungen, die die Reform für manchen Gelegenheitsfahrer brachte, ist das nicht. Allerdings dient das Kurzstreckenticket für Fahrgäste mit Ziel Innenstadt nun eher als Ersatz für die weggefallene Zone 10. Auf den Linien 2 und 3 Richtung Haunstetten wird ein Zustand wie vor der Tarifreform hergestellt. Für die Gögginger gibt es sogar eine Verbesserung zum Zustand vor der Reform, weil sie künftig ab der Bergstraße mit der Kurzstrecke in die Innenstadt fahren dürfen. Auf allen anderen Linien bleibt ein Unterschied von einer Haltestelle zum Zustand vor der Reform.

    Die Reform und mögliche Änderungen

    Kernpunkte: Als Ziel gab der Augsburger Verkehrsverbund (AVV) an, durch die Reform mehr Abonnenten gewinnen zu wollen. In Augsburg war die gravierendste Veränderung die Verschmelzung der Zonen 10 und 20 zu einer. In der Regel müssen nun zwei Streifen abgestempelt (2,40 Euro) oder ein Einzelticket (2,90) gekauft werden.

    Eine Zone hatte zuvor die Hälfte gekostet. Das neue Kurzstreckenticket gilt für vier Haltestellen. Im Gegenzug wurde unter anderem das günstige 9-Uhr-Abo eingeführt.

    Kritik: In Augsburg wurden vor allem die Verschmelzung der Zonen und die Grenze von neun Uhr beim Spar-Abo kritisiert.

    Nun sind einige Änderungen geplant. Und zwar:

    Zustempeln: Wer ein Abo der Zonen 10 oder 20 hat und über die Grenze seiner Zone im Stadtgebiet hinausfährt, musste bisher zwei Preisstufen mit dem Einzelfahrschein zustempeln. Künftig wird als Aufpreis zum Abo nur eine Preisstufe fällig.

    Wochenkarte: Die Wochenkarte wird wieder eingeführt.

    Stadtteil-Kurzstrecke: Für einige ausgewählte Stadtteile wird die Kurzstrecken-Regelung aufgeweicht. Das soll es Bewohnern ermöglichen, das nächstgelegene Stadtteilzentrum zu erreichen.

    Konkret geht es um die Stadtteile Bärenkeller, Inningen, Bergheim, Firnhaberau und Hochzoll-Süd; Letzteres nur vorübergehend, bis es am Zwölf-Apostel-Platz wieder einen Supermarkt gibt.

    Kosten: All diese Maßnahmen werden mindestens 260.000 Euro im Jahr kosten, hinzu kommen Einmalkosten von mindestens 110.000 Euro. Wer dafür aufkommt, ist noch ungewiss.

    Nicht umgesetzt werden sollen:

    Kurzstreckenverlängerung: Eine generelle Verlängerung der Kurzstrecke auf sechs oder mehr Haltestellen wird nicht kommen. Grund: mindestens zwei Millionen Euro Einnahmeverluste pro Jahr allein im Stadtgebiet.

    365-Euro-Ticket: Ein 365-Euro-Jahresticket ohne Sperrzeit am Morgen (momentan 9 Uhr) lehnen die Verkehrsunternehmen ab – es sei mit 12,5 Millionen Euro zu teuer.

    Fahrkartenverkauf: Das neue Kurzstrecken-Ticket soll auch künftig nicht in Straßenbahnen erhältlich sein. Es gibt nur das Einzelticket. Die Stadtwerke argumentieren, dass die Trams dadurch pünktlicher unterwegs seien.

    Bahn-Kurzstrecke: Eine Nutzung der Kurzstrecke im S-Bahn-ähnlichen Bahnverkehr scheitere, wie es heißt, unter anderem am Widerstand der Bahnunternehmen.

    Die Stadtwerke gehen davon aus, dass sie durch das Kostenlos-Angebot jährlich 500.000 Euro weniger einnehmen. Dieses Minus soll zumindest teilweise über Fördermittel vom Land sowie aus dem eine Milliarde Euro schweren Diesel-Fonds refinanziert werden. Das Modell sei ein „gewagter Wurf“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza. Allerdings sei durch das Thema Luftreinheit und auch durch den Vorstoß der Bundesregierung, den Nahverkehr in fünf Modellstädten probeweise kostenlos anzubieten, Bewegung ins Thema gekommen. Augsburg habe sogar beim Bundesverkehrsministerium gefragt, ob man Modellstadt für einen komplett kostenlosen Nahverkehr werden könnte, so Bürgermeisterin Weber. Allerdings habe das Ministerium abgewunken.

    Hören Sie hier unseren Bayernversteher-Podcast zum Thema Mobilität:

    Casazza kündigte an, das Vorhaben auch unabhängig von Zuschüssen umzusetzen. Es gebe „kein Zurückrudern“. Die Haltestellen innerhalb der City-Zone sollen besonders gekennzeichnet werden. Für die Stadtwerke ergebe sich die Chance, mit dem Gratis-Angebot auch „reinrassige Autofahrer“ an den Nahverkehr heranzuführen. Im Stadtrat wurden die Pläne fraktionsübergreifend begrüßt. Allerdings sprachen mehrere Stadträte an, dass so für Abonnenten eine gefühlte Ungerechtigkeit entstehe, wenn jedermann kostenlos in der City fahren könne. „Wer mit dem Auto kommt, fährt gratis Tram in der Innenstadt, wer mit dem Abo kommt, zahlt“, so Alexander Süßmair (Ausschussgemeinschaft).

    Weitere Idee ist "smart parking" in Maxstraße

    Der Gratis-Nahverkehr ist ein Baustein eines Mobilitätskonzepts für die Innenstadt, das die Stadt momentan ausarbeitet. Weitere Bestandteile sind drei vollautomatische Fahrradparkhäuser mit Kapazitäten für jeweils 120 bis 150 Räder. Sie sollen am Stadtmarkt/Ernst-Reuter-Platz, in der Haunstetter Straße (Hochschule) und in der Hochfeldstraße am Zugang zum Zughaltepunkt Haunstetter Straße entstehen. Die Nutzung soll kostenlos sein. „Andernfalls schließen die Besitzer von teuren Rädern diese weg und die Schrotträder stehen draußen“, so Baureferent Gerd Merkle. Eine weitere Idee ist, in der Maximilianstraße einen Versuch für „smart parking“ zu unternehmen. Ein Gummiband am Boden registriert, wenn Autos auf den Parkstreifen fahren oder ihn verlassen. Ein Rechner ermittelt, ob es in dem Areal freie Plätze gibt. Autofahrer können sich das auf dem Handy via App anzeigen lassen. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) erklärte, dass man kein Verkehrsmittel ausschließen wolle. Es gehe darum, Angebote an alle Verkehrsteilnehmer zu machen.

    Mit dem Gratis-Nahverkehr könnten Autofahrer ihren Wagen am Rand der Stadt parken und dann mit Bus oder Tram weiterfahren. Eine Übersicht über die Parkhäuser in Augsburg finden Sie hier:

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