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Wie Siebenbrunn zu Augsburg kam

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Wie Siebenbrunn zu Augsburg kam

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    Die Schule bekamen die Siebenbrunner nach der Eingemeindung von Augsburg als Geschenk. Foto: Silvio Wyszengrad
    Die Schule bekamen die Siebenbrunner nach der Eingemeindung von Augsburg als Geschenk. Foto: Silvio Wyszengrad Foto: Silvio Wyszengrad

    Doch das Vororte-Sextett wusste schon, warum: Die Gemeindekassen waren gähnend leer, hohe Schulden standen zu Buche, und den gestiegenen Anforderungen des Gesund-heits-, Schul- und Armenwesens konnte nicht mehr nachgekommen werden. Groß war deshalb bei der Stadt am Lech die Freude über das Anliegen der sechs kleinen kommunalen Nachbarn nicht. Übrigens: Mit am Verhandlungstisch saßen anfangs auch die Gögginger und die Haunstetter. Da denen aber finan-ziell das Wasser nicht gleich bis zum Halse stand, zogen sie sich bald wieder gegen Süden zurück und konnten so noch ein gutes halbes Jahrhundert der rot-grün-weißen Zirbelnussfahne entgehen.

    Irgendwie ist es schon nachvollziehbar, dass die Augsburger dem Begehren der sechs Vororte - zumindest anfänglich - ziemlich reserviert gegenüberstanden. Dies zur selben Zeit, als sich München immerhin 12 und Nürnberg gleich 16 Umlandgemeinden anlachten. Augsburg hatte nämlich gerade seinen durch den Dreißigjährigen Krieg und die Neuordnung der europäischen Handelswege sowie durch die Auseinandersetzungen mit dem Kurfürstentum Bayern um die Wasserhoheit am Lech arg zerrütteten Haushalt einigermaßen ins Lot gebracht. Dieser mühevoll erreichte Status sollte nicht vorschnell wieder in Gefahr kommen.

    Entwicklungsmöglichkeiten über die "nasse Lechgrenze"

    Schließlich stellten die Augsburger aber doch ihre etwas arg vom Kämmereigeist getragenen Bedenken zurück, denn langfristig beurteilt bringt so eine Gebietserweiterung halt unbestreitbare Vorteile.

    So konnte sich Augsburg aus dem Kreise der etwas mickrigen "Gerade-schon-Großstädte" lösen, da die Einwohnerzahl von etwas über 100 000 auf immerhin fast 150 000 stieg. Flächenmäßig war die Stadt jetzt größer als die Reichshauptstadt Berlin! Und was wichtiger war: Das bislang ziemlich eingeengte Augs-burg bekam Entwicklungsmöglichkeiten und die "nasse Lechgrenze" im Osten konnte endlich überwunden werden.

    Nicht zuletzt erhielt es durch das dazugekommene Siebenbrunn das Sagen über das Gebiet seiner Trinkwasserbrunnen. Mit seitenlangen Eingemeindungsverträgen versehen und - um das Stadt-Portemonnaie nicht mit einem Schlag übermäßig zu strapazieren sowie verzögert durch den Ersten Weltkrieg - traten sie dann tapfer ihre "Einverleibung" in die große Nachbarin an: Die Siebenbrunner trauten sich zuerst. Zum 1. Januar 1911 kamen die Oberhauser und Pferseer sowie ab 1. Januar 1913 die Lechhauser und Hochzoller, ehe am 1. April 1916 Kriegshaber das halbe Dutzend komplettierte.

    Trotz der jahrelangen "Herumverhandlerei" muss man es aber respektvoll anerkennen: Die Stadt und die sechs Vororte gingen auf Au-genhöhe miteinander um. Und Augsburg half kollegial mit, noch einige schwere Brocken aus dem Weg zu räumen. So ließen sich die Distriktsämter Augsburg und Friedberg ganz nett dafür belohnen, dass ihnen plötzlich einige Gemeinden abgingen. Alles in allem konnte Oberbürgermeister Georg von Wolfram nach Abschluss der territorialen Reformen der Jahre 1910-1916 erleichtert im Stadtrat feststellen: "Alles geschah zum Nutzen der Stadt und der neuen Gemeindeteile, mit denen wir jetzt Seit' an Seit' in eine schöne gemeinsame Zukunft schreiten werden." Schön hat er das gesagt, der Herr Oberbürgermeister ... Und sein Wort hat er auch gehalten: Den Eingemeindungsvereinbarungen wurde von der Stadt treu und brav entsprochen. Selbst der Erste Weltkrieg ist nicht als Ausrede herangezogen worden, wenngleich manche Zusage zeitlich etwas gestreckt werden musste.

    Deshalb erhielten die Siebenbrunner ihre neue Schule auch erst acht Jahre, nach dem sie Großstädter wurden.

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