Für die elfte Jahrgangsstufe wird es an der Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) bald einen "Homeschooling-Day" geben, einen Tag an dem der Ernstfall geprobt wird. "An diesem Tag bleiben dann beispielsweise die elften Klassen des Ausbildungszweiges Wirtschaft zu Hause und wir simulieren einen Tag lang den Distanzunterricht", erklärt Oliver Laqua. Der Schulleiter und sein Lehrerkollegium wollen gewappnet sein, wenn plötzlich Klassen in Quarantäne gehen müssen. An der FOS/BOS war das bereits der Fall. Eine zwölfte Klasse musste sich nach einem Corona-Fall in Quarantäne begeben - seit diesem Montag können die Schüler wieder am Präsenzunterricht teilnehmen. Sie waren eine Klasse von vielen in Bayern. Allein Ende vergangener Woche befanden sich nach Angaben des Kultusministeriums rund 15.000 Schüler und über 1000 Lehrer im Freistaat in Quarantäne.
150 Aufsichten in einer Woche an der FOS/BOS
Die zwölfte Klasse an der Augsburger FOS/BOS konnte sich schnell in den digitalen Unterricht einfinden. "Sie haben das ja bereits im vergangenen Halbjahr proben können. Wir wollen sichergehen, dass das auch mit den Schülern klappt, die hier gerade angefangen haben", sagt Oliver Laqua. Für sein Kollegium bedeutet die derzeitige Situation einen "gigantischen organisatorischen Aufwand". 150 Aufsichten gibt es nun wöchentlich, die aufgrund eines gestaffelten Schulbeginns und versetzten Pausenzeiten geschultert werden müssen. Daneben müssen Lehrer flexibel reagieren. In der einen Stunde Präsenzunterricht in der Klasse geben, in der nächsten Stunde den Unterricht online halten. "Lehrer der Klasse, die sich in Quarantäne befand, sind ins leere Klassenzimmer gegangen und haben sich über das Programm Microsoft Teams mit ihren Schülern zu Hause verbunden", berichtet Laqua. Das gehe so lange gut, so lange sich nur eine der 54 Klassen in Quarantäne befindet. Laqua: "Sonst bricht unser Netz zusammen. Wir sind im pädagogischen Bereich noch nicht an das Glasfasernetz angeschlossen." Die Corona-Pandemie beschäftigt den Schulleiter seit Monaten unaufhörlich. Nicht ohne Grund habe er sich eine Fortführung der Maskenpflicht gewünscht. "Ich habe dafür gekämpft und eine starke Empfehlung ausgesprochen." Dennoch gilt seit einer Woche keine Maskenpflicht mehr an bayerischen Schulen.
An Schulen gebe es ein erhöhtes Ansteckungsrisiko
Die Stadt schätzt das Ansteckungsrisiko in Augsburg derzeit vergleichsweise gering ein. "Mit einem Wert von 16,8 bei den Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohnern ist das Risiko in Augsburg zur Zeit im Vergleich mit anderen Städten geringer", sagt Reiner Erben (Grüne), Referent für Nachhaltigkeit, Umwelt, Klima und Gesundheit. Schulen hätten wie alle Orte, an denen eine Mehrzahl von Personen in geschlossenen Räumen zusammenkommen würden, ein höheres Infektionsrisiko. Die Maßnahmen und Vorgaben der Staatsregierung würden aber in Augsburg umgesetzt werden. Bislang habe es wie berichtet nur einen Fall einer Ansteckungskette an einer Augsburger Schule gegeben. Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) sagt: "Die niedrigen Infektionszahlen sind aber kein Grund, jetzt nachlässig mit den Verordnungen und dem Infektionsschutz umzugehen. Ganz im Gegenteil: Nur wenn wir in Augsburg und in den Nachbarlandkreisen kontinuierlich die AHA+L-Regeln und alle Maßnahmen, den Infektionsschutz zu wahren befolgen, können die Infektionszahlen auf einem stabilen Wert gehalten werden." Die AHA-Regel, die besagt Abstand zu halten, Hygienevorschriften zu beachten und wenn es eng wird Alltagsmaske zu tragen wurde im Herbst durch ein L erweitert. Es bedeutet: Lüften.
14 Tage vom Präsenzunterricht ausgeschlossen
In Augsburg sind in diesem Schuljahr bislang zwölf Schulen von Quarantäne-Maßnahmen betroffen. Am Maria-Theresia-Gymnasium musste nach einem Corona-Fall die 12. Jahrgangsstufe zu Hause bleiben. "Die Quarantänezeiten werden vom Gesundheitsamt bestimmt und natürlich von uns auch eingehalten. Wenn Schüler einen negativen Corona-Test vorlegen, verkürzt das die Quarantänezeit nicht", sagt Schulleiter Jürgen Denzel. Derzeit werden Schulklassen nach einem Corona-Fall laut dem Rahmen-Hygieneplan des Kultusministeriums für vierzehn Tage vom Unterricht ausgeschlossen. Aufgrund des Kurssystems in der 12. Jahrgangsstufe musste der gesamte Jahrgang in Quarantäne gehen. Denzel: "So kann der Distanzunterricht aber auch viel effizienter organisiert werden. Das alles ist mit großen organisatorischen Anstrengungen verbunden."
Lehrkräften werde in der Corona-Pandemie viel abverlangt
Dem kann Peter Kosak, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg, zustimmen. 44 Schulen befinden sich in der Trägerschaft des Schulwerks. Während die Schüler einer 9. Klasse der neuen Bischof-Ulrich-Realschule in Augsburg aufgrund eines Corona-Falls zu Hause bleiben mussten, kam Ende der vergangenen Woche ein weiterer Fall dazu: Die 12. Jahrgangsstufe des Maristenkollegs in Mindelheim ist nun ebenfalls von Quarantäne-Maßnahmen betroffen. "Zehn Lehrer müssen dort ebenfalls erst einmal zu Hause bleiben. Das bedeutet eine massive Störung des Schulbetriebs", so Kosak. Den Lehrkräften werde ohnehin seit Monaten durch den Wechsel von Präsenz- auf Distanzunterricht und wieder zurück zum Präsenzunterricht, zahlreichen zusätzlichen Aufsichten und Vertretungen viel abverlangt. "Es fahren alle unter Volllast." Kosak hätte nicht rebelliert, wenn die Maskenpflicht an Schulen verlängert worden wäre. "Ich bin mir nicht sicher, was diesen Herbst noch alles passiert. Wir befinden uns erst am Anfang."
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Schulen sollen nicht der Buhmann sein
Lesen Sie auch:
- Schulklassen in Corona-Quarantäne: Das kommt auf Familien zu
- In zwei weiteren Schulen müssen Kinder in Corona-Quarantäne
- Eva Weber will Augsburger Bürger mehr einbinden - doch wie kann das gehen?